No Fangirl (Sudden FF)

Chat Roulette I

Am Abend beschließt Steven, seine Idee, gemeinsam einen Ausflug in den Heidepark zu machen, in die die Tat umzusetzen.

Samstag...

Da sie aus verschiedenen Richtungen kommen, haben sie vereinbart, sich auf dem Parkplatz des Heideparks zu treffen.

Kim ist gerade bei Luisa angekommen und wartet im Wohnzimmer bis ihre Freundin ihren Rucksack fertig gepackt hat, als ein handgeschriebenes Blatt Papier, das unter einer Zeitschrift hervorlugt, ihre Aufmerksamkeit erregt. Neugierig zieht sie es heraus.

„Hey, das sollte niemand lesen! Auch du nicht!", fährt Luisa Kim an, als sie wieder im Wohnzimmer erscheint und bemerkt, was Kim in ihren Händen hält. Erst Anke und jetzt sie!
„Es wird wirklich höchste Zeit, dass ich mir selbst ein Bild von ihm mache," grinst Kim kopfschüttelnd, den Blick weiterhin auf das Papier gerichtet. „Drogen... anhängliche Fans ...unzuverlässig...unstrukturiert... verstrahlt... Kindskopf ... Entfernung? Dein Ernst?"
„Ja, mach du dir mal dein Bild!", erwidert Luisa mit leicht geröteten Wangen und schnappt Kim etwas genervt die Pro- und-Kontra-Liste aus der Hand ohne weiter auf sie einzugehen.

Etwa eine Stunde später...

Die zwei Freundinnen biegen mit Luisas Wagen auf den Parkplatz des Freizeitparks ein. Lukas und Steven, die bereits 10 Minuten vor ihnen angekommen sind, hatten ihnen ihren genauen Standort geschickt, damit sie in der Nähe parken können.

Vor allem Steven erwartet das Wiedersehen schon ungeduldig. Seitdem Luisa ihn in Braunschweig besucht hat, haben sie zwar jeden Tag per WhatsApp geschrieben, aber das ist dann doch nicht das gleiche wie sich zu sehen. Außerdem war die Verabschiedung am letzten Wochenende etwas kühl.

Nachdem sich alle jeweils zur Begrüßung umarmt haben, fallen die Reaktionen der Freundinnen sehr unterschiedlich aus. Während Luisa erleichtert ist, dass keine weiteren Zärtlichkeiten ausgetauscht werden, kann Kim ihre Enttäuschung bezüglich Lukas freundschaftlicher Art ihr gegenüber kaum verbergen.

Da die Wettervorhersage den ganzen Tag Regen angekündigt hat, ist der Park nicht allzu gut besucht. Aufgrund des niedrigen Besucheraufkommens werden die Musiker glücklicherweise nur von wenigen erkannt. Die Kapuzen ihrer Regenjacken sind zusätzlich von Vorteil. Zu ihrer Überraschung ziehen die Regenwolken jedoch schnell vorbei und die Sonne kommt zum Vorschein. Der ausgiebigen Nutzung des Parks steht also nichts mehr im Weg.
Während sie über die vorgegebenen Wege schlendern, haben sowohl Kim und Steven als auch Lukas und Luisa die Gelegenheit, sich näher kennen zu lernen und verstehen sich auf Anhieb.

Da Steven und Kim die totalen Fahrgeschäfte-Freaks sind, wollen sie alle Attraktionen mindestens einmal nutzen - auch im „Peppa Pig Land" reißt ihre Begeisterung nicht ab. Lukas und Luisa dagegen sind etwas zurückhaltender und beobachten das Ganze auch gerne mal mit etwas Abstand.
Doch einige Abenteuer bestreitet das Quartett natürlich gemeinsam: Mit ihren Schreien halten sie unter anderem eine dunkle Macht davon ab „Colossos" zu vernichten und nach zahlreichen Höllenritten durch die Wüste überstehen sie nicht nur tosende Wasserfälle, sondern auch rasante Stromschnellen.

Nachdem sie mehrmals hintereinander mit den beliebten Klassikern des Parks gefahren sind, kommen sie schließlich zum Highlight.
„Aaah, Leute, da müssen wir drauf! Das ist der einzige Wingcoaster in ganz Deutschland. Wer ist am Start?", freut sich Steven und blickt in wenig überzeugte Gesichter.
„Ich!" Kommt es jedoch wie aus der Pistole geschossen von Kim.
„Yüah!" Steven hebt seine Hand und Kim gibt ihm ein High Five.
„Was ist mit euch Schlaftabletten?" Wendet sich Kim an Lukas und Luisa.
Luisa beobachtet die vorbeirasende Achterbahn skeptisch. „Ohne mich!", lehnt sie lachend ab. Als sie online gelesen hatte, dass man mit dem vierfachen seines Körpergewichts in den Sitz gepresst wird, war sie schon raus.
„Wir passen auf eure Sachen auf....und genehmigen uns vielleicht ein Gläschen Rotwein...zu den Schlaftabletten," scherzt Lukas trocken. Kim zwinkert ihm lachend zu.

Steven geht zu Luisa, die scheinbar immer noch die Bahn beobachtet, an den Zaun.
„Alles ok?", fragt er und legt ihr seine Hände von hinten auf die Schultern. Seine Berührung gibt ihr ein gutes Gefühl.
„Klar, wieso fragst du?", lächelt sie leicht.
„Du wirkst so ...nachdenklich."
„Ja..ähm...hab gerade viel im Kopf. Aber los jetzt, Kim wartet schon."
„Ok, bis gleich." Er küsst sie flüchtig auf die Wange und rennt dann wie ein Honigkuchenpferd grinsend zusammen mit Kim zum Eingang der Attraktion.

„Wie kleine Kinder die beiden. Nicht auszuhalten manchmal, was?" beobachtet Lukas neben ihr.
Luisa nickt: „Aber auch schön, wenn man sich über die kleinen Dinge so freuen kann."
„Ja, das stimmt wohl. Das geht bei vielen Erwachsenen mit der Zeit verloren...und so manche Erfahrung lässt uns vorsichtig ...oder sogar ängstlich werden. Sodass wir wohlmöglich eine Menge Freude verpassen."
Sie sieht Lukas prüfend von der Seite an. Ist das eine Anspielung? „Ja, traurig, aber wahr."
Er nickt, als wenn er sagen wollte „ich verstehe dich". Was genau hat Kim ihm alles erzählt? Hat er ähnlich schlechte Erfahrungen gemacht?

Schweigend sehen sie zu, wie Steven und Kim in der ersten Reihe der Achterbahn Platz nehmen. Nachdem sie vom Parkpersonal angeschnallt wurden, winken sie wie wild und grinsen bis über beide Ohren.

„Hör zu. ..Eigentlich halte ich hiervon nicht viel, ich finde ihr seid erwachsen und bekommt das alleine hin, aber ich habe es Kim versprochen, in eurem Fall ein wenig ...mh... als Vermittler zu agieren. ...Steven redet nur noch von dir. Er hat wirklich ernsthaftes Interesse an dir - auch wenn das vielleicht manchmal anders rüber kommt. Er ist ein guter Kerl und einer der vertrauenswürdigsten Menschen in meinem ....Kreis des Vertrauens. Klar er ist nicht perfekt...wer ist das schon...er hat das eine oder andere Laster...wie du vielleicht schon gemerkt hast, das will ich auch nicht schönreden...dessen solltest du dir bewusst sein. Aber ich habe auch den Eindruck, dass er in letzter Zeit viel weniger kifft und trinkt als noch vor einigen Wochen. Du scheinst 'nen guten Einfluss auf ihn zu haben. Ich kann dir nur den Tipp geben, den ganzen ....nennen wir es „Starrummel" versuchen auszublenden. Ich weiß...nein ich kann mir vorstellen, dass meine Worte dir die Angst vor einer Enttäuschung nicht nehmen werden....naja eine 100%-ige Sicherheit gibt es sowieso nicht, aber ....es lohnt sich." Lukas presst seine Lippen aufeinander und überlegt kurz. „Wenn du allerdings kein ernsthaftes Interesse an ihm haben solltest, dann sag's ihm bitte ehrlich, das hat er nämlich nicht verdient. Er hat jemanden verdient, der sich für ihn als Steven entscheidet, nicht für Sudden....und jemand, der bedingungslos hinter ihm steht."
Seine Worte verarbeitend nickt Luisa nur.
„Aber...ja, ich habe irgendwie ein gutes Gefühl bei euch beiden. Gibt da so ein Sprichtwort...mh wie war das noch...achja Gegensätze..."
„...ziehen sich an," beendet sie seinen Satz.
„...Oder auch aus," ergänzt er geheimnisvoll.
Sie schmunzeln über das Wortspiel als auch schon Steven und Kim zu ihnen zurückkehren. Darüber diskutierend, ob es ganz vorne oder ganz hinten am meisten Spaß macht, wollen sie für den Vergleich den entsprechenden Test durchführen und ein zweites Mal mit der Achterbahn fahren. Also stellen sich die beiden wieder an und geben ihren Freunden somit die Zeit, ihr Gespräch weiterzuführen.