Baby, warum zierst du dich so?

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Sie kommen gut durch und erreichen schließlich den Parkplatz direkt am Strand von St. Peter Ording. Dieser ist nicht nur bei Ebbe sehr weitläufig, wodurch sich die Besucher gut verteilen und es niemals überfüllt wirkt. Wenn auch noch das Wetter nicht besonders gut ist, hat man den Strand fast für sich allein.
Die Sonne kämpft sich gerade durch die Wolken als sie aussteigen. Luisa entledigt sich ihrer Schuhe und schließt die Augen für einen Moment. Sie atmet ganz tief ein und aus. Sie liebt es am Meer zu sein, den Wind im Gesicht zu spüren, den Meeresduft in der Nase und den Sand unter den nackten Füßen.

„Wer als erstes am Wasser ist," ruft Steven freudig und sprintet los.
„Hey, das ist unfair!", ruft sie ihm lachend hinterher und folgt ihm.
Durch seinen Vorsprung erreicht er das Wasser zuerst. Es spritzt ordentlich, als er durch die flachen Ausläufe der Wellen rennt. Kurz nach ihm kommt auch Luisa an. Mit Absicht spritzt er sie ordentlich nass und flüchtet dann lachend.
„Na warte!" Sie rennt ihm hinterher und revanchiert sich mit einem großen Schwall Wasser. Sie lachen und spritzen sich gegenseitig nass.
Bevor ihre Kleidung komplett durchnässt ist, entfernt sich Luisa ein paar Meter vom Wasser. Sie breitet das mitgebrachte Handtuch aus und sie lassen sich beide darauf nieder. Auf das Meer schauend genießen sie einfach den Moment.
„Is' echt nice hier!"
„Ja, ich liebe die Weite. Und ist halt nicht so überlaufen wie in der Lübecker Bucht an der Ostsee."
Er nickt, während er mit den Kordeln seines Hoodies spielt.
„Aber wo gibt's jetzt das weltbeste Fischbrötchen, das du mir versprochen hast?" Er steht auf und reicht ihr seine Hand, um ihr hochzuhelfen. Sie nimmt das Hilfsangebot an, woraufhin er sie schwungvoll hochzieht. So schwungvoll, dass sie fast in seinen Armen landet.
„Mh, irgendwie hab' ich schon wieder ein Deja-vu," grinst sie den gutgelaunten Rapper an. Doch bevor die Situation auch nur ansatzweise intim werden könnte, bückt sie sich nach ihren Sachen und rennt auf zwei Schaukeln, die am Strand stehen, zu.
„Wer als erster bei den Schaukeln ist!"
„Na warte, ich krieg' dich!"
Steven nimmt seine weißen Airforce und folgt ihr. Kurz vor dem Ziel schafft er es, sie zu überholen und knapp als erster auf der Schaukel zu sitzen.
„ERSTER!"
Sie streckt ihm die Zunge heraus. Dann fangen sie an, Schwung zu holen und schaukeln immer höher und höher.
„Mal gucken, wer weiter springen kann....auf 3!", ruft Steven.
Mit jedem synchronen Schwung zählen sie....1.....2.....3....Gleichzeitig lassen sie los und springen von der Schaukel nach vorne. Sich kringelig lachend landen sie im Sand.

Als sie sich halbwegs wieder beruhigt haben, steht Luisa zuerst auf und hilft ihm dieses Mal hoch. Doch völlig unerwartet lässt sie los, sodass er wieder zurück in den Sand plumpst.
Sie wackelt mit den Augenbrauen: „Wer als erster am Auto ist!"
„Das schreit nach Rache!" Lachend kommt er wieder auf die Füße und setzt sich zügig in Bewegung. Doch er kann sie nicht mehr einholen.
Als auch er endlich am Auto ankommt, lehnt sie lässig an der Beifahrerseite und tut so, als wenn sie schon stundenlang auf ihn warten würde. Er geht zielstrebig auf sie zu. Nur wenige Zentimeter vor ihr bleibt er stehen. Er stützt seine Hände links und rechts von ihr am Auto ab. Beide sind vom Rennen außer Atem.
Sie schauen sich in die Augen und Steven nähert sich ihr für einen Kuss.
Oh, fuck, sein Blick!
Aber im letzten Moment, bevor sich ihre Lippen berühren, dreht Luisa ihren Kopf leicht zur Seite und verhindert somit den Kuss. Er weicht etwas zurück.
„Ähm...sorry...ich dachte ...."
„Äh...ich...," stammelt sie unsicher. Unangenehm!
Er runzelt verwirrt die Stirn: „Komm. Lass uns Fischbrötchen essen." Damn! Wir hatten doch gerade noch so viel Spaß....ich werde nicht schlau aus ihr! Ich dachte, sie mag mich auch! Braucht sie wirklich einfach Zeit?

Schweigend setzen sie sich ins Auto. Luisa weist ihm den Weg zum Ortskern, wo sie glücklicherweise relativ schnell einen Parkplatz finden. Obwohl der Ort recht beschaulich ist und die Besucher hauptsächlich Rentner und Familien mit Kindern sind, setzt Steven seine Sonnenbrille auf, damit er möglichst unerkannt bleibt.
Da bin ich ja mal gespannt, ob ihn jemand erkennt und wie das so ist.

Der bekannteste Fischbrötchenanbieter ist zweifelsohne Gosh. Der beste befindet sich jedoch in einer kleinen Seitenstraße. Hier stimmen Geschmack und Preis. Sie bestellen und Luisa bezahlt die beiden Brötchen, da er sie am Abend zuvor bereits auf das Sushi eingeladen hatte.
Mit den Fischbrötchen in der Hand laufen sie gemütlich durch die Fußgängerzone. Bei dem großen Steg, der durch die Dünen zum Strand führt, angekommen, setzen sie sich auf eine Bank, um in Ruhe zu essen.
„Du haft efft nift fu viel verfprochen."

In dem Moment vibriert ihr iPhone, das sie neben sich auf die Bank gelegt hat.
Ich schaue später wer mir geschrieben hat.
Es vibriert noch zwei Mal.
„Da ist aber jemand hartnäckig," bemerkt Steven.
Luisa legt nun das Brötchen ab, um nachzuschauen.
„Ich muss das mal kurz klären," sagt sie seufzend und Steven nickt. Sie steht auf und entfernt sich ein paar Meter. Er beobachtet, wie sie zunächst auf das Display ihres Handys schaut, es dann ans Ohr hält und anfängt zu sprechen.
Ist das wieder ihr Ex? Macht er Stress?

Plötzlich hört Steven wie jemand in seiner Nähe „....das ist wirklich Sudden...lass mal hingehen" sagt.
Ausgerechnet jetzt!
Drei junge Mädels kommen auf ihn zugelaufen: „Aaaah, Sudden, können wir ein Foto machen?"
Wenn er eins während seiner Karriere gelernt hat, dann auf Knopfdruck 100 % zu geben: „Hey, yo na klar!"
Eins der Mädchen bittet aufgeregt einen Passanten, ein Foto von ihnen zu machen.
„Du bist voll cool, wann kommt endlich ein neues Album und wann gehst du wieder auf Tour?"
„Ja, wir brauchen dich!"
„Ich steh auch voll auf Zelda, lass mal zusammen zocken!"
Geduldig nimmt er sich Zeit, ihre Fragen zu beantworten und sie machen Selfies zusammen.

Währenddessen läuft Luisa, wie immer beim Telefonieren, auf und ab. Dabei fällt ihr Blick auf Steven, der drei junge Mädchen in seinen Armen hält und für Fotos posiert.
Da sie von der Szene abgelenkt ist, hört sie nicht mehr zu.
„....ääh, was? ....Maxim, ich leg jetzt auf. Lösch einfach meine Nummer und ruf mich nie wieder an!"
Mit klopfendem Herz beendet sie das Gespräch, blockiert ihn und steckt das Phone in ihren Rucksack.
Und da ist es plötzlich wieder, das Wechselbad der Gefühle. Das Hören seiner Stimme nach über einem Jahr weckt Emotionen in ihr, die sie lange Zeit versucht hat zu unterdrücken. Eine Mischung aus Wut, Trauer, aber auch einer gewissen Sehnsucht macht sich in ihr breit. Was denkt sich der Arsch?! Seine Entschuldigung kann er sich sonst wo hinschieben! Als ob Worte das wieder gutmachen könnten, was er getan hat. Absolut gar nichts könnte das.
Oder?
Mit etwas Abstand beobachtet sie Stevens Interaktion mit seinen Fans. Gutgelaunt quatscht und scherzt er mit ihnen. Worüber sie reden, kann sie nicht verstehen. Dann unterschreibt er auf ihren Rucksäcken bzw. Jacken. Nachdem er jede einzelne freundschaftlich umarmt hat, ziehen sie happy davon.

No Fangirl (Sudden FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt