Kapitel 26

340 40 9
                                    

Am späten Abend saßen wir wieder am Lagerfeuer im Garten. Er hatte immer extra so ein Teil dafür, worin man das Feuer problemlos anmachen konnte. Wir hielten die Stöcke, mit dem Teig des Stockbrotes hinein, während Stille herrschte.

Seit er mir gesagt hatte, dass er eine unheilbare Krankheit hatte, war ich wie ausgewechselt. Ich konnte nur noch darüber nachdenken und verspürte Angst. Er schien es zu bemerken.
,,Mach dir nicht allzu viele Gedanken darüber, George'' kam es von ihm.

Ich schaute ihn an und spürte schon, wie sich meine Augen wieder mit Tränen füllten. Das passierte jedes Mal, wenn ich ihn anschaute. Der Gedanke, dass das hier jederzeit vorbei sein könnte, war unerträglich.

,,Du hast mir noch gar nicht erzählt, was dich für Gedanken beim Essen gequält haben'' sagte er nun, um das Thema vermutlich auch zu wechseln. Erst jetzt fiel mir Clay tatsächlich auch erst wieder ein, da ich nur an meinen Vater die letzten Stunden denken konnte. Ich hatte auch bisher nicht einmal mein Handy gecheckt.

,,Ist es jemand, in den du dich verliebt hast?'' fragte er, woraufhin ich ihn überrascht anstarrte.
,,Woher weißt du das?'' fragte ich ihn. Er fing an, zu lächeln.
,,Ich merke es dir an'' fing er an.
,,Es ist schon lange her, dass ich dich so gesehen habe'' fuhr er fort.

Er hatte nicht unrecht. Die vergangenen Monate war ich viel zu sehr mit Hass, Trauer, Enttäuschung und sonst was erfüllt. Auch jetzt verspürte ich die Sachen durch die Krankheit meines Vaters wieder, doch es war anders. Denn nun verspürte ich auch wieder wahrhaftig Liebe.

,,Wer ist es?'' fragte er neugierig nach.
,,Clay...'' sagte ich seinen Namen, woraufhin er mich nun überrascht anschaute.
Natürlich wusste mein Vater von der ganzen Sache zwischen mir und Clay, nur nicht von den aktuellen, da ich erst dieses Wochenende, das erste Mal wieder bei ihm war, seit sich alles so schlagartig verändert hatte.

,,Der Clay?'' fragte er, woraufhin ich nickte.
,,Ich wusste, dass ihr zueinander zurückfinden werdet'' sagte er.
,,Huh?'' machte ich.
,,Immer wenn du hier warst, hast du von ihm gesprochen, ganz egal in welcher Emotion.''
,,Ihr habt euch nie aus den Augen verloren'' fügte er hinzu.

,,Ich bin immer noch unsicher, ob es wirklich wieder etwas werden kann. Es ist so viel passiert...'' murmelte ich.
,,Und obwohl so viel passiert ist, habt ihr wieder zueinander gefunden'' lächelte er sanft.
Ich seufzte, er wusste immer das richtige zu sagen.

Auch wenn er es geschafft hatte mich für wenige Minuten von den Gedanken der letzten Stunde abzulenken, kamen sie relativ schnell wieder. Erneut verzog sich senkend mein Gesicht.
,,Möchtest du etwas darüber wissen?'' hörte ich ihn fragen.
Ich schaute ihn wieder an.

Ich hatte Angst vor der Frage, höllische Angst, doch ich musste es einfach wissen.
,,Wie lange hast du noch?''
Er musterte mich mit einem undefinierbaren Blick.
,,Es gibt keine genaue Zeitangabe...jeder Moment könnte mein letzter sein'' antwortete er.

Ich bekam eine bittere Gänsehaut, als er das sagte.
,,Jeder Moment könnte mein Letzter sein'' wiederholte sich sein letzter Satz immer und immer wieder in meinem Kopf. Nun füllten sich erneut meine Augen mit Tränen.

,,Weiß...weiß Mom davon?'' fragte ich ihn.
Wenn sie davon gewusst hatte und letztes Wochenende mich dennoch mit diesem scheiß Abendessen davon abgehalten hatte herzukommen, würde ich für nichts mehr garantieren können. Dann wäre sie gestorben für mich.
,,Nein'' antwortete er jedoch.
,,Ich wollte, dass du es zuerst erfährst'' fügte er mit einem sanften Lächeln hinzu.

Es herrschte für wenige Minuten Stille.
,,Hör zu George...'' fing er nun ernster wieder an.
,,Es ist wirklich wichtig, dass du das mit deiner Mutter hinbekommst. Jeder Moment könnte mein letzter sein und dann hast du nur noch sie. Du brauchst in schwierigen Zeiten nicht nur von Freunden oder Freund Halt, sondern auch einem Elternteil - deiner Familie'' fuhr er fort.

,,Nur weil wir denselben Nachnamen tragen, sind wir noch lange keine Familie...'' nuschelte ich.
,,Aber ich verstehe, was du meinst'' fügte ich hinzu. Ich würde das alles nur für ihn machen. Ihm war es wichtig, also war es mir das auch.


----------------------------------↓----------------------------------

Poor Georges Dad

Bad RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt