Jonathan grinste ungefähr so dämlich wie ich mich fühlte. Wir sahen uns noch einen kurzen Moment an, dann drehte ich mich weg und wollte aufstehen.„Wohin gehst du?", fragte Jonathan alarmiert.
„Ähm, soll ich liegen bleiben?" Während er seine Antwort formulierte, genoss ich den Anblick wie die Sonne sein Haar zu leuchten brachte und das Hemd über seinen Körper faltete.
„Naja, also, ich dachte, wir hätten gerade einen Moment gehabt.", erklärte Jonathan sich erstaunlich ehrlich. Jetzt wo ich genauer darüber nachdachte, sind Jonathan und Marina beide recht offene Menschen die keine Scheu haben sich anderen zu zeigen und ihre wahren Gefühle und Gedanken zu teilen. Irgendwie bewundernswert, ich hoffe nur, es wird ihnen nie zum Nachteil werden.
„Was für einen Moment?", hakte ich abgelenkt nach.
„Na, so einen Moment. Ich weiß nicht wie ich das sagen soll ohne das es peinlich ist." Hilflos fuchtelte er mit den Händen in der Luft. „Hey? Fynn? Erde an Fynn?!"
„Hm?" Jonathan sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Ah, 'tschludigung." Jonathan grinste nur, warf die Bettdecke beiseite und stütze den Kopf auf einen Arm.
„Warst abgelenkt, hm?" Er kicherte Jonathan untypisch. Oder vielleicht dachte ich nur das es untypisch für ihn war, da ich ihn noch nicht wirklich kannte. Noch nicht.
„Du solltest bei so etwas definitiv aufpassen." Ich fuhr mir mit der Hand über den Mund und sah hinter ihm aus dem Fenster. „Das ist gefährlich wenn du so etwas machst." Wie er so dalag, musste ich unwillkürlich daran denken, was er mir vorhin erzählt hatte. Wie von selbst kniete ich mich vor ihm auf die Decke, nahm sein Kinn in meine Hand und küsste ihn. Ich hatte das Gefühl, dass ich beweisen musste, dass nur ich dieses Recht hatte. Denn Jonathan hatte mich vermisst. Er hatte mich um ein Date gefragt.
„Fynn!" Er schob mich von sich. „Was soll das plötzlich?"
Ich leckte mir über die Lippen, welche kurz zuvor noch die des Mannes unter mir berührt hatten. „Wie heißt er? Der Mann der dich belästigt hat?"
Jonathan zog die Augenbrauen zusammen. „Du musst dir darüber keine Gedanken machen."
„Aber wenn es einmal passiert ist, passiert es mit Sicherheit auch ein zweites Mal.", antwortete ich bestimmt.
„Mach dir keine Gedanken, es wird schon gut gehen." Er legte seine eine Hand an meine Wange und strich mir mit der anderen durch die Haare. Eine beruhigende und intime Geste auf einer anderen Ebene, die man sich normalerweise nach Monaten Datings erlauben würde. Ich vergrub meine Nase an seiner Handfläche und legte mich vorsichtig auf seinem Bauch ab. „Irgendwann werden sie es erfahren. Ich mein, für die Welt bin ich eine Kuriosität und werde dann lange Zeit nicht mehr in Ruhe schlafen können, aber ... es wird mit Sicherheit alles vorbeigehen. Und ich habe Menschen, für die nur ich zähle, egal welches Geschlecht mir zugeordnet wird. Ein zuhause." Ich hörte das Lächeln in seiner Stimme und wir glaubten in diesem Moment an seine Worte, egal wie viele Gefahren uns durch den Kopf schwirrten. Oder wie ich hoffte, dass er mich seiner Liste einzeln hinzufügen würde.
In der nächsten Sekunde schreckten wir von einem hellen Pling hoch, das schrill durch den Raum schallte. Jonathan stand auf und nahm sein Handy vom Nachttisch. „Eine E-Mail von meinem Arzt.", teilte er mir mit und zog seinen Kleiderschrank auf, während seine Augen auf das Handy fixiert waren. Er zog sich an und blieb dann lesend im Raum stehen.
„Was steht da?", fragte ich gespannt.
„Er fragt ob ich in den nächsten Tagen Zeit hätte. Und er würde dich bitten mitzukommen." Ich stand auf und stellte mich neben ihn. „Er würde gerne mit uns über die Verbindung reden die wir haben. Ansonsten geht er nicht ins Detail."
„Ich hab Zeit.", haute ich raus und sah ihn erwartungsvoll an.
Er schmunzelte. „Hast du eigentlich auch irgendwann noch Schule?"
„Wann wäre es denn für ihn günstig?"
„Entweder noch heute kurz vor 18 Uhr oder Übermorgen. Ihm wäre es aber lieber wenn wir so bald wie möglich vorbeischauen."
„Ich hab Zeit.", wiederholte ich.
„Hab ich kapiert." Jonathan boxte mir schmunzelnd gegen den Arm. „Also bis heute Abend? Ich ... hätte gern noch ein bisschen Zeit für mich."
„Du willst nicht, dass ich bleibe?"
„Ich würde gerne den ganzen Tag einfach nur mit dir im Bett dösen. Aber dann hätte ich vor dem Schlafen ein schlechtes Gefühl weil ich so unproduktiv war." Er nahm meine Hand und zog mich in den Flur. „Es sind ja nur ein paar Stunden." Verwirrt von seiner wechselnden Haltung zu mir zog ich meine Schuhe an. Erst bittet er mich auf ein Date, dann verweigert er meinen Annäherungsversuch und kuschelt sich im nächsten Moment an mich. Dann sagt er ich soll mich aus seinen Problemen raushalten und mir keine Sorgen machen, plant aber einen gemeinsamen Arzttermin und schmeißt mich raus.
„Du solltest dir klar werden, was du willst.", murmelte ich kaum hörbar und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor ich eilig ins Treppenhaus verschwand.
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Ende Kapitel 7
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DARLING, You are mine and I am yours
RomanceZwei Beta die durch ein schicksalhaftes Treffen zu Omega und Alpha werden ... ob das gut geht? Jonathan führt ein ganz normales und ruhiges Leben als ein Beta. Doch dieses findet ein schnelles Ende, als er plötzlich in einer vollen Straßenbahn Fiebe...