Kapitel 1: Tara

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Jeder Mensch hat sein eigenes Schicksal: Das Einzige, was er tun muss, ist, ihm zu folgen, es anzunehmen, egal wohin es führt. Das Schicksal hat mich zu dir geführt - immer wieder.
Schicksal ist, wenn sich zwei finden die sich niemals gesucht haben. Wir haben uns nie gesucht und doch haben wir uns gefunden. Immer wieder treffen wir aufeinander. Unsere Herzen finden ihren Weg zueinander, weil es so gewollt ist.
Weil es so sein soll.
Weil es so bestimmt ist.
Nur leider willst du mich nicht in dein Herz lassen, obwohl du schon lange in meinem bist.

„Du bist mein Distaster, mein wunderschönes Disaster."

Tara

Ich laufe. Ich laufe nie - nicht einmal, wenn ich meinen Bus verpasse.
Ich laufe nicht einmal, wenn es regnet und ich nass werde.
Ich laufe auch nicht dem Kerl hinterher, der mich seit Jahren verarscht.
Ich laufe niemanden hinterher.
Doch heute geht mein Flieger nach Australien - für ein Jahr. Also laufe ich zu meinem Gate und zum Check In, den ich fast verpasst hätte.
Das Einzige vor was ich weglaufe sind meine Probleme,
weg von meiner Familie,
meinen Freunden,
meinem Ex.

Ich sitze pünktlich im Flieger und doch ziemlich erschöpft durch das ganze Rennen. Da ich den Platz in der Mitte habe, hoffe ich einfach, dass der Platz am Fenster nicht belegt ist und ich mich gleich dorthin pflanzen kann. Es gibt nichts schöneres, als im Flieger am Fenster sitzen zu können und die wunderschöne Aussicht genießen zu können. So denke ich mir immer, dann habe ich wenigstens was vom Fliegen. Es ist unsere Erde auf die ich so hinunterblicke und jetzt fliege ich erstmal ans andere Ende der Welt, nur weil ich davor flüchte, in Florida ein normales Leben zu führen, mit einem nullachtfünfzehn Job. Ich habe Angst vor dem Erwachsenwerdens.
Ich habe Angst, dass ich irgendwann in den Spiegel schaue und anders aussehe. Dass ich sehe, dass alt bin und nicht mehr dieses junge Gesicht habe.
Auch wenn ich weiß, dass das alt werden zum Leben dazugehört - wenn ich könnte, würde ich es umgehen.

Ich höre eine Durchsage, dass die Boarding Zeit vorbei ist.
Der Platz links und rechts sind frei - Jackpot. Ich stehe auf und will mich an den Fensterplatz setzen. Im nächsten Moment läuft jemand, der gerade noch rechtzeitig in den Flieger gestiegen ist, den Gang entlang.
„Bitte nicht", flüstere ich mir leise zu. Auch wenn du ziemlich gut aussiehst.

Er hält neben mir, schaut abwechselnd auf seine Karte und auf die Sitzplatz Nominierungen. Dann schauen seine braunen Augen in meine grünen Augen. Ich werde nervös, weil ich denke, dass ich auf seinem Platz sitze.
Ich werde nervös, weil es soch anfühlt, als würden seine braunen Augen tief in meine Seele schauen.
Als würde er nun all meine Geheimnisse kennen.
„Ist das dein Platz?", frage ich ihn. Er schüttelt sein Kopf und schiebt sein Handgepäck in das Fach.
„Mein Platz ist genau hier.", sagt er und setzt sich auf den äußeren Platz. Jackpot.

Zufrieden lächle ich, starre aus dem Fenster und beobachte wie wir starten. Ich lehne mich an das Fenster und starre durchgehend raus.
Ich liebe es.
Ich liebe es.
ich liebe es.
Ich liebe es, dass ich hier fast ein Tag drin verbringen werde.
Ich liebe es zu fliegen.
Ich will fliegen können.

Nach einigen Stunden werde ich von links angetippt. Erschrocken schaue ich den Typen an, der genau neben mir sitzt. Braune Haare, braune Augen, lässiger Style und wenn ich ehrlich bin, ziemlich heiß. Ich lasse mich davon nur nicht irritieren. Ich werde ihn nie wiedersehen. Doch wenn ich ehrlich bin, trifft er meinen Geschmack und vielleicht bin ich ja heimlich sein Crush im Flugzeug, sowie er ab jetzt mein Crush in diesem Flieger ist. Für ein Tag.
Für ein Tag können wir fliegen.
Der Unbekannte und ich.
Mein Crush.
Für ein Tag.

„Hm?", kommt es bloß nachdenklich aus mir heraus, nachdem ich mir meine Airpods aus den Ohren nehme. Er muss leicht schmunzeln und direkt neben ihm nehme ich eine Stewardess wahr, auf die ich nun mein Blick gerichtet habe.
„Ich brauche ihre Bestellung für das Essen später.", sagt sie höflich. Wahrscheinlich wiederholt sie es, denn ich bin mit dem Kopf überall aber nicht hier.
„Ich habe noch nicht nachgeschaut... Tut mir Leid, habe ich nicht mitbekommen." Der Unbekannte hält mir die Karte entgegen. Dankend nehme ich sie an und durchstöbere die Karte.
„Alles in Ordnung. Dann komme ich gleich wieder vorbei.", sagt sie freundlich und schiebt den Wagen vor sich hin.
Während ich in die Karte schaue, spricht mein Crush mich an.

My Beautiful DisasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt