7 - Bye bye, Mister Miez

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Dass ich Lowan direkt am Sonntagabend wiedersehen würde, hätte ich zu Beginn des Wochenendes nicht für möglich gehalten. Obwohl unser Date sehr spontan zustande gekommen ist - mein Beileid geht an Lowans besten Freund Erik, der sich um seine schwangere Frau kümmern muss - freue ich mich riesig darauf.

Gemeinsam mit Sias Hilfe bringe ich meine Rumpelkammer alias Wohnung auf Vordermann und bereite alles für unser romantisches Dinner vor.

Meinen armen Kater Mister Miez muss ich für diesen Abend notgedrungen in meinem Schlafzimmer einsperren, da Pico ihm direkt eine Kampfansage gemacht hat, sobald sie in meine Wohnung gestürmt ist. Am liebsten hätte ich die kläffende Hündin deshalb im hohen Bogen von meinem Balkon geworfen, aber weil Lowan denkt, Pico und ich seien ein unzertrennliches Team, konnte ich mein Vorhaben nicht in die Tat umsetzen.

Ich bin echt gespannt, wie sich das Wollknäuel heute Abend verhalten wird. Solange sie nur einen Sachschaden im zweistelligen Bereich verursacht, ist alles okay.

Als sich Sia schließlich um viertel vor sechs von mir verabschiedet, schießt meine Nervosität rasant in die Höhe. Statt ein Auge auf Pico zu haben, zupfe ich die ganze Zeit mein Oberteil zurecht oder fahre mir mit der Hand durch die Haare.

Sehe ich hübsch genug aus? Oder habe ich es mit der schwarzen Bluse und dem Rock eventuell übertrieben? Und was ist mit meinem Parfüm?

Oh man, wenn Lowan nicht schleunigst hier auftaucht, ertrinke ich gleich in einem Strudel aus Selbstzweifeln.

Zum Glück scheint der Hundetrainer zu der Sorte überpünktliche Menschen zu zählen, denn es hallt bereits um kurz vor sechs der schrille Ton meiner Klingel durch die Wohnung. Begleitet von meinem rasenden Herzen öffne ich die Tür und warte, bis Lowan den dritten Stock erreicht hat.

„Hey Shirley", begrüßt er mich mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Im Gegensatz zu mir sieht er nach seiner kleinen Wanderung topfit aus und benötigt kein Sauerstoffzelt. Ich wünschte, ich wäre genauso sportlich wie er, doch so etwas wie Kondition ist bei mir leider überhaupt nicht vorhanden.

„H-Hey Lowan." Meine Stimme zittert. „Komm doch rein." Ich mache einen Schritt zur Seite, damit Lowan meine Wohnung betreten kann.

„Bekomme ich denn gar keine Umarmung zur Begrüßung?"

Automatisch schießen mir siedend heiße Blitze in die Wangen. Mein Magen schlägt Purzelbäume und ich habe das Gefühl, nicht mehr richtig atmen zu können.

„Äh ...", stammele ich. „Doch! Natürlich!"

Lowans Grinsen wird breiter. Dann überbrückt er den Abstand zwischen uns und verwickelt mich in eine herzliche Umarmung.

Ich genieße es mit jeder einzelnen Faser meines Körpers, Lowan so nahe zu sein. Ohne es kontrollieren zu können, inhaliere ich seinen Duft und streiche mit meinen Fingerspitzen über seine muskulöse Rückenpartie.

Gott, fühlt sich das gut an!

Am liebsten würde ich mich stundenlang in seinen Armen verstecken, aber leider lösen wir uns schon nach wenigen Sekunden voneinander. Lowan macht zwei Schritte zurück, mustert mich kurz und lächelt mich schließlich charmant an: „Du siehst echt toll aus, Shirley!"

„D-Danke", murmele ich überfordert, weil ich nicht mit Komplimenten umgehen kann. „Du auch!"

Lowan trägt eine helle Jeans, ein schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt und eine Lederjacke. Seine blonden Locken werden zwar von einem Bandana gebändigt, fallen ihm vereinzelt aber trotzdem noch in die Stirn. Leider befindet sich auch heute wieder eine dunkle Sonnenbrille auf seinem Nasenrücken, weshalb ich seine Augen nicht sehen kann.

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