Die Bewahrer

Kapitel 24*

Lexana

"Du bist noch da" spreche ich erfreut zu Lira. "Scheint wohl so." erwidert sie, auch wenn sie nicht wirklich begeistert klingt. Xanes zuckt zudem auch schuldbewusst zusammen. Fragend hebe ich meine Augenbraue, doch Lira winkt ab.

Hoffentlich hat Xanes nichts allzu schlimmes angestellt. "Warum hast du uns zusammengerufen?" fragt Xanes. "Lira, hat dir Xanes erklärt, warum wir alle hier sind?" Sie nickt.
Ich räuspere mich und wiederhole dann den Zauber.

"Unsere Aufgabe besteht darin, die Zutaten in dem Zauber zu beschaffen. Sodass ich den Zauber schließlich sprechen kann, um einen Trank herzustellen, mit dem wir den Dunklen wieder erhellen können."

Xanes nickt verstehend. "Lexana, was meinte Luna eigentlich mit ihrer Aufgabe:
Zwei Seelen
Dazu bestimmt zu lieben
Im stetigen Kampf
Ohne Liebe kein Gefängnis
Ohne Gefängnis keine Hürde
Das Dunkle kommt frei
Verschlingt alles auf seinem Weg
Nur Liebe sperrt es ein."

"Was glaubst du denn?" frage ich. "Vermutlich geht es um ein Matepaar. Durch ihre Liebe erschaffen sie ein Gefängnis für den Dunklen." spricht Damian. Ich nicke bestätigend. "Genau genommen geht es um das erste Matepaar. Der Dunkle wurde zum Dunklen weil er sich in die Frau verliebt hatte, sie nun aber nur noch für ihren Mate Augen hatte. Bisher wurde er immer in sein Gefängnis gesperrt, doch starben dabei bisher immer die Beteiligten. Doch sobald das Matepaar wiedergeboren wurde, fingen die Fesseln an lockerer zu werden. Diese schwarze Masse, die ich aus euch allen geholt habe, sie stammt vom Dunklen und ist ein Zeichen dafür, dass wir nur noch wenig Zeit haben. Denn bricht er aus, wird es zum Kampf kommen. Er wird das Dunkle, was in jedem von uns ist, kontrollieren und nähren, sodass er eine verdammt große Armee haben wird."

Ich mache eine Pause und schaue in die Runde. Lira starrt auf den Tisch. Xanes schluckt schwer und Damian sieht mich besorgt an. "Die Hauptaufgabe von mir ist es, euch zu unterstützen und beschützen, sodass ihr den Dunklen wieder in sein Gefängnis speeren könnt." "Und deine andere Aufgabe?" fragt Damian.

"Das was ich nun sage, bleibt unter uns vier." Ich warte das Nicken von allen ab, bevor ich fortfahre. "Es gibt bei uns eine Legende. Doch erst als ich den Auftrag bekam, wurde mir klar, dass es keine Legende ist." Und damit begann ich die Legende von Feanor, dem Gott des Lichtes zu singen.

(Feanor - Oonagh)

"Feanor ist ebenfalls ein Gott gewesen. Luna und auch die anderen Götter wünschen sich, dass er wieder zu dem Gott wird, der er war. Wir Bewahrer haben über die Jahrtausende einen Zauber entwickelt, um dies zu schaffen. Aber natürlich würde ich das nur machen, wenn ihr damit einverstanden seid. Ansonsten versuchen wir ihn einfach wieder einzusperren."

Lira schaut vom Tisch auf. "Was müssen wir tun, um ihn wieder ins Gefängnis zu sperren?" Ich seufze, weil ich vermute, ihr wird die Antwort nicht gefallen. "Ihr beide müsstet euch verbinden, vollständig. Und dann würde ich in einem Ritual das Gefängnis wieder stärken mit eurer Liebe."

Schockiert schaut mich Lira an, bevor sie den Kopf schüttelt. "Vergiss es. Ich werde mich nicht mit einem Wolf verbinden. Ich bin für den Zauber." Aus ihr spricht die Furcht vor Werwölfen. Warum auch, musste sie als eine Banshee und er als Wolf wiedergeboren werden?

Als ich zu Xanes schaue, sehe ich Schmerz. Liras Worte haben ihn verletzt. Er schaut zu mir und spricht gebrochen "Also den Zauber." Ich nicke und schaue auch zu Damian, welcher zu Xanes sieht. Er leidet mit seinem Alpha. Ich greife nach seiner Hand und drücke sie, woraufhin er zu mir schaut und schwach lächelt. "Den Zauber. Was brauchen wir dafür alles?"

"Ein paar Zutaten sind ziemlich offensichtlich, wie Quellwasser, Leinensamenschrot, Sonnenblumen, gelbe Primeln, Beeren der Zedern Goldrute, Orange, Lavendel, Salbei und Schafsdarm. Alles Zutaten, die das Licht symbolisieren, wobei Lavendel und Salbei für die Reinigung steht. Problematischer ist 2 Teile Höhlensand, der Jahrhunderte alt ist, Träne geboren aus Not und zwei dunkle Federn aus der Tiefe der Höhle. Zudem ist der Ort und der Zeitpunkt auch wichtig."

Es entsteht eine Stille, in der jeder nachdenkt, was genau dies bedeuten kann. "Naja, ich würde sagen, dass es sich bei der Kristallhöhle um die Höhle der Erleuchtung handelt" denkt Lira laut nach.

Während ich überlege, ob das stimmen könnte, sehen die beiden Wölfe ratlos aus. "Die Höhle liegt in der Anderswelt, bei den Feen. Es könnte sogar sehr sicher sein, dass es diese Höhle ist, da ich weiß, dass dieses Jahr wieder etwas magisches passiert. Es ist Vollmond und gleichzeitig Sommersonnenwende am 21 Juni, dieses Jahr. Dies passiert nur alle 100 Jahre und auch der Grund, warum die Höhle ihren Namen hat. Da wird es zur Mittagszeit in der Anderswelt alles in das Licht des Mondes getaucht, ehe alles wieder im goldenen Schein der Sonne erstrahlt. Doch woher kennst du sie Lira?"

Unwohl rutscht Lira auf ihrem Stuhl herum. "Ich habe mal einer Fee das Leben gerettet. Sie hat mir als Dankeschön einen kleinen Kristall, aus eben dieser Höhle geschenkt und mir dann die Geschichte der Höhle erzählt."

Mit großen Augen schaue ich sie an. "Du hast einen Kristall aus der Höhle der Erleuchtung. Dann muss du einem Mitglied der Königsfamilie gerettet haben. Es ist super selten, dass Kristalle dort abgebaut werden dürfen. Immer nur zu sehr speziellen Anlässen, wie die Geburt eines königlichen Kindes. Hast du ihn zufällig hier?"

Lira nickt und holt ihre Kette von unter ihrem Shirt hervor. Die Kette nimmt sie ab und reicht sie mir. Der Kristall ist durchsichtig, doch sobald er ins Sonnenlicht kommt, erstrahlt er in allen Regenbogenfarben und ich spüre seine Magie. "Du hast da ein sehr wertvolles Geschenk erhalten." sage ich, als ich die Kette in die Hand nehme.

Sobald ich den Kristall vorsichtig berühre, geht ein Magieimpuls von ihm aus und ich sehe die Höhle der Erleuchtung vor mir. In der Mitte der hell erleuchteten Höhle steht eine Säule mit einer Kuhle. Mein Blinzeln lässt das Bild vor meinen Augen verschwinden.

"Das ist auf jeden Fall, der richtige Ort. Jetzt brauchen wir nur noch die Erlaubnis der Feen."