- Epilog -

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Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie mich Sia vor eineinhalb Jahren zu einem Blind Date gezwungen hat. Was sich im ersten Moment wie ein Albtraum angefühlt hat, hat sich letztendlich zu dem größten Glück meines Lebens entwickelt.

Nur weil ich mich damals mit Josh in der Eisdiele getroffen habe und er mich mit seinen Fakten über die Meeresbewohner zu Tode gelangweilt hat, hat das Schicksal beschlossen, mir Lowan als Retter zu schicken.

Kaum zu glauben, dass der Hundetrainer und ich heute seit einem Jahr ein Paar sind, oder?

Rückblickend hat es wirklich lange gedauert, bis wir eine Beziehung eingegangen sind – 23 Dates am Tag und sieben Dates in der Nacht – aber die Hauptsache ist, dass wir jetzt glücklich sind und das sind wir definitiv.

Seit zwei Monaten leben Lowan und ich in einer gemeinsamen Wohnung nahe des Hafens. Leider musste ich mich dann auch von meinem geliebten Mister Miez trennen und ihn zurück zu meinen Eltern bringen, die ihn mit offenen Armen empfangen haben.

Na ja, wie ich damals schon gesagt habe: Für den richtigen Partner verzichte ich auch auf Katzen.

Eigentlich war es unser Plan, zusammen mit Lightning McQueen in die Wohnung zu ziehen, doch er wurde vor knapp viereinhalb Monaten auf einem Parkplatz von einem Auto erfasst und ist nur wenige Stunden später an seinen Verletzungen gestorben.

In dieser Zeit wurde die Beziehung von Lowan und mir extrem auf die Probe gestellt, da sich der Lockenkopf zurückgezogen und emotional von mir abgekapselt hat.

Zum Glück haben wir diesen Tiefpunkt gemeinsam überwunden und konnten gestärkt daraus hervorgehen.

Seitdem befinden wir uns in einer Art Achterbahn, die permanent bergauf fährt.

„Monsterbäckchen? Ich bin wieder zuhause!", befreit mich plötzlich Lowans gutgelaunte Stimme aus meinen Gedanken. Keine Sekunde später kommt er ins Wohnzimmer getapst und begrüßt mich mit einer innigen Umarmung. „Du siehst hübsch aus, Monsterbäckchen!"

Warum er mich so nennt? Ganz einfach: Weil er es lustig fand, als mir die Weisheitszähne gezogen wurden und im Zuge dessen meine Wangen angeschwollen sind. Leider bin ich diesen blöden Kosenamen seitdem nicht mehr losgeworden.

„Hey Krümelmonster", grinse ich ihn verliebt an. „Du siehst auch wie immer unbeschreiblich heiß aus!" Ich drücke Lowan einen feuchten Lippenstiftschmatzer auf die Wange. „Aber hast du nicht etwas vergessen?!"

Wahrscheinlich verdreht mein Freund gerade heimlich seine Augen, doch wenigstens setzt er danach seine Sonnenbrille ab und tauscht sie gegen eine Prismenbrille mit durchsichtigen Gläsern.

Auch wenn es Lowan immer noch unangenehm ist, ohne Sonnenbrille in der Öffentlichkeit herumzulaufen, hat er mittlerweile kein Problem mehr damit, mir seine wunderschönen Augen zu zeigen.

Ich bin echt stolz auf ihn und bewundere ihn dafür, dass er täglich gegen seine inneren Dämonen ankämpft.

„Wie war es im Tierheim, Krümelmonster?", frage ich ihn neugierig, nachdem wir uns gemeinsam auf das Sofa gekuschelt haben.

Seit Lightning McQueen gestorben ist, besucht Lowan zweimal wöchentlich das Tierheim, um die Hunde dort zum Gassi gehen auszuführen. Es ist schön zu sehen, wie sehr er bei dieser Tätigkeit aufblüht.

Wenn jemand der geborene Hundemensch ist, dann ist es Lowan.

„Gut, dass du fragst ..." Auf einmal wirkt Lowan total nervös und angespannt. Sein Körper zittert und seine Iriden flackern unruhig hin und her.

Oh je ... Ob wohl etwas Schlimmes passiert ist?

„Du weißt ja, dass ich dich abgöttisch liebe, Shirley, richtig?", wechselt mein Freund – warum auch immer – das Thema. Erst als ich nicke, fährt er fort: „Das letzte Jahr war wunderschön. Ich bin so unglaublich dankbar, dich in meinem Leben zu haben, Monsterbäckchen."

Bei seinen Worten flattern die Schmetterlinge aufgeregt durch meinen Magen.

Obwohl wir jetzt schon ein ganzes Jahr zusammen sind, bin ich noch genauso verliebt, wie am Anfang.

„Und deshalb habe ich eine wichtige Frage an dich ..."

Schneller als ich das Wort „Liebe" buchstabieren könnte, springt Lowan vom Sofa auf und geht stattdessen vor mir auf die Knie.

Ach du Scheiße! Bitte lass das nur einen verspäteten Aprilscherz sein!

Natürlich liebe ich Lowan und möchte ihn irgendwann auch heiraten, aber aktuell fühle ich mich noch nicht bereit dazu. Im Gegensatz zu Sia, die vermutlich schon nach einer Woche Beziehung einen Antrag annehmen würde, brauche ich dafür mehr Zeit.

Erstmal müssen wir schauen, dass wir uns in unserem gemeinsamen Alltag einfinden und dann können wir weiterschauen.

„Lowan, ich ..." Aus Angst, ihn zu verletzen, halte ich inne. Tränen bilden sich in meinen Augen, die sich einen Weg an die Freiheit erkämpfen wollen.

Oh Gott, unsere Beziehung wird nach diesem Abend definitiv einen Knacks davontragen!

„Hey!" Lowan greift nach meinen bebenden Händen und malt Kreise auf meine Haut. „Ganz ruhig, Monsterbäckchen." Im ersten Moment wirkt er verunsichert, doch dann zupft plötzlich ein freches Grinsen an seinen Lippen. „Keine Sorge, ich möchte dich nicht fragen, ob du meine Frau werden willst. Dafür muss ich mir erst noch den Segen von Sia und Pico einholen."

„Was?!" Tausend Felsbrocken, die mindestens so viel wie eine Elefantenherde wiegen, fallen mir vom Herzen. Erleichtert wische ich mir die Tränen aus den Augen und hake nach: „Worum geht es denn dann?"

Lowans Grinsen wird breiter. Er geht erneut vor mir auf die Knie und fängt meinen Blick auf.

„Möchtest du, Shirley Jackson, mit mir, Lowan Weaver, einen Hundewelpen aus dem Tierheim adoptieren?"

Sprachlos lasse ich mich in Lowans Arme fallen.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ja, ich will!"

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