Kapitel 20

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Während ich Sonja hinterherlief, fing mein Herz immer mehr an zu rasen. Als wir um die Ecke in das Esszimmer abgebogen waren fiel mein Blick sofort auf Clay, der ebenfalls sprachlos auszusehen schien, doch versuchte sich nichts wirklich anmerken zu lassen.

Sonja nahm bereits Platz, doch noch immer stand ich wie angewurzelt dort, gefesselt von Clays Blick auf mir. Meine Atmung hatte gestoppt. Jeder starrte mich an, doch auch mein Blick hing weiterhin nur auf ihm.

Als Karl sich räusperte, der rechts von Clay saß, riss mich das aus meiner Starre. Verkrampft nahm ich gegenüber von ihnen neben meiner Mutter Platz. Mein Puls konnte sich kaum noch beruhigen.

Ich musste mich mit jeder weiteren Sekunde beherrschen ihn nicht direkt wieder anzustarren, er saß auch noch ausgerechnet mir gegenüber. Mein Blick fiel nun das erste Mal auf Ron - Clays Onkel.

Auch dort konnte ich mir nur dieselbe Frage stellen, wie es Clay wohl bei sich auch die ganze Zeit zu tun schien: ,,Wie?''
Sein Onkel und ich hatten auch immer ein gutes Verhältnis gehabt. Er wusste doch genauso wie meine Mutter, was das mit uns anrichtete. Wie konnten sie noch nach diesem Abendessen verlangen?

Man bemerkte, dass selbst Karl nicht wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte. Clays Eltern, Ron und meine Mutter sprachen gemütlich miteinander und aßen dabei, während weder ich noch Clay die Teller überhaupt angerührt hatten. Karl schaute immer wieder zwischen uns hin und her, er schien die Anspannung zu bemerken.

,,Ist das nicht schön?'' hörte ich meine Mutter sagen, woraufhin sich alles in mir verkrampfte.
,,Schön?'' entfuhr es mir über meine zusammengepressten Lippen, um noch so gut es ging die Ruhe zu bewahren, da ich sonst ausgeflippt wäre.

,,Das nennst du schön?'' fragte ich sie und schaute ihr dabei in die Augen.
,,Schön zu sehen, in was für eine verdammte unangenehme Situation du uns steckst?'' noch immer kam kein Wort von ihr.

,,Wir wissen, dass das nicht einfach für euch ist, deshalb wollten wir es euch gemeinsam über dieses gemeinsame Abendessen mitteilen'' kam es von Ron. Ich starrte ihn einfach nur an. Irgendwie war ich von ihm sogar enttäuschter als von meiner Mutter.

,,Du hättest mich vorwarnen können'' kam es von Clay, der seinen Blick weiterhin starr auf seinen Teller gerichtet hatte. Er schaute niemanden mehr von uns an, was ich verstehen konnte. Es machte mich krank, in diese ganzen Gesichter zu schauen.

,,Hätte das denn etwas verändert?'' fragte Ron ihn. Clay schaute nun hoch zu ihm.
,,Ich hätte mich gar nicht erst hier hingesetzt'' sagte er und stand kurz darauf einfach auf und ging. Die Blicke von allen folgten ihm, auch meiner.

,,Dasselbe gilt für mich'' kam es von mir, woraufhin ich ebenfalls aufstand und in Richtung Toilette lief, um mal kurz durchatmen zu können. Während ich zum Badezimmer lief, fiel mir erst auf, wie gut meine Orientierung hier noch war, obwohl ich so lange nicht mehr hier war.

Ich starrte in den Spiegel und stützte mich am Waschbecken an. Wie sollte ich denn jetzt hier wegkommen? Zu Fuß würde es mir viel zu lange dauern, mein Ticket hatte ich nicht dabei und meine Mutter würde mich sicherlich nicht mal eben nach Hause fahren. Ich war hier gefangen.

Ich seufzte und dachte nach. Meine einzige Möglichkeit war Clay, denn dieser besaß bereits seinen Führerschein und war volljährig. Erneut entfuhr mir ein Seufzen, er würde doch niemals einwilligen mich nach Hause zu fahren.

Wie kam ich überhaupt auf die Idee, gerade ihn zu fragen?
Er war dennoch meine einzige Möglichkeit nicht noch weitere Stunden hier verbringen zu müssen, daher hatte ich gar keine andere Wahl.

Ich atmete einmal tief durch und stand im nu vor seiner verschlossenen Zimmertüre. Dieses Haus gab mir so viele Erinnerungen zurück, seit ich hier war. Ich hatte das Gefühl, mit jeder weiteren Sekunde emotionaler zu werden und das gefiel mir nicht.

Ich klopfte an und wartete ab. Sofort kam mir ein:
,,Ich setze mich nicht an diesen beschissenen Tisch zurück, Mom'' entgegengeschossen, was mir tatsächlich ein kleines Schmunzeln auf die Lippen brachte, bevor ich langsam seine Türe öffnete.

Als er mich sah, weiteten seine Augen. Er hatte vermutlich mit jedem außer mir gerechnet.
,,Was machst du denn hier?'' fragte er mich in einem ruhigen Ton.
Ich starrte ihn einfach nur an, da ich mir plötzlich so dumm vorkam.

,,Ich kann hier niemanden außer dir fragen, ob du mich nach Hause fahren könntest'' brachte ich es über meine Lippen, was ihn wohl nun zum Schmunzeln brachte.
,,Natürlich kann ich das'' entgegnete er mir mit einem neckenden Ton.
Er schien die Situation wohl zu genießen, Vollidiot.

Als wir das Haus verlassen hatten und zum Wagen seiner Mutter liefen, herrschte Stille. Auch während der Fahrt herrschte zunächst Stille bis ich mich nicht mehr davon abhalten konnte ihm Sachen zu sagen oder zu fragen.

,,Die Sache mit Coby tut mir leid'' entfuhr es mir also, während ich meinen Blick weiterhin aus dem Fenster gerichtet hielt. Aus dem Augenwinkel sah ich jedoch, wie er mir einen kurzen Blick widmete.
,,Du hast damit nichts zu tun'' sagte er, doch basierte das ganze nicht erst meinetwegen?

Ich schaute ihn nun an, während er seinen Blick weiter auf die Straße gerichtet hielt.
Zum ersten Mal seit langem schaute ich ihn an ohne dabei Hass zu empfinden. Was war nur passiert? Was hatte sich verändert?

Als er an der Straße vor meinem Haus hielt, stieg er sogar mit mir aus.
Während ich den Schlüssel in meinen Taschen suchte, stand er plötzlich neben mir.
Nachdem ich den Schlüssel in der Hand gehalten hatte, starrte ich ihn an, so wie er mich.

Ich lief zur Haustüre und er lief mir nach.
,,Du musst mich nicht bis zur Türe begleiten, ich bin kein Kind'' entgegnete ich ihm und bemerkte wie ich versuchte ein Grinsen zu verstecken.
,,Ich will es aber'' hörte ich ihn sagen, als wir an der Türe angekommen waren und uns wieder anschauten.

,,Warum hast du Miles geschlagen?'' entfuhr mir nun endlich die Frage.
,,Weil niemand in meiner Gegenwart die Person, die ich liebe, beleidigt'' antwortete er mit ernstem Blick. In diesem Moment machte mein Herz ein Sprung, was mir zugegeben auch etwas Angst bereitete.

Plötzlich hob er seine Hand und legte sie sanft an meine Wange. Als er meine Wange berührte, fühlte es sich wie wie heiße Lava an. Ich bemerkte, wie meine Knie schwach wurden. Was passierte hier gerade?

,,Was tust du?'' entfuhr es mir mit plötzlicher leisen Stimme.
Wieso hatte ich nicht seine Hand schon längst von meiner Wange geschlagen? Ihn angeschrien? Wieso ließ ich das wieder zu und fühlte dabei auch noch diese Sachen?

Als ich realisierte, dass er mir immer näher kam, stockte mir mein Atem.
,,Etwas, womit ich nicht mehr warten kann'' hauchte er und legte seine Lippen sanft auf meine. Ich brauchte wenige Sekunden, um zu realisieren, was gerade wirklich passierte, doch ich konnte mir nicht anders helfen als es zu erwidern, denn alles in mir schrie nach ihm mehr denn je.


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They finally kissed :D

Bad RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt