Kapitel 21: Tara

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Kapitel 21

Tara

Ich habe mir immer gesagt, wenn ich jemanden finde, dne ich liebe, dann will ich ihn für immer lieben. Ich will mit ihm Kinder. Ich will heiraten. Ich will leben. Ich will, dass es sich wie Zuhause anfühlt. Ich will spüren, was ich bisher nicht spüren konnte. Das Gefühl von Liebe, Leidenschaft, Wärme. Das Gefühl, dass man mir vermittelt, um mir das Gefühl zu geben, ich wäre was Besonderes. Ich will nur diese eine Person und mein Leben ist vollständig.  Ich will mit dieser Person die Welt bereisen.
Ich will lieben.
Ich will lernen.
Ich will leben.
Ich will streiten.
Ich will sauer sein.
Ich will traurig sein.
Ich will weinen.
Ich will enttäuscht sein.
Ich will lachen.
Ich will, dass du diese Person bist, die mir all das gibt. Ich will dich für immer. Nur dich. Ich will niemand anderen als dich. Verstehst du es? Du musst kämpfen. Wir müssen beten. Wir müssen stark sein. Positiv denken und hoffen. Ich darf nicht aufgeben. Ich bewundere mich jeden Tag, wie ich es schaffe, so stark zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass ich eben so positiv denke. Ich hoffe auf das Beste. Ich hoffe auf gute Nachrichten. Ich hoffe jeden Tag so sehr. Nur liebe ich dich jeden Tag ein Stück weit mehr ...

Als ich morgens wach werde, fällt mir auf, dass ich nicht einfach so wach werde. Ich spüre Flynns heißen Körper direkt an meinem. Wortwörtlich heiß. Seine Haut brennt wie Feuer. Plötzlich bin ich nicht mehr so müde wie ich es noch vor einigen Sekunden war. Ich beuge mich zu ihm rüber und platziere meine Handfläche an seine Stirn. Es fühlt sich an, als würde ich jeden Moment meine Hand an ihm verbrennen.

„Flynn...", flüstere ich leise. Er reagiert nicht. Nicht nur, dass seine Haut völlig brennt, sie ist auch feucht. Er schwitzt wie verrückt.

Ich wecke ihn leise, weil ich mir Sorgen mache. Weil ich weiß, dass es was mit seiner Krankheit zu tun haben muss. Natürlich zerbreche ich mir den Kopf. Natürlich mache ich mich verrückt.

So friedlich er auch schläft, so sehr schlägt mein Herz wie verrückt vor Sorge. „Flynn bitte.", raune ich und rüttele an ihm. Ruckartig wacht er auf und sieht mir sofort in die Augen.
„Was ist los?", fragt er müde, während er sich die Augen reibt.
„Du bist total heiß ...", wispere ich. Er grinst schwach.
„Danke." Ich schaue ihn ernst an und zeige ihm, dass gerade das Letzte was ich will ist, dass er Witze macht. Er setzt sich auf, beugt sich zu seiner Schublade vor und holt einige Tabletten raus. Dann greift er nach seiner Wasserflasche, die direkt neben seinem Bett steht, und schluckt die Tablette mit dem Wasser runter.
„Soll ich ein kalten Waschlappen holen? Kann ich irgendwas für dich tun?", frage ich ihn besorgt.
„Alles in Ordnung.", murmelt er, während er den Verschluss der Flasche zudreht.
„Dann mache ich eben das Fenster auf." Ich will aufstehen, um das Fenster zu öffnen, nur weil ich denke, dass ich ihm so helfen könnte. Nur weil ich irgendwas tun muss, um mich besser zu fühlen. Doch er hält mich auf.
„Es ist alles in Ordnung, Tara.", raunt er. Sein Griff umfasst mein Handgelenk, während er mir ernst in die Augen blickt.
Ich überrreagiere. Es ist alles in Ordnung.
Nichts ist in Ordnung.
Gar nichts ist in Ordnung.
Es ist alles in Ordnung.

Ich nicke bloß stumm den Kopf und setze ein Lächeln auf die Lippen, nur damit er denkt, dass für mich alles in Ordnung wäre. Damit er mir nicht anmerkt, wie viele Sorgen mich gerade plagen. Sorgen die nur um ihn gehen, weil all meine anderen Sorgen Geschichte sind. Er hat mir alle Sorgen genommen, doch die größte Sorge hat er mir nun gegeben, sodass ich die größte Sorge in meinem Leben habe, die ich nie vergessen werde, wenn die schlimmen Folgen eintreten werden.
Die schlimmen Folgen werden nicht eintreten! - wiederhole ich immer wieder in meinem Kopf. Es hilft mir. Es hilft mir wirklich, diese dämlichen Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen. Diese unfassbar angsteinflößenden Gedanken.

My Beautiful DisasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt