Kapitel 18

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PoV: Sammy
Nur mit Mühe konnte ich Fynn davon überzeugen, endlich vom dreckigen Boden aufzustehen und mir zum Frühstück zu folgen.

Wir besaßen eine kleine Mensa in der täglich ein billiges Frühstück und Kleinigkeiten angeboten wurden. Ich mochte die Atmosphäre in diesen Räumen nie wirklich. Sie wirkten so kahl und kalt.

Normalerweise trank ich nur einen einfachen Proteinshake nach dem Training und aß später wenn ich Zeit dazu finden würde, da ich nach dem Ausdauertraining für gewöhnlich ins Gym ging. Aber das konnte ich meiner süßen Quengelziege heute nicht auch noch antuen.

Zu meiner Verteidigung. Er wollte mitkommen.

Also musste er nun wohl oder übel mit den Konsequenzen zu recht kommen.

Meine ganze Aufmerksamkeit lag auf Fynn, als wir die kleine Mensa betraten. Seine Augen trugen wieder diesen Schimmer und dieses Funkeln, das ich so sehr liebte. Schon den ganzen Tag über faszinierte mich seine Freude über meinen Alltag. Für ihn wirkte alles noch so neu und aufregend.

Ich wartete eigentlich nur auf die böse Erkenntnis, dass das Leben nicht nur aus Friede, Freude, Eierkuchen bestand. Ich wartete nur auf den Moment, der seine glänzenden Augen erloschen würde. Jeder muss irgendwann mit der bitteren Wahrheit aufwachen. Es wird der Moment sein, bei dem man Erwachsen werden musste.

Ich musste nicht nur den Tod meiner Mutter verkraften, sondern auch den Verlust meines Vaters. Noch am selben Abend an dem er festgenommen wurde, wurde ich Anführer und nahm seinen Platz ein. Von einem auf den anderen Tag musste ich meine Fantasien von einer glücklichen Zukunft hinter mir lassen und nach vorne blicken.

Wir nahmen uns beide jeweils ein Brötchen mit Käse und Butter. Ich hatte nunmal morgens keinen großen Appetit. Und Fynn war kein Vielfrass. Er aß für gewöhnlich nur ein Toast zum Frühstück.

Immer noch komplett mit meinen Gedanken beschäftigt, steuerte ich trotz alle dem auf meinen Stammplatz zu. Hier aß ich oft mit Kalle, der mir in dieser Zeit ein guter Freund war.

Apropo Kalle? Wo war der eigentlich?

Meine Augen scannten in Windeseile alle Anwesenden. Viele Gesichter konnte ich zu ordnen, andere wiederum nicht. Hier liefen schließlich noch ein Haufen Leute meines Großvaters herum. Menschen, die laut meinem Vater, schon lange entlassen werden sollten. Aber das ist in dieser Branche nicht so einfach. Es bestand schließlich jederzeit das Risiko eines Maulwurfes oder Verräters. Ich schweife ab.

"Wen suchst du?", holte mich zurück. Mein Kopf glitt stumm in die Richtung von Fynn. Ohne ihm eine Antwort zu geben, nahm ich mein Handy in die Hand und rief Kalle an.

Ich hatte ihn weder am Morgen beim Training, noch bei seinem morgigen Spaziergang oder jetzt beim Frühstück gesehen. Wenn ich so darüber nachdachte, viel mir auf, dass er nicht einmal beim gestrigen Meeting erschienen war. Er war einer meiner besten und zuversichtlichsten Männer. Ich brauchte ihn Morgennacht für den Einbruch.

Er ging nicht ran. Eine mechanische Frauenstimme ließ mich seine Abwesenheit wissen. Wütend knallte ich meine Faust samt dem Handy in der Hand auf den Tisch. Ich ahnte Schlimmes.

Kalle war immer zu erreichen. Wirklich immer. Entweder war etwas passiert oder...? Demonio. Großvater!! Wenn er nichts damit zu tun hatte, wer sonst?

Fynn erschrak leicht und sah mich aus seinen Welpenaugen mit einem schiefen Kopf an.

"Ich muss... meinen Großvater sprechen. Jetzt", ohne auf seine Antwort zu warten, sprang ich nach diesen Worten auf und schlug augenblicklich den Weg zu seinem Büro ein.

Security CopWo Geschichten leben. Entdecke jetzt