Chat Roulette II

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Luisa lässt sich Lukas weise gewählte Worte durch den Kopf gehen.
„Ok, so, erstmal vielen Dank für deine ... „Vermittlungsdienste". Ist ja echt interessant, was du bereits alles über mich weißt.
Andersherum habe ich aber auch schon das eine oder andere über dich gehört und wir scheinen ähnlich zu ticken. Also kann ich dir nur den gleichen Rat geben - aber den hast du dir so gesehen schon selbst gegeben." Mit einem Zwinkern fügt sie hinzu: „Für mich bleibt eigentlich nur zu sagen, viel Spaß beim An- und Ausziehen."
Sie Schmunzeln.
„Nein, Spaß beiseite," fährt Luisa fort, „Kim ist ganz sicher nicht einfach nur ein dahergelaufener Fan. Wenn man überlegt, wie wir euch kennen gelernt haben, ist es natürlich voll verständlich, wenn man da Bedenken hat. Aber sie mag dich wirklich richtig gern - also so richtig gern! Da hat sie bestimmt kein Geheimnis draus gemacht, dass sie das volle Programm will, so wie ich sie kenne, oder? Sie ist nämlich ziemlich.... traditionell, was das Thema Beziehung und Zukunft angeht."
Er nickt nachdenklich: „Ja, genau .... aber ich ... lass es gerne langsam angehen, weißt du."
Sie lächeln sich an. Sie verstehen einander.
Lukas ist wirklich ein Guter. Aber höre ich daraus, dass Kim zu viel Druck macht?

Lachend kehren Steven und Kim schließlich mit einem eindeutigen Fazit von der Achterbahn zurück: ganz hinten macht es am meisten Spaß!
Luisa hängt sich bei ihrer Freundin ein und läuft so unauffällig wie möglich einen Schritt schneller: „Sehr emphatischer und bodenständiger Typ, gefällt mir."
Kim freut sich sichtlich über die Worte ihrer Freundin und drückt lächelnd ihre Hand.
„Aber wir sprechen uns gleich noch ausführlicher!", ergänzt sie eine Spur ernster mit einem tadelnden Blick.

„Hey, worüber lästert ihr?" fragt Steven neugierig, während er jeweils einen Arm um die Schultern der beiden legt und Kim ihn aufklärt: „Tzz, wir lästern nicht, wir diskutieren nur darüber, wer von euch den knackigeren Arsch hat!"
„Unfassbar sexistisch!" erwidert Steven gespielt beleidigt.
„Excuse me, wir haben 2022!", imitiert Lukas eine TikTokerin.
Drei von vier haben an dem Insider Spaß.

Als die Männer für alle etwas zu essen holen, nutzt Kim die Gelegenheit ein ernstes Wörtchen mit ihrer Freundin zu wechseln.
„Luisa! Der arme Junge!"
„Hä, was meinst du?"
„Na Steven, wen soll ich sonst meinen!?"
„Junge? Er ist 33!"
„Ja, aber verknallt in dich wie ein kleiner Junge! Und du lässt ihn am ausgestreckten Arm verhungern."
„Ach jetzt mach mal nicht so ein großes Ding daraus! Du übertreibst!"
„Nein. Entweder du versuchst dein Herz zu öffnen oder du beendest das mit ihm. Das hat er echt nicht verdient!"
„Kim, wir sind beide erwachsen. Ihr braucht euch da auch gar nicht einzumischen. Steven und ich ...wir haben halt eine gute Zeit. Was spricht denn auch dagegen? Worüber genau habt ihr eigentlich geredet?"
„Ja, bis einer Gefühle entwickelt, das weißt du doch selbst. Er würde alles für dich machen, wenn du ihn lässt."
„Ja...mag sein... wir verstehen uns ja auch sehr gut, aber.... da sind keine Gefühle im Spiel... zumindest hat er nichts in die Richtung gesagt."
„Ähh, das sieht doch ein Blinder, dass er Gefühle für dich hat. Bist du wirklich so blind oder einfach ignorant? Er kann dich nicht einschätzen und will dich nicht unter Druck setzen. Du musst Klartext mit ihm reden. Top oder Flop? Wobei du mir nicht erzählen kannst, dass er dir egal ist. Warum hast du sonst die Pro-und-Contra-Liste geschrieben? Oder warum grinst du immer, wenn du eine Nachricht von ihm bekommst?"
„Ne, egal ist er mir natürlich nicht...ich mag ihn. Er ist echt..."
„Luisa! Wehe du sagst jetzt nett!", fällt Kim ihr ins Wort.
„Witzig...wollte ich sagen."
„Nicht besser! .... Aber weißt du, was eigentlich mehr sagt als tausend Worte...das hier...hab ich heute von euch gemacht." Zufrieden zieht Kim ihr Handy aus der Jackentasche, um ihrer Freundin ein Foto zu zeigen. Darauf sind Steven und Luisa in einer der Attraktionen zu sehen. Er lacht und scheint ihr etwas zu erzählen, das sie zum Schreien lustig findet. Als sie das Bild betrachtet, wandern Luisas Mundwinkel nach oben.
Kim sieht ihre Freundin eindringlich an: „Weißt du wann ich dich zuletzt so losgelöst und glücklich gesehen habe?"
„Ne, wann?"
„Mh, lass mich überlegen...noch nie!"
Überrascht wandert Luisas Blick von dem Display zu Kim.
„Ja gut, sooo ewig lang kennen wir uns ja auch noch nicht," versucht sie die Beobachtung ihrer Freundin herunterzuspielen.
„Du hast Angst, ich weiß und das ist auch verständlich. Aber please, was muss passieren, damit dein Herzchen kapiert, dass er dir guttut?"
„Weißt du, Kim ...ein paar Gefühle zu haben....reicht vielleicht nicht, das kann auch schnell wieder vorbei sein," merkt Luisa an.
„Aha, also sind doch Gefühle im Spiel!? Ich kann deine Bedenken wegen des Lebensstils voll verstehen, Lulu. Ob ich mit Lukas Fans und mit seinem Arbeitswahn auf Dauer klarkomme, weiß ich auch noch nicht. Aber, wenn das ständige Saufen und Kiffen, die Fans usw. für dich das K.O.-Kriterium sind, dann hab verdammt nochmal auch die Eier in der Hose, es ihm ehrlich zu sagen, du feige Bitch!" Luisa schaut Kim perplex an. Bäm das hat gesessen!

In der Zwischenzeit nutzt Lukas die Gelegenheit, ein paar Worte mit Steven unter vier Augen zu wechseln.
„Und gibts was neues von ... Pia?", fragt er vorsichtig.
„Yo hör mir auf mit der! Bombardiert mich ständig mit Schatzi-Hasi-Pupsi-Nachrichten. Aber Montag ist endlich der Test und dann Ciaoi!"
„Okay, und weiß Luisa Bescheid oder .... nein ok verstehe."
„Nein, sie weiß nichts," gibt Steven zu und reibt sich den Hinterkopf. „Ich wusste nicht wie ich es hätte sagen sollen. Irgendwie gab es nie den richtigen Moment."
„Den gibt es bei unangenehmen Themen wohl nie."
„Jaa, ... kann sein."
„Und ähm, sag mal... was ist eigentlich mit dem Thema...Therapie? Willst du die nach wie vor machen?", fragt Lukas weiter.
„Äh, also im Moment geht es mir ja gut. Sehe da aktuell den Grund nicht. Ich trinke und kiffe deutlich weniger. Und gekokst hab ich bei der letzten Tour nur 1 Mal. Mach dir keine Sorgen Luki, ich pass schon auf mich auf," antwortet Steven gut gelaunt.
„Und die depressiven Phasen?", hakt Lukas skeptisch nach.
„Mir geht es gut. Die Arbeit am Album läuft ja mittlerweile auch wieder. Bin sogar fast fertig. Und das mit Luisa wird auch langsam."
„Ich mach mir nur Sorgen um dich, Steven. Aktuell hast du ... die rosarote Sonnenbrille auf ... und was ist wenn das in ein paar Monaten nachlässt?"
„Ich weiß ...und das weiß ich wirklich zu schätzen, man. Aber es ist alles gut!"
Mit einer hochgezogenen Augenbraue belässt Lukas es dabei: „Okay, wenn du das sagst....du kannst mich jederzeit anrufen, das weißt du oder?"
„Ja, danke Alter!"
Sie umarmen sich brüderlich.

Mit vier großen Portionen Pommes kehren sie schließlich zu den Freundinnen zurück, die sich zur Abwechslung mal kein Wort zu sagen haben. Zusammen setzen sich die vier an einen Picknicktisch.
„Habt ihr Beef? Oder warum seid ihr plötzlich so schweigsam?", will Steven wissen.
„Meinungsverschiedenheit," erklärt Kim knapp, während sie lustlos in ihrem Essen herumstochert.
„Sind uns nicht einig, wer den geileren Arsch hat!", ergänzt Luisa trocken.
Alle vier lachen und das Thema ist erstmal vom Tisch. Versöhnlich lächeln die beiden Frauen sich an.
Im Grunde schätzt Luisa Kim für ihre direkten Worte. Das ist genau das, was sie manchmal braucht. Hatte Lukas kurz zuvor noch mit Bedacht gewählte Worte für seine Meinung gefunden, haut Kim einfach ungefiltert raus, was sie denkt und fühlt.

„Sorry, dass ich dir das vorhin so an den Kopf geknallt hab," flüstert Kim, als sie und Luisa sich am Abend zum Abschied umarmen. „Aber denk mal in Ruhe darüber nach, ja. Ich will nur, dass du glücklich bist und manchmal brauchst du einfach einen kleinen Arschtritt."
„Ja, mag sein....kannst sicher sein, dass ich mir darüber Gedanken machen werde – und das nicht zu wenig, kennst mich ja."

Am Ende des Tages fahren Lukas und Kim zusammen Richtung Hamburg, während Luisa und Steven sich auf den Weg nach Braunschweig machen.

No Fangirl (Sudden FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt