Neongrüner Auswurf

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Im Laufe des Abends steigt die Stimmung proportional zum Alkoholpegel und mit jedem Song der Partyplaylist, die jeder mit seinen Songwünschen ergänzen kann. Als Pimpulsivs Niemand mag abgespielt wird, erklären Luisa und Kim die freie Fläche zwischen Wohnlandschaft und Esstisch zur Tanzfläche. Lukas Eltern sind nicht die einzigen, die sich zu ihnen gesellen.

„Haha, well now
We call this the act of mating
But there are several other very important differences
Between human beings and animals that you should know about..." *

Nach ein paar Partyklassikern aus den 90ern und 2000ern freut sich Lukas Mama über einen vermeintlichen Song aus den 80ern, ist dann aber irritiert als sie den Text hört:

„Ich kriege die Augen nicht zu
Ich krieg mein Schwanz nicht schlapp
Nein nicht um eins, nein nicht um zwei
Nein nicht um drei Uhr nachts (hüa!)
Ich hab' schon wieder Bock auf dein Arschloch, oh no!..." **

Kim und Luisa haben den Spaß ihres Lebens.
Aufgekratzt versuchen sie die Boys zum Tanzen zu bewegen, die jedoch keine große Lust haben. Während Lukas und Steven sich mit ein paar Worten und Zärtlichkeiten überreden lassen, ziert sich besonders Basti. Doch die beiden Freundinnen lassen nichts unversucht.

„Herz an Herz, hörst du mich
S.O.S ich liebe dich
Ich und du, immerzu, du und ich
Herz an Herz, Tag und Nacht
Immerzu daran gedacht
Bist du auch, so verliebt, wie ich..." ***

Als Kim von rechts und Luisa von links grinsend auf ihn zugetänzelt kommen, versucht Basti die beiden abzuschütteln.
„Mädels, ich tanze nicht! Da könnt ihr noch so viel Blümchen spielen wie ihr wollt!"
„Dabei wissen wir doch alle wie gut du die Hüften schwingen kannst," erwidert Kim mit einem Zwinkern.
„Komm schon, zur Feier des Tages...," bettelt Luisa und klimpert mit ihren Wimpern. Als der Technobeat einsetzt und nicht nur Kim und Luisa, sondern auch noch die anderen angesprungen kommen, hat Basti keine Chance mehr.

Da alle jetzt in der richtigen Stimmung sind, sorgt das nächste Lied für besonders viel Freude: Selbstbefriedigung.
„Leute, noch einmal gemeinsam wichseeen!," ruft Steven und macht die entsprechende Handbewegung.
„Der guten alten Zeiten Willen...", lässt Tim sich breitschlagen.
Auf Knopfdruck schlüpft Lukas in die Rolle des Boygroupsängers, setzt sich das imaginäre Headsetmikro auf und geht auf Position. Die anderen tun es ihm gleich - auch Basti. Zum Takt der Musik beginnen sie mit der Choreografie, die sie damals für das Musikvideo einstudiert hatten. Selbstverständlich tanzen auch Kim und Luisa die Schritte mit.

Innerhalb kürzester Zeit haben sich alle Anwesenden um sie versammelt und jubeln klatschend oder tanzen die Choreografie ebenfalls nach - wie bei einem Flashmob. Als wenn sie nie etwas anderes tun würden, liefern die Jungs eine mehr als bühnenreife Show mit ihren „Backgroundtänzern" ab.
Es ist für alle vier ein schöner Moment als der nächste Song aus den Sonos-Boxen tönt und sie sich lachend gegenseitig in eine Gruppenumarmung ziehen.
„Verdammte Fickscheiße! Hauptsache man hatte hin und wieder Texthänger aber so einen Rotz vergisst man nicht, wa!?", lacht Basti, während sie sich alle wieder auf dem Sofa niederlassen.

Irgendwann wollen Steven und Tim draußen eine rauchen gehen. Kim entschuldigt sich auf die Toilette und Basti ist einfach weg.
Zurück bleiben Lukas und Luisa. Sie rutscht auf den Platz neben ihm, wo zuvor noch Kim gesessen hat. Mit ihrer Bierflasche prostet sie ihm zu und sie stoßen zum x-ten Mal an diesem Abend an. Zwar ist sie nicht so betrunken, wie bei dem letzten Trailerpark-Konzert, dennoch lacht sie über die kleinsten und banalsten Dinge. Er ist mindestens genauso angetrunken wie sie, jedoch merkt man es ihm nicht ansatzweise so schnell an. Und wie es bei dem Konsum von Alkohol üblich ist, befinden sie sich in ihrer eigenen kleinen Bubble, wodurch sie nur einen kleinen Teil ihrer Umgebung wahrnehmen.

Währenddessen auf der Terrasse...

"Musst du morgen fahren?," fragt Tim und bietet Steven einen Joint an.
"Passt schon, sind mit Luisas Auto hier," antwortet er und nimmt ihn entgegen.
"Wird Zeit für die Legalisierung!"
"Wem sagst du das...was war jetzt eigentlich los bei dir, dass du dich nicht gemeldet hast? Stress zu Hause?", fragt Steven.
Tim pustet langsam den Rauch in den Nachthimmel, bevor er antwortet: "Wir ... machen ne Pause.... aber behalt's erstmal für dich bitte."
"Oh ... geht klar. Shit man ....ihre Idee?"
Tim nickt: "Ne langfristige Beziehung ist nicht immer leicht und bedeutet manchmal auch Arbeit. Man entscheidet sich jeden Tag aufs neue für den Partner. Naja, was soll man machen... wird nicht einfacher mit den Jahren...vor allem mit Kindern. Da muss man echt gucken, dass man als Paar nicht auf der Strecke bleibt. Aber was jammer ich dich damit voll, du bist frisch verliebt, erzähl mal."
Ein breites Grinsen ziert Stevens Gesicht. Doch bevor er etwas sagen kann, werden sie von einem grölenden Basti unterbrochen. "Eeeey, ihr Spasten, hört ma' auf über Gefühle zu labern und helft mir mal .... wobei... Tim, mein bester komm mit, ich muss dir erst was zeigen. Sudden, du bleibst hier!"

Nachdem sich die beiden entfernt haben, nimmt Steven einen weiteren Zug vom Joint. Durch die Glasschiebetür sieht er Lukas und Luisa lachend auf der Couch sitzen. Sie ist so schön, wenn sie lacht! Er freut sich, dass sie sich so gut mit einem seiner besten Freunde versteht.
Doch wo ist eigentlich Kim? Er lässt den Blick umherschweifen. Draußen ist sie nicht. Als er auf der Suche nach ihr am Gäste-WC im Eingangsbereich vorbei kommt, nutzt er die Gelegenheit und verschwindet kurz auf der Toilette. Kaum hat er abgeschlossen, hämmert es gegen die Tür.
"Wer auch immer dadrin ist, mach hinne!"
"Boah, Timäääh, stress mich nicht, sonst treff ich die Kloschüssel nicht!"
"Alter, Steven, kack schneller, ich muss wirklich dringend pissen! Bitte!", antwortet Tim lachend.
"Geh doch oben ins große Bad, man."
Ohne zu zögern nimmt Tim die Treppe in den ersten Stock. Durch die geschlossene Badezimmertür scheint Licht auf den Boden im dunklen Flur. Er schaltet das Licht ein und klopft schließlich leicht ungeduldig an die Tür: „Basti, wenn du da drin bist, mach das Fenster auf!"
"Nein, nicht Basti...", antwortet eine zittrige Stimme.
"Kim? ... Alles in Ordnung bei dir?", erkundigt er sich durch die geschlossene Tür.
„...Jaa... nur etwas zu viel von Bastis grüner Fee... ich komm' gleich wieder runter...alles ok."
„Bist du sicher? ... also äh, wenn ich irgendwas tun kann oder ...."
„Jaa, wirklich....ich komme glei....", erwidert sie leicht genervt.
Er hört, wie sie sich nun übergibt.
„Ok, sorry, sag einfach wenn du was brauchst."
Am besten warte ich kurz auf sie .... Aber ich muss soo dringend!

* Bloodhound Gang - The Bad Touch
** Mehnersmoos - 3 Uhr nachts
*** Blümchen - Herz an Herz

No Fangirl (Sudden FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt