Kapitel 1

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Lexana

Die ersten hellen Streifen am Himmel sind zu sehen. Ich mache mich fertig, ziehe mir meine Lederkleidung an und packe meine Sachen. Meine Schwerter, Dolche und meine Zutaten für Tränke und Rituale kommen ebenfalls mit. Ein Glück, dass ein Zauber auf meiner Tasche liegt und daher alles hineinpasst. Dabei fällt mein Blick auf den Sichelmond an meiner Hand. Es ist komisch, normalerweise ist da immer eine Sense. Das Zeichen von Azrael, doch der Mond symbolisiert, dass ich einen Auftrag von Luna habe.

Als die Sonne nun auch aufgegangen ist, lasse ich meine Sachen hier liegen und mache mich auf den Weg zu unserer Anführerin Asuka. Vor ihrem Haus, bleibe ich stehen und atme nochmal tief durch. Dann klopfe ich an der Tür. Als auch nach ein paar Minuten immer noch nichts zu hören ist, klopfe ich nochmal, dieses Mal lauter.

Mürrisch öffnet sich die Tür. Ich halte meinen Arm an die Brust, sodass meine Hand über meinem Herzen zum liegen kommt. "Warum klopfst du so früh. Oh, Luna und nicht Azrael? Naja, sie wird schon wissen warum. Gut, du weißt was zu tun ist. Dieses Mal passt sogar dann deine Zeichen. Viel Glück, bis nachher. Ich lege mich nochmal kurz hin." Sie zwinkert mich noch zu, ehe sie sich verabschiedet und sich wieder hinlegt. Ich schmunzle über ihre Reaktion. Asuka ist wirklich ein Morgenmuffel.

Wieder in meinem kleinen Haus, hole ich die Farben für meine Zeichen. Damit gehe ich wieder hinaus und begebe mich zu dem See, mitten im Wald. Die glatte Fläche des Sees dient mir als Spiegel. Meine grauen Augen schauen mich aufgeregt an. Ich liebe diesen Moment, wenn man einen Auftrag bekommen hat und sich vorbereitet. Meine dunklen Haare binde ich nach hinten, sodass sie mich nicht stören. Dann träufel ich das Wasser des Sees in die eingetrockneten Farben, sodass sie wieder feucht werden. Ich murmle die segnenden Worte und beginne mir mein Gesicht zu bemalen.

Ich liebe diesen Anblick. Jede Hexe oder auch Hexer aus unserem Zirkel bekommt, nach bestandener Prüfung eine Gesichtsbemalung von den Göttern persönlich. Sie soll uns stärken und bei unseren künftigen Aufträgen helfen. Zudem war es für mich auch wie eine Maske, hinter der ich mich verstecken kann. Ich löse wieder meine Haare und mir fallen prompt wieder einige geflochtene Zöpfe nach vorne. Auch wenn ich meine Haare eigentlich immer offen trage, stören sie mich vorne, wodurch ich sie dort eingepflochten habe.

Schnell räume ich wieder die Farben zusammen und gehe zurück zu meinem zu Hause. Tief durchatmend lege ich die Schalen mit den Farben in ihr Regal. Dann nehme ich mir meine restlichen Dolche und stecke sie in die Riemen an meinen Beinen und auch in die Ärmel. Zum Schluss werfe ich mir den schwarzen Umhang um und setzte die Kapuze auf. Ich nehme meine Tasche in die Hand und verlasse mein Haus. Dann gehe ich durch die Siedlung des Zirkels und mache mich auf dem Weg zum Ufer.

Dort angekommen sehe ich die anderen Hexen und Hexer. Ich schreite durch sie hindurch. Immer wieder kann ich Glückwünsche und dergleichen hören. Ich komme vor Asuka zum stehen und grüße sie wieder, mit dem Arm über der Brust. Sie erwidert den Gruß. Sie hat ebenfalls ihre Gesichtsbemalung aufgetragen.

Gut, als Anführerin muss sie immer die Bemalung tragen. Wir anderen können es abgesehen von den Aufträgen selber aussuchen, ob wir sie tragen oder nicht.

"Lexana. Es ist schade, dass du immer nur höchstens ein paar Wochen hier auf Avalon bist, bevor du den nächsten Auftrag bekommst. Und dieses Mal, scheinst du länger fort bleiben zu müssen. Nun, wir wünschen dir alles Gute und dass du erfolgreich zurück kehrst. Möge Luna mit dir sein." Ich neige den Kopf und wende mich dem unendlichen Meer und später dem Nebel zu. Nach ein paar Schritten ins Wasser, aktiviere ich meine Magie. Der Nebel kommt auf mich zu und verschlingt mich. Konzentriert auf meinen Auftrag, lasse ich mich leiten. Als der Nebel sich zurück zieht, stehe ich am Ufer eines Sees. Im ersten Moment denke ich, dass etwas schiefgelaufen ist und ich mich beim See auf Avalon befinde, doch ist dem nicht so. Je länger ich mir die Umgebung anschaue, desto mehr Unterschiede fallen mir auf. Na dann, auf geht es.

Die BewahrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt