Ich lade noch ein Wort

18 1 0
                                    

Fuck! „Luisa! Warte!", ruft Steven ihr hinterher. „Pia, du brauchst eindeutig Hilfe! Kapier es endlich, ich will nichts von dir! Geh nach Hause!", fordert er diese auf, bevor er Luisa eilig nach draußen folgt. Im Gehen lässt er das Kokain in seiner Hosentasche verschwinden.

Als er in die kühle Nachtluft tritt, schaut er sich hektisch erst nach links und dann nach rechts um.
„Alter, was ist passiert?", wird er von Duff gefragt, der verwirrt vor ihm steht.
„Hast du Luisa gesehen?", fragt er sichtlich gestresst.
Duff zeigt die Straße hinunter, woraufhin Steven losrennt.
„Luisa! Bleib stehen!"
Ohne auf ihn zu reagieren, läuft sie so zügig wie möglich die Straße entlang. Die plötzliche frische Luft in Kombination mit dem Alkohol sorgt dafür, dass ihr leicht schwindlig ist. Scheiße!

Nach einem kurzen Sprint hat er sie eingeholt und greift nach ihrem Arm. „Luisa, bitte, warte. Ich kann dir alles erklären!"
„Ach echt?! Das will ich aber nicht hören." Sie schüttelt ihn ab, verschränkt die Arme vor der Brust und geht weiter. Mühelos hält er Schritt. "Genau genommen, bist du mir auch gar keine Erklärung schuldig," fährt sie in kühlem Ton fort. „Wir sind nicht zusammen oder so. Du kannst machen, was du willst und mit wem du willst."
Steven überholt sie und stellt sich ihr in den Weg. „Ich will aber nur dich! Bitte hör mir zu und lass mich alles erklären. Baby, bitte!"
Sie ist stehen geblieben und blickt ihn nun funkelnd an. Als er Tränen in ihren Augen glitzern sieht, will er sie sanft an den Schultern fassen, doch sie weicht vor ihm zurück.
„Fass mich nicht an! Und ich bin verdammt nochmal nicht dein Baby!", zischt sie aufgebracht.
Beschwichtigend seine Hände hebend, geht er daraufhin ebenfalls einen Schritt zurück: „Ok, ok. Sorry. Lass uns reden, okay?" Mit flehendem Blick sieht er sie an.
Sie zögert, nickt dann aber langsam: „Okay. Rede.", fordert sie ihn ungeduldig auf und blinzelt die Tränen weg.

An der Bordsteinkante lässt er sich nieder und deutet neben sich, als Zeichen, dass sie sich zu ihm setzen soll. Wieder zögert sie, nimmt aber schließlich neben ihm auf dem Gehweg Platz. Die Arme um ihre Beine geschlungen legt sie das Kinn auf ihren Knien ab: „Da bin ich ja mal gespannt."
Steven holt tief Luft, bevor er zu einer Erklärung ansetzt: „Also, das gerade war Pia. Wir hatten vor ein paar Monaten was miteinander. Bevor ich dich kennen gelernt hab, ich schwöre!" Er macht das entsprechende Handzeichen, um seine Worte zu unterstreichen. Dann kratzt er sich unsicher am Hinterkopf. „Wie lange standest du eigentlich schon da?"
„Lange genug."
„Hör zu, ....ich hätte es dir schon früher erzählen sollen, aber ich ... wusste nicht wie. Also, wie gesagt, da lief mal was, aber das ist vorbei und ich habe ihr auch von Anfang an gesagt, dass ich nichts Festes mit ihr will und sie war einverstanden. Wir hatten also Spaß, aber sie hat sich in mich verliebt. Hab' das dann beendet. ...Und letztens stand sie dann plötzlich wieder vor meiner Tür - mit einem Ultraschallbild und meinte sie sei schwanger, von mir. Ich war so geschockt, denn das konnte eigentlich gar nicht sein, weil ich immer 'n Kondom benutzt hab' und sie eigentlich auch die Pille genommen hat. Ich hab' ihr jedenfalls nicht geglaubt, weil sie ...nun ja, ich dachte, sie hat das nur behauptet, weil sie gehofft hat, dass ich mich dann doch auf sie einlasse. Wie auch immer, ich hab' recherchiert und man kann mittlerweile schon während der Schwangerschaft einen Vaterschaftstest machen. Hab' ihr also gesagt, sie soll dafür einen Termin beim Arzt machen. Der wäre dann kommenden Montag gewesen. Und ich wollte den Test abwarten, bevor ich dir davon erzähle. Ich war mir so sicher, dass es nicht von mir ist...und deshalb wollte ich dich nicht unnötig beunruhigen, verstehst du?...Und naja vorhin hat sie mir gesagt, dass sie... das Baby verloren hat...ich hab' sie nur etwas getröstet, mehr nicht. Wirklich!"

Stille.

Betrübt senkt Steven den Blick auf seine Hände. Luisa hat aufmerksam zugehört und versucht nun seine Worte zu verarbeiten. Seufzend blickt sie in den Sternenhimmel. Krass! Er wäre eventuell Vater geworden!
„Und ...das Koks?? Du hast gesagt, du nimmst nichts mehr!", hakt sie nach.
Steven dreht sich zu ihr: „Das stimmt auch! Ich hab' es Pia weggenommen, weil ich ja dachte, dass sie noch schwanger ist... das war von ihr, ich nehm' das Zeug nicht mehr. Ehrlich. Ich hab' sowieso nie regelmäßig konsumiert, nur ab und zu auf Partys oder bei 'nem Auftritt. Das letzte Mal war bei dem Konzert in Berlin. Bitte, das musst du mir glauben."

Wieder Stille.

„Sag doch bitte was," flüstert er.
Weiterhin vor sich hin starrend fummelt sie an dem Stoff ihrer Jeans herum: „Ich....ich weiß nicht, was ich sagen soll....jetzt macht so einiges Sinn. Deshalb hast du dich so abgeschossen vorletzten Samstag..."
„Ja," nickt Steven.
„Und deshalb hat sie vorhin auf der Toilette geheult und mir quasi gedroht....ich hatte ja keine Ahnung."
„Sie hat was? Dir gedroht?"
„Sie meinte, ich soll aufpassen, weil es wahr sei, dass du alle Weiber nur flachlegst und dann fallen lässt."
„Das hat sie gesagt? Man, das stimmt so nicht! ... Mit dir will ich nicht nur Sex! Das ist mir ernst mit dir. Glaub mir, du bist mir verdammt wichtig! Es tut mir soo leid, dass ich dir das alles nicht erzählt hab'! Das war blöd. Richtig blöd."
„Und dann hat sie gesagt, dass ich die Finger von dir lassen soll, weil ihr sozusagen füreinander geschaffen seid."
„Nein, man. Sie ist mir völlig egal. Die Alte hat nen Schaden! Ich will DICH!"
Luisa richtet ihren Blick wieder in den Himmel.
Ich würde ihm so gerne glauben, aber ohne Vertrauen hat das alles keinen Sinn! Woher weiß ich, dass er mich nicht wieder anlügt? Das Risiko ist zu groß!
Sie seufzt achselzuckend und erhebt sich: „Ach, Steven. Wie gesagt, du bist mir nichts schuldig. Mir tut es leid, dass ich hier so ein Fass aufgemacht hab."

„Hä!" Verwirrt blickt er zu ihr hoch.
„Lass uns Spaß haben! Lass uns einfach zu dir gehen und bis zum Morgengrauen ficken!", sagt sie müde und gleichgültig.
„Was laberst du? Ist es das, was du willst? Nur Spaß haben?"
„Ja!"
„Pff...das meinst du nicht ernst!"
"Doch, ich meine das ernst!" Mit verschränkten Armen läuft sie weiter die Straße entlang.
„Warte!" Er springt auf und folgt ihr. „Ich dachte, ... du hast auch ... Gefühle für mich."
„Klar, ich mag dich. Bist 'n witziger Typ."
„Na danke. Ey, verarsch mich doch nicht!"
„Aber ficken kannst du halt am besten," fügt sie achselzuckend hinzu.
Er traut seinen Ohren nicht. Sich ihr erneut in den Weg stellend nimmt er ihr Gesicht in seine Hände, um ihr direkt in die Augen sehen zu können - nur wenige Millimeter zwischen ihnen. Schock, Enttäuschung und Wut mischen sich in seinem Blick. „Sag mir ins Gesicht, dass du nichts für mich empfindest! Dass du mich nur ficken willst!" Eine Spur Verzweiflung liegt in seiner verärgerten Stimme. Bitte sag, dass du es nicht so meinst! Insgeheim hofft er, dass sie ihre Worte zurücknimmt und sie dann Arm in Arm zu ihm nach Hause gehen.

Mit festem Blick sieht sie ihn an und obwohl sie den Schmerz in seinen Augen sehen kann, bestätigt sie ihre Aussage: „Ja, ich will nur mit dir ins Bett. Weil ich nichts für dich empfinde, Sudden!", sagt sie ruhig.

Ungläubig schüttelt er den Kopf und weicht einen Schritt zurück. Ihre Worte verletzen ihn mehr, als er zulassen möchte. Seinen Künstlernamen zu benutzen, als wenn sie nur ein dahergelaufenes Groupie wäre, das sich nur oberflächlich für ihn interessiert – das trifft ihn besonders.
„Das ist ... pfff...hätte ich niemals von dir gedacht! Nicht von DIR! Aber Okay..., wenn es das ist, was du wirklich willst!" erwidert er in ungewöhnlich abfälligem Ton.
„Ja, du hast mich schon verstanden!" Sie nickt trotzig.
Momente vergehen, in denen sie sich nur ansehen. Beide sind enttäuscht und fühlen sich von dem jeweils anderen verletzt, sind einerseits wütend aufeinander, aber spüren gleichzeitig auch die Erregung auf anderer Ebene, die sich in ihren Blicken spiegelt.

"Wir schauen uns in die Augen
Und es tut unglaublich weh
Unsere Blicke werfen Bomben
Ich find gut, dass wir drauf stehen
Wer zieht die Waffe als Erster..." *

Dann macht er wieder einen Schritt auf sie zu und zieht sie an der Hüfte zu sich. Gleichzeitig greift er mit einer Hand in ihre Haare und zieht ihren Kopf in den Nacken, sodass er ihren Hals küssen kann. „Kannst du haben!", knurrt er nahe ihres Ohres. Nach Luft schnappend schlingt sie ihre Arme um seinen Hals und presst ihren Körper an seinen.
Ob er Spuren auf ihrer Haut hinterlässt, ist ihm in dem Moment egal.

* Sudden feat. RAF 3.0 - Du oder ich

No Fangirl (Sudden FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt