Kapitel 26*

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Triggerwarnung

Lexana

Wieder sind Schüsse zu hören und dieses Mal auch Schreie, Schmerzensschreie. "Beeilen wir uns." haucht Damian. Er unterteilt die Gruppen und schickt diese los, um Überlebenden hinaus zubegleiten.

Währenddessen wir uns gezielt auf die Jagd nach den Tätern machen. Lautlos schleichen wir uns durch die Gänge. Wenn wir leider jemanden auf dem Boden liegen sehen, überprüfen wir die Lebenszeichen. Doch leider ist es meistens ein negatives Ergebnis. Seit wir losgegangen sind, gab es keine weiteren Schüsse. Auf der einen Seite, ein gutes Zeichen, aber wer weiß, was die Täter in der Zwischenzeit machen.

Plötzlich bleibt Lira stehen und geht in einen Laden für Kinderspielzeug. Verwirrt folgen wir ihr. Hinter der Ladentheke hört man ganz leise ein Schluchzen. Je näher wir kommen, desto mehr ändert sich Liras Ausstrahlung. Nach einem Blick zu ihr, weiß ich, dass ihre Banshee-Seite gerade aktiv ist. Ihre Iris ist weiß geworden und doch erkennt man sie noch als Iris. Sie bewegt sich anders, leichter, so als wäre sie kein Teil dieser Welt.

Xanes und Damian haben indessen unterbewusst Abstand zu Lira genommen. Wobei man bei Xanes im Gesicht ablesen kann, dass er eigentlich zu Lira möchte, sein Instinkt aber dagegen rät.

Ich folge Lira um die Theke herum. Sie hockt neben dem Verkäufer, der sich den blutverschmierten Bauch hält. Lira legt ihre Hand auf die Wunde und der Verkäufer kann wieder befreiter atmen. "Ich bin hier und werde dich nicht alleine lassen." spricht Lira mit einem Doppelklang in der Stimme.

"Da..Danke" spricht der Verkäufer gebrochen. Nur wenige Augenblicke später tut er seinen letzten Atemzug. "Möge Azrael dich leiten und willkommen heißen." spricht nicht nur Lira, sondern auch ich.

Zornig über diese Tat, die hier geschieht erhebe ich mich. Das muss aufhören, es ist unser Kampf, nicht der der Menschen. Meine Magie peitscht aufgewühlt hin und her in mir. Besonders der Teil meiner Magie, wodurch ich Azraels Bewahrerin wurde, Todesmagie.

Ich spüre, wie sie immer mehr aus mir hervor zu brechen droht. "Haltet mich nicht auf." warne ich Damian und Xanes. An Lira gerichtet frage ich "Wollen wir ihm mal zeigen, was wir zusammen können?"

Mit einem schaurigen Lächeln steht Lira auf und ergreift meine dargebotene Hand. Kaum berühren sich unsere Hände, kann ich die Todesmagie in mir nicht mehr kontrollieren.

Sie legt sich um mich. Meinen Umhang lässt sie in einem nicht vorhandenen Luftzug wehen. Zudem materialisiert sie sich in meiner Sense.

Es ist nicht so, das es vor mir keine Bewahrer mit Todesmagie gab, doch sind sie immer bei dem Versuch sie zu kontrollieren gestorben. Jeder Bewahrer bedient sich der normalen Magie, wie es auch Hexen und Zauberer tun. Doch bei der Zeremonie, wo die Götter sich ihre Bewahrer aussuchen, geben sie uns einen Teil ihrer Magie. Ein Grund, warum wir auf Avalon leben.

Ich war die Erste, die die Todesmagie kontrollieren kann, denn anders als die normale Magie, hat die Magie der Götter ein Eigenleben. Es ist wie bei den Werwölfen mit ihren inneren Wölfen. Ungefähr so kann man es sich auch mit der Magie der Götter vorstellen.

Und nun will sie Vergeltung, denn die Menschen, die hier sterben, hätten noch nicht sterben sollen.

Damian

Es war, als hätte Lexana einen Schalter umgelegt. In dem einen Moment war sie noch meine Lexana und im nächsten Moment hat sich ihre Ausstrahlung verändert. Sie hatte vorher schon eine Macht ausgetrahlt, doch diese hat sich unglaublich verstärkt und nun strahlt sie Dunkelheit aus. Allerdings fühlt sich ihre Dunkelheit nicht bedrohlich an, eher beruhigend.

Lexana ist nun sehr unheimlich, aber Lira genauso. Sie ist zwar meine Luna und bei ihr sollte ich mich wohl fühlen, doch in diesem Zustand glichen Beide eher Todesengeln.

Und wie Recht ich damit hatte, bestätigte sich in den nächsten Minuten.

Wir schlichen weiter durch das Kaufhaus, den Schüssen immer näher kommend, auch wenn sie nur noch vereinzelt zu hören waren.

Es ist grausam was hier passiert. Schlimmer wurde es, als wir zu dem Ort kamen, wo die Schießerei begonnen hatte. Denn hier lagen die Menschen auf dem Boden.

Lira und Lexana gingen vom Mensch zu Mensch. Bei einigen, die noch einen Herzschlag hatten, legte Lira ihre Hand auf, wie bei dem Verkäufer. Lexana sprach ein paar fremde Worte, ehe sie ihre Sense über ihnen schwang.

Bei dem dritten Mann fasste ich Lexana am Arm "Was macht ihr da, sie sind noch am leben?" "Sie leiden. Sie würden die Zeit bis ins Krankenhaus nicht überleben. Wir erlösen Sie. Seelen, die Banshees oder ich ins Totenreich schicken haben einen besonderen Wert. Ihnen geht es jetzt besser. Nur 4 der hier noch lebenden Personen werden es überleben. Durch den Eingriff des Dunklen hat sich das Schicksal dieser Menschen verändert und dagegen können wir nichts unternehmen. Wir können ihnen das Leben nach dem Tod nur angenehmer machen."

Bei den vier genannten Menschen, 2 Frauen, ein Mann und ein Kind, legte Lexana ihre Hand auf. Das Blut hörte auf zu fließen, doch die Wunden heilten nicht.

Ich fühle mich so hilflos und ein Blick zu Xanes sagt mir, dass es ihm genauso geht. Wir können nichts machen, außer unseren Frauen zu beobachten und für ihren Schutz zu sorgen.

Als wir schließlich weiter gehen, wird die Verwüstung immer schlimmer. Vor einer Ecke bleiben Lira und Lexana stehen und blicken zu uns. "Hinter der Ecke befinden sich die Schützen. Lasst euch nicht treffen. Ich weiß nicht, ob die Kugeln nicht vergiftet sind mit Dunkelheit." warnt uns Lexana.

Verstehend nicken wir ihr alle zu, als sie sich aufrichtet und selbstbewusst um die Ecke geht. Sprachlos schaue ich auf die Ecke hinter der sie verschwand. Und sie?

(Irgendwie bin ich nicht so zufrieden mit dem Kapitel,  dadurch auch so lange Zeit.)

Die BewahrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt