3 - Puff! Peng!

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Ob es verrückt ist, mit der Hündin meiner besten Freundin zur Hundeschule zu gehen, nur um einem Mann, der mir gefällt, näherzukommen?

Nein, das ist definitiv nicht verrückt! Dieses Vorhaben ist einfach nur wahnsinnig und total dämlich.

Na ja, jetzt ist es jedenfalls zu spät, um einen Rückzieher zu machen, denn ich stehe mit Pico an der Leine vor einer riesigen eingezäunten Wiese und warte auf die anderen Teilnehmer.

Wie es das Schicksal so wollte, gab es nur noch einen einzigen Platz in Lowans Kurs Entspannter Freilauf, den ich mir sofort unter den Fingernagel gerissen habe - oder eventuell auch erst, nachdem mich Sia mit Pizza bestochen hat. Dass Pico eigentlich schon perfekt hört, spielt bei diesem Kurs keine Rolle, denn meine Befehle missachtet sie konsequent, wie sich beim Üben herausgestellt hat.

Während Sia und Pico ein unschlagbares Team sind, sind die Hündin und ich eher so etwas wie Feindinnen.

Oh man, das kann ja lustig werden. Hoffentlich wird die Blamage nicht allzu groß.

Ich bin so sehr in meinen Gedanken vertieft, dass ich zusammenzucke, als sich plötzlich jemand neben mich stellt. Der angenehme Geruch nach Zitrusfrüchten verrät mir, dass es sich um Lowan handelt.

„Shirley?", fragt mich der Lockenkopf überrascht, als ich meine Aufmerksamkeit auf ihn richte. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen würden. Was für ein schöner Zufall!"

„Äh ja", stammele ich peinlich berührt. „Echt witzig. Ich wusste gar nicht, dass du Hundetrainer bist."

Lowan sieht auch heute unfassbar gut aus. Er trägt eine kurze Shorts, die knapp über seinen Knien endet, und ein weinrotes T-Shirt mit V-Ausschnitt. Seine Locken liegen unordentlich auf seinem Kopf und lassen ihn irgendwie wie einen frechen Teenager erscheinen.

Obwohl es relativ bewölkt ist und sich die Sonne nur ab und zu durch die dicke Wolkenschicht kämpfen kann, thront wieder eine Sonnenbrille auf Lowans Nasenrücken.

Schade ... Ich würde echt gerne mal seine Augen sehen.

„Die Hundeschule gehört meinem Vater. Ich helfe hier in den Semesterferien aus", erklärt mir Lowan das, was ich dank Sia schon längst weiß. Kaum sind seine Worte verklungen, hockt er sich auf den Boden und streichelt Pico durch das weiße Fell. „Na? Wen haben wir denn da?", fragt er die Hündin mit verstellter Stimme.

Da Pico natürlich nicht antworten kann, muss ich das für sie übernehmen. Ich atme noch einmal tief durch, ehe ich die auswendig gelernten Informationen rasend schnell herunterrattere. „Das ist Pico. Sie ist ein Bologneser und wird im Oktober zwei Jahre alt. Sie ist erst seit drei Wochen bei mir, deshalb hört sie auch noch nicht so gut auf mich."

Innerlich bete ich, dass Lowan keine Nachfragen stellt, aber selbstverständlich muss mir mein Karma mit einem teuflischen Grinsen ein Messer in den Rücken rammen.

„Pico?", fragt mich der Lockenkopf interessiert. „Sei mir nicht böse, aber das klingt eher wie ein Jungenname."

„Na ja, weißt du, eigentlich heißt sie Piña Colada. Pico ist nur ihr Spitzname."

Trotz der Sonnenbrille kann ich sehen, wie Lowan seine Augenbrauen in die Höhe zieht. Vermutlich zweifelt er gerade an meinem Verstand und denkt, ich sei von allen guten Geistern verlassen.

Dass ich überhaupt keine Schuld an diesem dämlichen Namen trage und meine beste Freundin einfach zu viel Alkohol trinkt, kann ich ihm ja leider schlecht sagen, ohne mein falsches Spiel zu enttarnen, oder?

„Du hast deine Hündin also wirklich nach einem Cocktail benannt?" Lowan schüttelt lachend seinen Kopf. Bestimmt hält er mich jetzt für einen Freak.

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