Kapitel 46.

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Jungkook

Seit unserem ersten Mal fühlte sich alles so intensiver an. Jede Berührung erinnerte mich an das, was an dem Abend zwischen uns passierte. Seine Hände, die meine nackte Haut berührten und unsere Körper, die er miteinander vereinte.

Gerade der Fakt, dass wir miteinander geschlafen hatten und meine andauernden Gedanken daran, trieben mich in den Wahnsinn. Mein Herz schlug so unglaublich schnell und alles in mir wurde warm. Jetzt, wo ich mein erstes Mal mit Taehyung verbrachte, fiel diese Maske, die ich unbewusst aufgesetzt hatte, ab.

Ich wollte unbedingt mein erstes Mal mit Taehyung. Deswegen vergaß ich und blendete aus, wie schüchtern und unsicher in meinem Körper ich eigentlich war. Nur damit es mich jetzt vollkommen überwältigte. Jede kleinste Berührung, jeder noch so intime Moment oder lüsterne Blick. Erst nachdem wir es tatsächlich miteinander getan hatten verhielt ich mich wie eine Jungfrau.

Womöglich verwirrte den Älteren mein Verhalten momentan. Immerhin verwirrte es mich ja selbst, bis ich verstand, warum. Erstens fühlte ich nach meinem ersten Mal viel mehr für Taehyung und zweitens war alles, nachdem wir miteinander geschlafen hatten, viel intensiver. Wiederholen wollte ich es definitiv. Jedoch würde der Ältere dieses Mal wohl mehr Geduld mit mir haben müssen. So wie ich ihn kannte, spielte das kaum eine Rolle.

Verdammt... Er verdiente so viel mehr. Und vorallem jemand der besser war, als ich. Ich hinterging ihn mit jedem einzelnen Atemzug, den ich in seiner Nähe tätigte. Jede Stunde, Minute oder Sekunde die wir miteinander verbrachten, versteckte ich ein Geheimnis vor ihm, welches das zwischen uns beenden würde. Und ihn schlimmer verletzte, als er sich ausmalen könnte.

Ich verdiente Taehyung nicht. Obwohl ich am liebsten in seine Arme fallen und ihm alles beichten wollte, hielt ich das Geheimnis verborgen. Aus Angst vor dem Freund meiner Mutter. Er würde meine Schwester verletzen. Vielleicht würde er sie sogar töten und danach Taehyungs Familie etwas antun. Und all das wäre dann meine Schuld. Also lebte ich mit diesem ständigen bedrückenden Gefühl in meiner Brust, gepaart mit diesem angenehmen Bauchgefühl, wenn ich mich bei dem Älteren befand.

Ich fühlte mich so gut, so geborgen und wohl und wollte mich meinem nebenan endlich öffnen. Gerade deswegen vergaß ich teilweise sogar, was eigentlich für eine Last auf mir lag. Statt meine mir meinen Kopf zu zerbrechen und verzweifelt in meinem Zimmer zu sitzen, gab ich mich dem Älteren hin und schaffte es kaum einen Tag ohne Taehyung.

Und apropos Taehyung. Dieser saß direkt neben mir, in der hintersten Reihe des großen Vorlesungssaals, fast komplett alleine. In der letzten Reihe zumindest. Ein wenig weiter vor uns waren die Reihen voll belegt, wieso auch immer sich die meisten dazu entschieden, bei dieser öden Vorlesung so weit vorne zu sitzen. Weder das Thema war interessant, noch der öde Dozent, welcher sie hielt.

Eigentlich sollte er schon längst in Rente sein. Glaubte aber, den Studenten etwas schuldig zu sein und blieb. Eher zum Pech der Studenten, statt ihres Glücks. Aber darauf konzentrierte ich mich am wenigsten. Denn der Ältere neben mir hatte es so leicht, einen abzulenken. Die Vorlesung war meine Konzentration und Gehirnzellen sowieso nicht wert, zudem blieb der Blick des Älteren seit meinem Auftritt zuvor dunkel und eindringlich. Wie also sollte ich mich auf etwas anderes, als seine gierigen Augen konzentrieren.

Ich erkannte vorhin schon deutlich, was sich der Kerl alles in seinem Kopf vorstellte. Übel nahm ich es dem Älteren keinesfalls, denn ich musste mir ehrlich gestehen, selbst oft daran zu denken. Sogar in Momenten, in denen ich es garnicht sollte. In der Dusche zum Beispiel, kurz nachdem ich mir in dieser die Augen aus dem Kopf heulte. Ziemlich schnell drifteten meine Gedanken in eine ganz andere Richtung, in eine sehr versaute und erregende Richtung.

Die menschliche Psyche war durchaus interessant. Wie schnell sich ein Gedanke in einem anderen verlor.

Und umso interessanter, wie schnell ich alles um mich herum vergaß, als Taehyung nach einer Weile seine Hand auf meinem nackten Oberschenkel ablegte. Kurz vor dem Saum des kurzen Rockes, also unglaublich weit oben an meinem Bein. So nahe an dem kleinen Geheimnis, welches sich unter dem Kleidungsstück befand. Tae fand meine Unterwäschenvorliebe schneller heraus, als mir lieb war. Vielleicht verlor er deswegen ja auch seine Kontrolle. Daran zu denken, was ich womöglich unter dem Rock trug, der ihn sowieso schon vollkommen verrückt machte, musste intensiv sein.

Und es deswegen schwer, sich zurückzuhalten. Aber ich wollte keinesfalls, dass er sich zurück hielt. Nicht in diesem Moment. Falls sich dies änderte, aufgrund meiner Gefühle, die mich überwältigten, würde ich ihn davon in Kenntnis setzen. In diesem Moment jedoch wartete ich förmlich darauf, dass er einen Schritt weiter ging. Mit seiner flachen Hand ein kleines Bisschen weiter nach oben glitt, unter den Stoff des Rockes, immer weiter in Richtung meiner Mitte.

Zu diesem Zeitpunkt blieb seine Hand noch dort. Ruhte auf meiner freigelegten Haut und bewegte sich dabei kein bisschen. Sie blieb still und trotzdem besaß sie immense Auswirkungen auf meine Konzentration. Anstatt der kratzigen Stimme des alten Dozenten zu folgen, spürte ich seine Hand schwer wie Stein auf meinem Körper. Es gab keinen Moment, indem ich sie nicht bemerkte. Hin und wieder glaubte ich zwar, der Vorlesung folgen zu können, im Endeffekt blieben meine Gedanken jedoch an einer ganz bestimmten Sache hängen.

Taehyungs Blick und seine, noch unschuldige Berührung mit meinem nackten Körper. Anscheinend versuchte der Ältere, ähnlich wie ich, seinen Fokus auf etwas anderes zu lenken. Nämlich die Vorlesung, in der wir saßen. Stattdessen gab es für beide von uns ganz besonders einen Gedanken, den wir teilten. Was wäre, wenn er seine Hand ein kleines bisschen höher wandern ließ. Unter meinen Rock, am besten noch zwischen meine Beine, vor zu einem unglaublich sensiblen und intimen Teil meines Körpers.

Einen Teil meinerseits, den bis jetzt nur Taehyung sah. Gab mir also einen heißen Gedanken mehr, über den ich meinen Kopf zerbrechen konnte und mein Herz zum Schlagen brachte. Schneller als gewöhnlich. Schlagen tat es ja trotzdem. Seitdem der Ältere in mein Leben trat, pochte es manchmal, nein eigentlich ziemlich oft, ein wenig zu schnell. All das aufgrund seiner intensiven Wirkung auf mich. Die offensichtlich auch auf Gegenseitigkeit beruhte, ganz egal wie schwer es mir fiel, das zu glauben.

Denn wer glaubte denn bitte, dass ein schwuler, beliebter und ja, auch berüchtigter Kerl, in der Lage dazu, so gut wie jeden zu haben, sich tatsächlich für mich entschied. Und um das alles noch zu toppen, sogar damit einverstanden war, exklusiv mit mir eine sexuelle Beziehung zu führen. Aber keine gewöhnliche. In unserer Beziehung schien es kaum Grenzen zu geben, was Gefühle anging. Tae arrangierte romantische Dates und brachte mich in das Haus seiner Eltern, ohne, dass er bloß an das eine dachte.

Er verführte mich nicht, damit er schnell an meine Jungfräulichkeit kam und danach verschwand. Und er stillte auch keine ekelhaftes Fantasien an mir. Kim Taehyung war ein ehrlicher, attraktiver und aufrichtiger Kerl, trotz all den Vorurteilen, mit denen Menschen ihnen begegneten, blieb er gleich.

Er war perfekt. Und ich der dunkle Fleck in seinem Leben. Weder passte, noch gehörte ich in dieses.

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Oh Jungkookie baby

Pretty Boy // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt