Kapitel 2

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Lexana

Leise schleiche ich durch den Wald und vertraue meinem Gefühl, dass es mich zu meiner Aufgabe bringt. Der Wald ist wirklich sehr schön. Hin und wieder sehe ich Spuren von Wölfen oder eher gesagt von Werwölfen. Als Geräusche immer lauter werden, spreche ich einen Verschleierungszauber aus, sodass man mich nicht gleich bemerkt.

Hinter einem Baum versteckt beobachte ich die Siedlung, die vor mir ist. Menschen und Wölfe laufen fröhlich umher. Die Kinder spielen glücklich miteinander, mal als Wolf, mal als Mensch. Der Anblick schmerzt ein wenig. So fröhlich und ruhig wird es nicht mehr lange bleiben, wenn ich Luna richtig verstanden habe. Dann wird sich dieses Rudel in einem Kampf befinden. Mit Blick auf die Kinder fasse ich einen Entschluss, ich werde dafür sorgen, dass so viele wie möglich, das kommende überleben werden.

So, ich sollte vielleicht zu erst zum Alpha, um mich anzumelden und dann den Wolf zu suchen, dessen Seele wiedergeboren wurde. Ich schleiche um die Siedlung herum. Plötzlich bleibe ich wie festgewurzelt stehen und starre den Alpha an. Vielleicht wird es doch einfacher, das Rudel zu überzeugen, dass sie kämpfen, wenn es um ihre Luna geht. Na dann wollen wir mal sehen, ob der Alpha seine Zukünftige auch beschützen kann.

Ich lasse meine Tasche beim Baum stehen und schleiche mich immer näher an den Alpha heran, der mit einem anderen Wolf spricht. Beide scheinen nichts von der drohenden Gefahr mitzubekommen. Okay, da müssen wir dann auch daran arbeiten. Ich ziehe einen Dolch aus meinem Armschutz und verzaubere ihn, sodass er nicht gefährlich ist. Dann warte ich auf einen günstigen Augenblick, den Alpha angreifen zu können.

Dieser Augenblick kommt sogar schneller als gedacht, als der andere Werwolf geht. Ich schleiche mich also nun ohne Deckung an den Alpha heran und will gerade abspringen, als ich zu Boden geschmissen werde. Denjenigen ziehe ich mit mir. Zusammen kugeln wir uns über den Boden. Schwer atmend kommen wir zum stehen, wobei mein Angreifer über mir sitzt und mich auf den Boden festpinnt. Den Dolch in seiner Brust hat er noch gar nicht bemerkt, aber gut, der tut ihm ja auch zum Glück gerade nichts. "Wer bist du? Und warum wolltest du unseren Alpha angreifen?" fragt eine tiefe Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken fahren lässt. "Damian, was machst du da?" fragt eine weitere Person, ich nehme mal an, der Alpha. "Xanes, sie hat sich an dich heran geschlichen, mit einem Dolch in der Hand. Hast du das nicht bemerkt?" fragt wohl dieser Damien, mit seiner wirklich sexy Stimme. Wenn ich nicht gerade einen Auftrag hätte, wäre er bestimmt ein toller Mann für eine Nacht.

Mir wird die Kapuze endlich vom Kopf gezogen, sodass ich auch wieder etwas sehen kann. Und Halleluja, Damien sieht wirklich heiß aus. Geschockt schaut er mir in die Augen und beginnt dann mit seinem Kopf zu schütteln, ehe er immer wieder und wieder Nein sagt. Mein Blick wandert zum Alpha, der mir die Kapuze vom Kopf gezogen hat. Dieser schaut verwirrt zu Damien. Okay, ich bin nicht die einzige, die sein Verhalten merkwürdig findet.

Als der Blick von Xanes auf die Brust von Damien fällt, weiten sich seine Augen. "Scheiße Mann, du hast den Dolch in deiner Brust und merkst DAS nicht?" wirft er ihm vor. Damien wird aus seiner Trance damit heraus geholt und schaut ebenfalls an sich herunter. Er lässt meine Handgelenke endlich los und will den Dolch heraus ziehen. Der Alpha schlägt seine Hände weg und sagt "Spinnst du? Wir müssen dich sofort zur Krankenstation bringen." Ich verdrehe meine Augen und ziehe in einer fließenden Bewegung den Dolch aus seiner Brust. Entspannt schiebe ich ihn wieder an seinen Platz und rutsche unter Damien hervor, welcher auf seine Brust schaut. Man sieht nicht mal ein Loch, wo der Dolch vorher gesteckt hat. Panisch zieht Xanes Damien sein T-shirt aus. Verwirrt streichen beide über die Brust. "Wie?" flüstert der Alpha. "Ich habe den Dolch verzaubert, sodass er niemandem was getan hätte." Überrascht schauen beide zu mir, so als wenn sie mich schon wieder vergessen hätten. Tolle Voraussetzungen. "Aber warum willst du mit so einem Dolch unseren Alpha angreifen?" "Weil ich ihn prüfen wollte." "Prüfen? Für was?" Ich stehe vom Boden auf, was mir die beiden nach machen.

Ich wende mich dem Alpha ganz zu und lege meinen Arm auf meine Brust. "Alpha Xanes, mein Name ist Lexana. Ich komme aus dem Bewahrer-Zirkel und bin hier, weil ich eine Aufgabe von Luna bekommen habe." Verwirrt schaut er mich an. Da das meist immer so ist, reiche ich ihm meine Hand mit dem Mond. Er ergreift sie, wodurch wir beide in meinem Traum sind, genau da, wo Luna mir die Aufgabe gibt.

Zwei Seelen
Dazu bestimmt zu lieben
Im stetigen Kampf
Ohne Liebe kein Gefängnis
Ohne Gefängnis keine Hürde
Das Dunkle kommt frei
Verschlingt alles auf seinem Weg
Nur Liebe sperrt es ein.

Geschockt lässt Xanes meine Hand los und schaut mich sprachlos an. Damien schaut verwirrt zwischen uns her, auch wenn sein Blick eher bei mir ist. Xanes räuspert sich einmal. "Bitte entschuldigt das Verhalten meines Betas, er wollte mich nur beschützen. Herzlich Willkommen in meinem Rudel." Ich neige kurz den Kopf "Euer Beta meint es nur gut und ich Danke euch für eure Gastfreundschaft." "Sie ist keine Gefahr für das Rudel oder dich?" fragt Damien skeptisch nach. "Nein, wenn ich es richtig verstanden habe, wird sie uns helfen." Bevor ich auch nur irgendwie darauf reagieren konnte, werde ich in die Arme von Damien gezogen. "Ein Glück, ich wüsste nicht, was ich gemacht hätte, wärst du eine Feindin." Er vergrub seine Nase in meinen Haaren. Hilfesuchend blicke ich zu Alpha Xanes, dem scheinbar jetzt ein Licht aufgegangen ist für das merkwürdige Verhalten seines Betas.

Die BewahrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt