Kapitel 27

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(Triggerwarnung)

Lexana

Zornig über das Geschehen, gehe ich um die Ecke. Sofort sehe ich die Schützen. Insgesamt sind es fünf Männer und zwei Frauen. In allen von Ihnen kann ich die Dunkelheit spüren, die sie zu diesem Massaker geführt haben. Es ist nicht so, dass sie vorher unschuldig waren. Der Dunkle kann sie zu so einer Tat nur verführen, wenn sie selber schon einen Teil Dunkelheit in sich haben.

Wie Marionetten bewegen Sie sich und wenden sich alle zeitgleich mir zu. „Ah, sieh an, sieh an. Da ist sie ja, die Bewahrer-Hexe, die dieses Mal Pech hatte.“ Spricht der eine Mann. Aber es ist nicht seine Stimme. Die Stimme klingt verzerrt, so als würde jemand anderes durch ihn hindurch sprechen. Und so ist es auch. Der Dunkle persönlich spricht.

Unheilvoll grinse ich. „Der Krieg sollte nicht durch Menschen geführt werden. Es ist ein Krieg des Übernatürlichem. Lass die Menschen gehen.“ Verlange ich von ihm.

„So? Und wieso sollte ich? Es macht so viel mehr Spaß mit den Menschen zu spielen. Sie sind so leicht zu manipulieren.“ Sein Blick wandert hinter mich und nun grinst er grotesk. „Ah, da ist sie ja. Gwenhwyfar. Kommst du nun mit mir?“ Fast hoffnungsvoll klingt er. Doch dann verzerrt sich sein Gesicht vor Wut. „Natürlich, Lancelot ist auch da.“ Genervt verzieht der Mann, durch den der Dunkle spricht das Gesicht.

Überrascht schaue ich zu Lira, die er Gwenhwyfar nennt. Kann es sein, dass sie die Wiedergeburten von Artus, Gwenhwyfar und Lancelot sind? Aber wenn Xanes und Lira Lancelot und Gwenhwyfar sind, dann müsste der Dunkle Artus sein. Verwirrt von den vielen Geschichten richte ich mich an den Dunklen.

„Also bist du Artus?“ Überrascht blickt der Mensch zu mir. „In all den Jahrhunderten hat nie jemand gefragt, welche Rolle ich damals hatte. Ja, ich war Artus, der das Licht der Hoffnung war.“ Sagt er betrübt. „Doch die Götter haben mich verraten und meine Frau zu meinem engsten Vertrauten geschickt. Und dafür sollen sie Alle leiden.“ Seine Wörter klingen immer gehässiger.

Plötzlich schüttelt der Mann seinen Kopf und murmelt vor sich hin „Vernichten, wir müssen Alle vernichten.“ Der Dunkle hat den Mann also wieder verlassen. Nun bin ich also wieder dran.

Meine Todesmagie zuckt vorfreudig. Da sie nun die Waffen auf uns richten und kurz vorm schießen sind, eile ich auf sie zu. „LEXANA“ höre ich Damien schreien, doch ich ignoriere ihn.

Den Zauberspruch murmelnd schwinge ich meine Sense, um mich vor den abgeschossenen Kugeln zu schützen. Bei den Menschen angekommen, beende ich den Zauber und lasse ihn durch die Sense gleiten.

Mit einem einzigen Hieb auf der Brusthöhe, durchtrenne ich alles, was nicht in den Körper gehört. Der Dunkle verliert so seine Verbindung zu den Menschen. Die Männer und Frauen lassen die Waffen sinken und schauen sich fragend um.

„W.. was ist passiert? Was mache ich hier?“ fasst sich eine Frau als erstes wieder. Ich murmle einen weiteren Zauber, wodurch sich alle erinnern können und nun über alles Bescheid wissen, auch den Dunklen.

„Das war ich nicht. Bitte sag mir, dass ich das nicht war?“ flüstert die andere Frau weinend.

Lira kommt neben mir zum stehen. „Lexana, sie sterben!“ spricht sie geschockt. Traurig blicke ich zu ihr. „Ich weiß. Indem ich alles getrennt habe, was nicht in den Körper gehört, habe ich auch die Verbindung der Seele zum Körper getrennt. Ihre Seelen können nun nicht viel länger in ihrem Körper bleiben. Ich werde dafür sorgen, dass ihre Seelen wiedergeboren werden. Es ist besser so. Denn schließlich sollen sie auch nicht ihr Leben lang für etwas büßen, was sie gar nicht getan haben. So bekommen sie eine neue Chance.“ Erkläre ich ihr.

Der erste Mann sinkt auf die Knie und fasst sich an die Brust. Nach und nach gehen auch alle Anderen zu Boden.

Ergeben stehen wir bei ihnen. Lira geht von einem Menschen zum nächsten und spendet ihnen Trost.

Ich versuche heimlich eine Träne weg zu wischen. Doch Damien scheint es trotzdem bemerkt zu haben und kommt zu mir. „Es ist so frustrierend. Ich konnte sie nicht retten. Hätte ich mehr Zeit gehabt, für jeden Einzelnen, hätten sie Leben können.“ „Aber wie du schon sagtest, sie wären für etwas bestraft worden, was sie nicht getan haben.“ Schwach nicke ich.

„Das schlimmste dabei ist aber, dass sich ein Teil von mir darüber gefreut hat, sie umzubringen. Ein Fluch der Todesmagie. Sie lechzt danach, angewendet zu werden.“ Ich vergrabe mein Gesicht in seiner Brust. Bei meinen Worten, verstärkt er den Druck seiner Arme.

„Du hättest sie gerettet, wenn du gekonnt hättest. Du bist stärker als der Teil deiner Magie. Ich weiß es ganz genau.“ Flüstert er mir aufmunternd zu. Bei seinen Worten wird mir warm ums Herz. Zudem fühle ich, wie ein Teil der Last abfällt. Eine Last die ich trage, seitdem ich die Todesmagie von Azrael erhalten habe.

„Danke“ flüstere  ich ihm zu. „Wofür?“ „Dafür, dass du für mich da bist.“ Er lächelt „Wir sind Mates, da ist das selbstverständlich.“ Erklärt er mit einem Augenzwinkern. Einen Moment schauen wir uns noch vertraut in die Augen.

Gestört werden wir von Lira, die bedrückt zu uns kommt. „Die Seelen von Allen sind nun gegangen.“ Xanes gesellt sich neben Lira und legt ihr stärkend den Arm um ihre Schultern. Erstaunt betrachtet er sie, als Lira sich Halt suchend an ihn lehnt.

Still gedenken wir allen Menschen, die heute hier in dieser Mall gestorben sind, für einen Kampf, der nicht ihrer ist.

Die BewahrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt