Was die wohl für ne Krise schiebt?

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Drinnen ist es relativ voll und somit auch laut – normal für einen Samstagabend.
Mit Handschlag begrüßt Steven zwei Typen, die an der Bar stehen. Er dreht sich kurz zu Luisa und Duff um, die ihm zur Theke folgen. Nachdem Steven die Barkeeper gegrüßt hat, bestellt er drei Wolters - ein lokales Pils.
Ihre Jacken hängen sie über einen Barhocker, der bereits als Garderobe dient.
Steven reicht ihnen die Bierflaschen und sie stoßen an. Jedoch werden sie von zwei attraktiven Frauen unterbrochen, die Steven begrüßen und ihn umarmen. Ohne Luisa oder Duff zu beachten, wechseln sie ein paar Worte mit ihm und ziehen dann weiter. Als nächstes kommen mehrere Männer auf sie zu, die zunächst Steven und Daniel begrüßen - schließlich auch Luisa. Der neben ihr stehende reicht ihr seine Hand und beugt sich so nah zu ihr, dass sie ihn verstehen kann: „Serkan, freut mich..."
„Hi, Serkan, ...Luisa, freut mich auch."
„Was macht eine Schönheit wie du mit zwei Deppen wie denen?" Er nickt in Duffs und Stevens Richtung, die sich mit den anderen Typen unterhalten.
Was für ein Spacko. Innerlich die Augen verdrehend setzt Luisa ein Fakelächeln auf: „Besser zwei „Deppen" als ein Schleimer, der mit miesen Anmachsprüchen, andere schlecht reden muss, um sich selbst besser zu fühlen!" Sie nimmt einen Schluck von ihrem Bier.
„Wooh, wooh, war ja nur Spaß! Bist ganz schön schlagfertig." Serkan nickt anerkennend. „Woher kennt ihr euch?" fragt er weiter.
Bevor Luisa etwas erwidern kann, gesellt sich Duff zu ihnen und legt freundschaftlich eine Hand auf ihre Schulter: „Na Serkan, alles fit?"
Dieser hebt entschuldigend seine Hände: „Alles klar Bro....sorry."
„Nee..." Duff löst seine Hand von Luisas Schulter und nickt in Stevens Richtung, der Serkan mit einer Geste scherzhaft zu verstehen gibt, dass er ihn im Auge hat.
Als sich Stevens und Luisas Blicke treffen, lächeln sie sich an, bevor sie sich entschuldigt, um auf die Toilette zu verschwinden. Aus dem Augenwinkel sieht Steven ihr hinterher und wendet sich dann Duff und Serkan zu: „Yo, Serkan, was geht?"
„Alter, Steven, zur Abwechslung mal ne richtige Frau. Hätte ich dir gar nicht zugetraut."
„Ach fick dich, Alter!" lacht Steven und sie prosten sich zu.

Auf der Damentoilette angekommen, merkt Luisa wie dringend sie tatsächlich muss.  Nachdem sie ihre Blase erleichtert hat, geht sie zum Waschbecken, um ihre Hände zu waschen. Dabei begutachtet sie ihr Aussehen im Spiegel. Dann trocknet sie ihre Hände ab und streicht ihre Augenbrauen mit den Zeigefingern in Form.
Als sie gerade dabei ist, ihre Haare zu ordnen, tritt eine zierliche Frau mit langen dunkelblonden Haaren an das Waschbecken neben ihr. Luisa schätzt sie auf Ende 20.
„Darf ich mal."
„Klar." Luisa geht einen Schritt zur Seite, um ihr Platz zu machen. Sie stellt ihre Bierflasche auf den Rand des Waschbeckens. Ihrem Gesicht nach zu urteilen scheint sie geweint zu haben, denn ihre Mascara und ihr Make-up sind verlaufen und ihre auffälligen, eisblauen Augen sind aufgequollen.
„Alles okay bei dir? Kann ich was für dich tun?" erkundigt sich Luisa mitfühlend.
„Seh ich so aus, als wenn alles ok ist?!" Mit feuchten Augen blickt sie zu ihr und wirkt überrascht: „Ach duuu."
„Ich wüsste nicht, dass wir uns kennen," erwidert Luisa irritiert.
„Du bist mit Steven hier, hab' euch reinkommen sehen."
„Äh, ja ... und?"
„Bist du seine Neue? Pass auf, dass er dich nicht verarscht. Das ganze Sexy-Ficker-Gelaber ist leider wahr. Erst ist er voll süß und dann, wenn er dich ins Bett gekriegt hat und eine Weile seinen Spaß hatte, lässt er dich fallen wie eine heiße Kartoffel," lallt die Frau etwas.
„Äh, das tut mir leid für dich."
„Aber ich werde ihn nicht kampflos aufgeben. Irgendwann wird er schon merken, dass ich die richtige für ihn bin. Also lass besser die Finger von ihm!" , zischt sie und setzt die Bierflasche zum Trinken an.
„Du solltest wohl besser aufhören zu trinken und nach Hause gehen," rät Luisa scheinbar unbeeindruckt.
„Ach, was weißt du schon... Steven und ich ... wir ... das ist was ganz besonderes und wir werden für immer miteinander verbunden sein. Er und ich ... wir... egal, Finger weg, Bitch!"
Kopfschüttelnd und ohne ein weiteres Wort verlässt Luisa die Damentoilette.

Sie schlängelt sich an den anderen Barbesuchern vorbei zu Steven, Duff und den anderen, die mittlerweile zu Jägermeistershots übergegangen sind. Sofort bekommt sie auch einen Shot in die Hand gedrückt. Na das klappt ja wieder gut mit „nur ein Bierchen"!
Steven: „Zur Mitte...."
Duff: „Zur Titte..."
Serkan: „Zum Sack..."
„Zack, Zack!" rufen dann alle zusammen, stoßen an und exen den Jägermeister.
Bäääh! Ganz vergessen, wie widerlich der schmeckt! Luisa verzieht angewidert das Gesicht, woraufhin Steven ihr lachend ein Bier zur Geschmacksneutralisierung reicht, das sie dankbar annimmt.

Während Duff direkt eine neue Runde Shots bestellt, stellen sich die anderen Freunde vor: Jonas, Tobyas und Kevin. Letzterer steht jetzt direkt neben Luisa: „Hier, Jägermeister ist auch nicht so meins."
Luisa nimmt das Shotglas mit ebenfalls dunklem Inhalt entgegen. Sie riecht kurz daran. Mhh, gar nicht schlecht.
Duff: „Zur Mitte..."
Toby: „Zur Titte..."
Luisa: „Zur Musch..."
Alle: „Husch, husch!"
Lachend kippen alle ihre Kurzen weg.
Der Geschmack von Malz mit Kirsche umhüllt Luisas Zunge und sie ist angetan von dem ihr unbekannten Likör.
„Das ist ein ganz edler Tropfen, hier aus Braunschweig!", erklärt Kevin ihr stolz.
Alle lachen.
„Kev, man könnte denken, du arbeitest für den Laden."
„Und? Was sagst du?", will Kevin von Luisa wissen, während er den Kommentar von Jonas ignoriert.
„Joa, kann man gut trinken," bestätigt sie.
„Aaah, 4 von 5 Sternen! Leute, das ist ein ganz großes Lob, glaubt mir," lacht Steven und nimmt einen angedeuteten Hieb gegen die Schulter von Luisa in Kauf. Die beiden grinsen sich an, während er einen Arm um ihre Taille legt und sie seitlich an sich drückt.
„Endlich hast du jemanden, der mit dir Mumme trinkt, Kevin," grölt Toby.

Die nächste Runde wird bestellt - lediglich der Beginn eines feuchtfröhlichen Abends, der von
Jägermeister, Mumme und Berliner Luft geprägt ist.

Etwas später stehen Steven und Luisa etwas abseits der Gruppe und küssen sich innig.
„Bin gleich ....wieder ...da," bringt er nur mühsam über die Lippen. Er lässt seine Hände von ihrem Hintern über ihre Hüften zu ihrer Taille gleiten und löst sich dann von ihr. Gut angetrunken sieht Luisa ihm grinsend hinterher. Doch dann fällt ihr die Frau wieder ein.

Steven will gerade die Herrentoilette betreten, als er von jemandem abgefangen wird.
„Stevchen, endlich erwisch ich dich!", lallt die Frau und blickt ihn mit ihren eisblauen Augen vorwurfsvoll an. „Warum hast du nicht auf meine Anrufe reagiert?"
„Pia, was machst du hier?" Steven ist mehr als überrascht sie zu sehen.
Auf ihn zuwankend wedelt sie mit einem kleinen durchsichtigen Behältnis mit weißem Inhalt vor seinem Gesicht herum.
„Wollen wir...?"
„In deinem Zustand, bist du behindert?!" Sofort reißt Steven es ihr aus der Hand.
„Ach, kein Problem, das Baby ist weg, Baby bye bye."
„Was redest du? Was meinst du, das Baby ist weg?", fragt er verwirrt.
Bevor sie hinfällt, stützt er sie, indem er nach ihren Armen greift.
„Na weg. Ich hab's verloren! Bist du jetzt happy?"
„Was??", geschockt blickt er sie an. „Pia... das tut mir total leid...ich weiß gar nicht, was ich sagen soll."
„Na los, sag schon, dass du froh bist. Jetzt kannst du mit der Schlampe da drüben in Ruhe rummachen."
„Das nimmst du zurück!", erwidert er verärgert über ihre Beleidigung gegenüber Luisa.
„Ach, Babe, du hast doch mich. Ich werde dich schon noch davon überzeugen, dass wir zwei zusammengehören. Und dann irgendwann, machen wir ein neues Baby. Mit meinen Augen und deinen Lippen. Du und ich!" Mit glasigen Augen und verträumtem Lächeln sieht sie zu ihm hoch.
Doch er schüttelt entschlossen den Kopf und blockt ihre Versuche, ihn zu umarmen ab. Plötzlich laufen dicke Tränen ihre Wangen hinunter und sie fängt an zu schluchzen. Als sie erneut stolpert, klammert sie sich an Steven. Ihre Arme um seine Körpermitte geschlungen, vergräbt sie zitternd ihr Gesicht in seinem Sweatshirt. Da er vollkommen überfordert ist, bringt er es nicht über sich, die verzweifelte zarte Frau von sich wegzudrücken. Stattdessen tätschelt er ihr unbeholfen den Rücken und hofft, dass sie sich schnell beruhigen wird.

Ein plötzliches Scheppern hinter ihm lässt Steven herumfahren: Ein Tablett voller Scherben auf dem Boden – von Drinks übergossene Bargäste – ein sich entschuldigender Barkeeper und Luisa, die sich eilig ihren Weg zur Tür bahnt.

„Watch me, take a good thing and fuck it all up in one night
Catch me, I'm the one on the run away from the headlights..." *

* Machine Gun Kelly, Youngblood, Travis Barker - I think I'm okay

No Fangirl (Sudden FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt