Kapitel 17*

172 15 5
                                    

Lexana

"Es tut mir nochmal unglaublich Leid. Mein Name ist Lexana und das ist mein Freund Damien. Und wie ist deiner?" frage ich sie. "Mein Name ist Lira Woodroot." Und wieder schaut sie mir genau ins Gesicht.

Schmunzelnd fordere ich sie auf "Nun spuck schon deine Frage aus." Erschrocken zuckt sie zusammen. "Es.. es tut mir Leid." Mit roten Wangen schaut sie auf den Boden. "Schon gut, stell deine Frage, ich glaube ich weiß schon, worauf sie abzielt. Azrael hat mir einige deiner Kameraden vorgestellt." Nun schießt ihr Blick erstaunt nach oben.

"Woher kennst du Azrael?" Sie kneift ihre Augen zusammen. Meine Finger lege ich auf ihre Schläfe und murmle einige Worte, die den Verschleierungszauber für meine Bemalung aufheben. Lira blinzelt einige male und spricht dann "Deshalb hat dein Gesicht geflimmert. Du bist die Bewahrerin von Azrael. Ist er hier?" fragt sie aufgeregt. Kopfschüttelnd erkläre ich "Nein ist er nicht. Tatsächlich bin ich auch gerade für einen Auftrag von Luna unterwegs. Also bist du wirklich eine Banshee?"

"Banshee?" ruft Damien erschrocken aus. Nun zucke ich zusammen. Ich hatte total vergessen, dass er auch noch neben uns steht. "Darf man als Bewahrerin eigentlich einen Partner haben? Ich dachte-mmh" Schnell schlage ich meine Hand auf den Mund von Lira und funkle sie warnend an. "Ich gebe es zu, er ist nicht mein Freund. Für meinen Auftrag muss ich mit ihm zusammen arbeiten und für die Stadt ist das eben unsere Rolle gewesen." Lira nickt verstehend, während Damien mich nur verwirrt anschaut.

"Wie lange bist du noch in der Stadt?" versuche ich das Thema zu wechseln. Lira überlegt "Einige Tage nur, jetzt da ich weiß, dass es ein Rudel in der Nähe gibt. Banshees kamen noch nie gut mit den Vierbeinern aus. Außerdem habe ich den Sensenmännern schon geholfen, das heißt ich muss auch nicht mehr hier bleiben." Panisch schaue ich sie an. "Lass uns aber nochmal treffen, bevor du gehst? Ja?" Lächelnd nickt sie, "Gerne, einige Tage bin ich ja noch da. Wie wäre es mit übermorgen auf dem Marktplatz?" Erleichtert nicke ich und nehme sie zum Abschied noch mal in die Arme.

In der Hoffnung, dass es funktioniert hat, löse ich mich von ihr und lächle sie an. Sie winkt Damien schüchtern zu, ehe sie in einer Seitengasse verschwindet.

"Banshees sind merkwürdige Wesen." höre ich Damien zu sich selber murmeln. "Wieso?" Er schaut zu mir. "Der Legende nach, töten sie mit ihrem Schrei die Lebewesen, besonders gerne uns Wölfe." "Banshees töten nur in Notwehr. Sie können die Lebenszeit, die uns übrig bleibt erkennen. Sie arbeiten mit den Sensenmännern von Azrael zusammen. Meistens bemerken wir gar nicht ihre Schreie, da sie überhaupt nicht wahrnehmbar sind, nur für die Sensenmännern und die verlorengegangen Seelen. Erst wenn wir deren Schreie hören können, sollten wir uns hüten, denn dann werden sie wirklich gefährlich für einen. Und dieser Schrei ist dann tödlich. Also würde ich euch raten, verärgere keine Banshees. Und jetzt komm, wir sollten so schnell wie möglich wieder zurück zum Rudel."

Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen und gehe wieder zum Motorrad zurück. Hoffentlich hat das Treffen ausgereicht, um das Schlimmste zu verhindern.

Am Motorrad angekommen, warte ich auf Damien und überdenke den heutigen Tag. Es hat wirklich Spaß gemacht, durch die Stadt zu wandern. Aber als ich ihn mit der Einkaufstasche auf mich zu eilen sehe, bereue ich mein Verhalten doch etwas. Was muss er denn jetzt von mir denken? Das ich ihn nur des Geldes wegen will?

Ich gestehe es mir ja selber ein, dass es wirklich unglaublich ist, an all den schönen Dingen nicht nur vorbei gehen zu müssen, sondern die wirklich kaufen zu können. Ich habe mich dabei zwar eher auf Nützliches beschränkt, auch wenn mich das eine Notizbuch doch gereizt hätte. Aber wir sind hier schließlich nicht für meinen Spaß hier, sondern weil ich eine Aufgabe erfüllen muss. Und bei der sind wir einen guten Schritt voran gekommen heute, jetzt muss nur noch der Rest klappen.

"Also wieder zurück zum Rudel?" fragt Damien. Nur nickend bestätige ich ihm. Den Helm setzte ich mir wieder auf und steige auf. Damien tut dies ebenfalls und wartet, dass ich mich wieder an ihn lehne und festhalte, doch weigere ich mich. Ansonsten wäre es heute auch umsonst gewesen. "Lexana, bitte halte dich an mir fest." fleht er mich an. "Ich kann nicht." "Natürlich kannst du! Auf dem Hinweg hat es doch auch geklappt." wird er jetzt lauter. Ja, aber da hatte ich auch nicht eine bestimmte Duftnote an mir heften, denke ich mir.

"Das wird so schon gehen. Ich muss mich einfach wieder mehr auf meine Aufgabe konzentrieren. Es war zwar schön heute, aber so schnell wird sich das auch nicht mehr wiederholen. Also fahre jetzt bitte los." spreche ich so kalt wie möglich, in der Hoffnung, er fährt los.

Tatsächlich schaut er mich verletzt an, ehe er sich wieder nach vorne dreht und wortlos losfährt. Dies versetzt mir einen Stich im Herzen. Ich wollte ihn nicht verletzten.

Während der Fahrt schaue ich mir die Gegend genauer an und verfalle nicht in Tagträumen, wie es wohl wäre, mit Damien als Paar zu leben. Als ich ein Schimmern zwischen den Bäumen erkenne, merke ich mir schnell die Stelle. Wenn es wirklich das ist, was ich denke, dann könnte es zur Sonnenwende hilfreich sein.

Wir kommen auf dem Parkplatz an und Damien steigt schweigend ohne mich anzusehen ab. Er nimmt mir den Helm ab und verstaut alles unter dem Sitz, wo er vorher unsere oder eher meine Einkäufe hervor geholt hatte. Doch anstatt sie mir zu geben, trägt er diese weiter.

Auf dem Weg zum Betahaus, kommen wir am Rudelhaus vorbei. Aus diesem kommt gerade Xanes hinaus. Als er uns sieht, kommt er auf uns zu. "Ihr seid wieder da? Ich hätte gedacht ihr bleibt lä..." sein Rest des Satzes geht unter in seinem Knurren.

Er kommt näher auf mich zu, doch stellt sich Damien dazwischen. "Geh mir aus dem Weg!" knurrt Xanes Damien wütend an. "Erst wenn du mir sagst, was du von ihr willst!" knurrt er genauso zurück. "Sie riecht nach Mate." Versucht Xanes sich zu beruhigen und geht an Damien vorbei. Mich beschnüffelt er sorgfältig und reibt sich dann an mir.

Etwas überrascht von seinem Verhalten, lasse ich es über mich ergehen. Jedenfalls solange, bis ich das Knurren von Damien wahrnehme. Ich schüttle Xanes von mir ab und entferne mich ein paar Schritte. "Wo ist sie? Wie heißt sie und wie sieht sie aus?" überhäuft mich Xanes mit Fragen. Schuldbewusst schaue ich ihn an "Das kann ich dir nicht sagen." Nun knurrt er mich warnend an. "Ich darf es nicht. Es tut mir Leid." "Warte Mal. Der einzige Geruch den Lex an der Kleidung trägt ist von dieser Banshee." überlegt Damien laut.

Mit großen Augen schaut er mich an "Deshalb bist du plötzlich weg gewesen, hast sie ungewöhnlich oft berührt, um ihren Geruch zu bekommen. Und darum wolltes du dich nicht festhalten."  Leicht lächle ich ihm zu. "Mitkommen, wir müssen sie finden." befiehlt Xanes. "Oder einfach abwarten. Lex hat sich übermorgen mit ihr verabredet." "Gut, dann trotzdem mitkommen und überlegen, wie ich sie überzeugen kann. Banshees sind da ja nicht ganz einfach."

Bevor Xanes Damien also mitzieht, reicht er mir noch schnell den Einkauf und zieht unter seinem Hemd das Notizbuch an, welches mir so gefallen hat. "Für dich." Mit strahlenden Augen, nehme ich es entgegen. "Danke." hauche ich, während Damien sich seelig lächelnd mitziehen lässt.

(Ich gebe es zu, mir fehlen etwas die Ideen, bzw. wie ich es am besten alles verpacken kann. Daher und wegen meiner Arbeit verzögert es sich. Evtl. fange ich auch wieder eine neue Geschichte an, das hat mir des öfteren schon geholfen.)

Die BewahrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt