Verhandlung

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Seine Augen durchbohrten mich, als ob er wüsste dass ich am liebsten gar nicht hier wäre. Dennoch musste ich dass jetzt durchstehen. Für ihn, für mich, einfach für uns. Immer in der Hoffnung dass es vielleicht nicht das letzte Mal sein würde, wo wir uns sehen konnten. Sein Gesichtszüge waren steinhart, lediglich seine Augen zeigten mir für einen kleinen Moment, dass er mich in all das gar nicht reinziehen wollte und dass es ihm mehr als leid tat und innerlich zerriss, mich hier mit Tränen in den Augen zu sehen. John und Jonas, die hinter mir saßen, legten mir ihre Hände auf die Schultern und drückten sanft zu, um mir den Halt zugeben, den Marten mir körperlich gerade nicht geben konnte. Marten sah die beiden Hünen kurz an und gab ihnen ein kleines Nicken, als dank dass sie mich beschützten und mir Kraft gaben.

Ich will dich nicht im Knast sehen, geh bitte aufs Revier!- wie dumm ich doch gewesen war ihn dazu zu drängen. Nur wegen mir saß er jetzt hier. Hätte ich es einfach sein gelassen, wäre er vielleicht nur ein paar Stunden auf dem Revier gewesen, wenn sie ihn von zuhause abgeholt hätten. Noch mehr Tränen schossen mir in die Augen, als die Erkenntnis sich immer mehr verfestigte, dass es allein meine Schuld war, ihn hier im Gericht zusehen und ihn höchstwahrscheinlich im Knast besuchen zu müssen. Maxwell und Alex merkten wie ich mich verkrampfte und begann zu schlutzen. „Ey, der kommt raus. Mach dich nicht so verrückt kleine", versuchte Maxwell mich zu beruhigen, ich schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Am Arsch wird alles gut man. Wenn ich ihn nicht dazu gedrängt hätte aufs Revier zugehen, wäre er jetzt nicht hier! Checkt ihr es alle nicht? Ich bin schuld dass wir alle heute hier sind. Hätte ich meine Schnauze gehalten, würden wir wahrscheinlich im Studio oder bei den Palmen rumgammeln und nicht hier sitzen!", schnauzte ich alle so laut an, dass Marten sich einmischte. „Babe! Hör auf! Es ist nicht deine Schuld hörst du!", schrie er durch den Saal und gab mir einen Blick, der mir klar zu verstehen geben sollte, dass er es nicht so sieht wie ich.

Ich wollte gerade was erwidern, als der Richter rein kam und um Ruhe bat. Ab jetzt würde es nur noch bergab gehen. Da war ich mir mehr als sicher. Die Anklageschrift wurde verlesen, Zeugen aufgerufen und kurz vor der Besprechung des Urteils, rief der Leiter der Ermittlungen nochmal dazwischen. „Herr Richter, ich würde Ihnen gerne noch eine Zeugin vorladen!". Verdutzt schauten wir uns alle an, Martens Augen wurde schlagartig größer und blickte direkt zu mir. Während ich ahnungslos mit den Schultern zuckte, gab der Richter seine Einwilligung. „Ich würde gerne Fr. Arielle Marx vorrufen.", sprach er und sah mir hinterfotzig ins Gesicht. Du Bastard!, mehr konnte ich mir nicht dazu denken. Tief durchatmend stand ich auf, lief  nach vorne, musste unter Eid schwöre die Wahrheit zu sagen und setzte mich vor dem Richter.
„Da wir Sie nicht auf der Zeugenliste haben, würde ich Sie bitten sich einmal vorstellen.", sagte der Richter und sah mich auffordernd an. „Meine Name ist Arielle Marx, geboren am 13.08.1991 in Berlin.", sagte ich mit festerer Stimme als gedacht.

Der Richter nickte, „In welcher Beziehung stehen Sie zum Angeklagten?". „Er wohnt eine Etage über mir und ich passe ab und zu auf seinen Hund auf, wenn er tagsüber mal länger weg ist oder ihn nicht mitnehmen kann.", antwortete ich. „Wie lange wohnen Sie schon in Hamburg?". „Seit 2 Jahren". „Haben Sie in den 2 Jahren irgendwelche Auffälligkeiten wahrgenommen?". „Nein, habe ich nicht. Er ist ein erstaunlich ruhiger Nachbar. Klar, ab und an gab es mal ein paar Partys, aber er hatte immer rechtzeitig ein Zettel in Hausflur gehangen. Von daher habe ich mich auch nie über etwas beschweren können.", gab ich dem Richter bekannt. Dieser nickte nur dem Staatsanwalt zu und der ging sofort in die Vollen. „Frau Marx, sind Sie sich sicher, dass Herr von Frieling, wirklich nur Ihr Nachbar ist?". „Wenn Sie mir zugehört hätten, hätten Sie mich auch verstanden. Also ja ich bin mir sehr sicher!", zickte ich ihn an. Dieser nickte, wühlte in seinen Unterlagen rum und ging dann mit einem Stück Papier zum Richter.

„Herr Richter, ich würde Ihnen gerne dieses Foto zeigen. Darauf sind sowohl der Anklagte, als auch die Zeugin in einem sehr intimen Moment zusehen.", platzte er auf einmal raus. Marten und mir fielen fast die Augen raus, als das Bild uns jeweils gezeigt wurde. „Frau Marx, ich möchte Sie nur daran erinnern, dass Sie hier unter Eid stehen. Deswegen frage ich Sie nochmal, in welcher Beziehung stehen Sie zu dem Angeklagten.", fragte mich der Richter nochmal mit Nachdruck. Ich seufzte, sah kurz zu Marten und dann wieder zum Richter. „Wir schlafen ab und an miteinander, ja, aber mehr ist da nicht.", beantwortet ich seine Frage und nicht nur die Jungs hinter mir, sondern auch Marten zogen scharf die Luft ein. Ganz gelogen war es ja nicht, außer dass wir bis jetzt nur einmal mit einander geschlafen hatten und vielleicht dass wir beide wussten dass es mehr als Nachbarschaft und Freundschaft zwischen uns beiden ist. Also, es ist ein ganz kleines bisschen gelogen.

Tu es für mich || Marten81 FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt