Einundsechzig

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~ Linn ~

Sonntag Nachmittag erreichte mich ein Anruf von Alex, der mich total erschöpft um Leos Nummer fragte. Ich war gerade dabei gewesen das Essen von Noahs Mutter aus meinem Kühlschrank zu nehmen und in die Mikrowelle zu schieben.
"Leo? Was willst du von ihm?", meinte ich zurecht verwundert.
"Es... naja... ich brauche sie halt."
Das Argument des Jahres. Was soll das denn heißen? "Ist etwas passiert?"
"Nein, nein, alles okay." So hektisch wie er klang, widerlegte er sofort seine eigene Aussage.
"Sag mir doch einfach was los ist.", murmelte ich ihm genervt zu und stellte den Timer ein. Die Mikrowelle gab ein angenehmes Hummen von sich, während ich mein Essen durch die abgedunkelte Scheibe im Blick behielt. Ich wusste nicht woher der dumme Gedanke kam, aber manchmal hatte ich Angst, dass das Essen einfach mitten im Aufwärmen Feuer fängt - was nicht sehr vorteilhaft wäre. Ich wusste ja nicht einmal ob und wo wir einen Feuerlöscher haben.
"Ich will dich nicht damit belas-" Er konnte nicht einmal aussprechen was er sagen wollte, da erklang aus schon Kiras Stimme von irgendwoher. "Verdammt Alex! Sag ihr doch einfach dass ich Hilfe brauche! Ich sterbe hier!"
Ich richtete mich aufmerksam auf und wandte mich von meinem Essen in der Mikrowelle ab. "Kira braucht Hilfe?", rief ich alamierend.
"Nein-", versuchte Alex zu erklären, aber er kam nicht weit. "Verdammt ja!", rief Kira aus dem Hintergrund und ich öffnete die Mikrowelle bevor der Timer fertig war. Das Essen ließ mit weit offener Tür ich drinnen, aber ich zog vorsorglich den Stecker aus der Wand und flitzte auf die Haustür zu, um mir eine Jacke umzuwerfen und Schuhe anzuziehen. Alex und Kira diskutierten noch immer weiter als ich das Haus verließ und abschloss.

Mond hatte mir versichert, dass soweit Noah aufwacht er ihn als erstes zwingen wird mich anzurufen - selbst wenn Noah protestieren sollte, würde Mond es durchsetzten. Also machte ich mir bislang keine Sorgen darüber. Ich wusste nur leider nicht mehr genau welches Haus am Ende von Noahs Straße Kira gehörte, also versuchte ich Alex Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen beim noch bestehenden Telefonat, während ich die Straße ablief. "Alex, verflucht nocheinmal!", rief ich ins Handy. "Hörst du mich?" Das eine Haus kam mir bekannt vor, aber ich wollte nicht riskieren beim falschen anzuläuten. "Alex!"
"Was denn?" - " Fall nicht Linn so an!"
Ich glaube das ist das erste Mal, dass ich sie so richtig streiten gehört habe. Laut Noah soll es ab und an vorgekommen sein, worüber selbst er überrascht war, aber ich konnte es ihm nicht abkaufen. Kira und Alex wirkten immer so harmisch und ausgeglichen.
"Kannst du kurz vor die Haustür kommen?", sprach ich ins Handy und musterte die Häuser mulmig.
"Hä? Warum?"
"Tu es einfach."

Wenig später trat er total erschöpft aus einem Haus heraus und ich stürmte darauf zu. "Was ist jetzt mit Kira?", fragte ich, während ich aus meinen Schuhen schlüpte und das Erdgeschoss bis zu Kiras Zimmer im Keller überquerte. "Kira!" Ich konnte sie im Raum nirgendwo finden.
"Linn, mein Schatz!", rief mir die aufgebaute Bettdecke auf ihrem Bett entgegen und ich blieb verwundert in der Tür stehen.
"Kira?"
"Anwesend."
"Bist du sicher?"
Ruckartig schlug sie die Decke von ihrem Kopf herab und musterte mich müde. "Linn, Baby, ich hab dich vermisst." Langsam fühlte ich mich unwohl. Wehe sie packt noch einen Kosenamen aus. "Wie geht es dir? Wie geht es Noah? Wie geht es euch?"
"Wie geht es dir?", fragte ich perplex nach und wandte mich Alex zu, der laut aufgähnte.
"Im Vergleich zu dir wahrscheinlich super." Aua.
"Sie hat ihre Tage.", platzte es schließlich aus Alex und ich musste nach einem überforderten Moment ein Lachen unterdrücken. Der weibliche Zyklus ist Schuld an einem Streit zwischen Kira und Alex? Das ist doch ein Scherz. "Aber in viel schlimmer und intensiver.", hing er ausatmend dran.
"Mecker nicht so viel. Ich habe hier den Uterus von uns beiden.", knallte sie ihm sofort entgegen und ich konnte nicht mehr unterdrücken zu lachen.
Kira musterte mich erschöpft, während ich versuchte zu mir zu kommen. "Nichts für ungut. Ich dachte es ist schlimme-" Doch plötzlich fiel sie zurück auf ihr Bett. "Kira!", rief ich schrill und lief auf sie zu, nur um sie schlafend und leise schnarchend vorzufinden. "Was zur Hölle?", flüsterte ich verwirrt. Sie fliegt einfach so schlafend um? Mitten im Satz? Sowas habe ich noch nie erlebt.

ᴡɪᴇ ʜᴇɪßᴛ ᴅᴇɪɴᴇ ᴡᴏ̈ʟғɪɴ? ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt