Kapitel 6

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Georges PoV

Karl hatte mir vor dem Nachsitzen erzählt, dass er Clay zur Übernachtung eingeladen hätte. Wie konnte er überhaupt auch nur Ansatzweise daran denken? Er wusste doch ganz genau, was zwischen uns ablief?

Ich verstand ja mehr oder weniger, warum er das getan hatte. Es ging ihm wahrscheinlich darum, uns alle wieder zusammenzubringen, dennoch war es keine gute Idee. Was brachte ihn auch überhaupt dazu zudenken, dass er kommen würde?

Ich war mir zwar sicher, dass er nicht kommen würde, dennoch brachte mich der Gedanke alleine schon zum Rasen, weshalb ich schon genug gereizt war. Niemals hätte ich ihn nochmal freiwillig in mein Zuhause gelassen.

Das Klingeln der Schule riss mich aus meinen Gedanken. Ich schnappte mir meinen Rucksack und lief mit einem geraden Blick nach vorne aus dem Raum. Kurz bevor ich die Türe des Ausganges erreicht hatte, hörte ich Clay etwas rufen..

,,Wir sehen uns später'' hatte er gerufen, woraufhin ich abrupt stehenblieb und sich der Griff um den Rucksack, der auf meiner linken Schulter verweilte, verstärkte. Ich wusste, dass er mich wieder provozieren wollte, doch dieses Mal war es der falsche Zeitpunkt.

Ich drehte mich um und lief auf ihn zu. Als er sah, dass ich auf ihn zulief, blieb er ebenfalls stehen und musterte mich als ich direkt vor ihm stand.
,,Wag es nicht einmal ansatzweise dich meinem Haus zu nähern'' entgegnete ich ihm mit ernstem und schon drohendem Unterton.

Ich sah seinen Mundwinkel zucken, doch er schien sich dafür zu entscheiden doch nicht zu grinsen und das war auch wirklich die schlauere Entscheidung. Stattdessen schaute er mich einfach nur an und sagte nichts.

Sein Blick fühlte sich plötzlich so intim und durchbohrend an, dass ich gehen wollte. So drehte ich mich um und war bereits dabei den ersten Schritt zu machen, als ich spürte, wie er mich an meinem Arm festhielt.

Mit zugezogenen Augenbrauen und einem irritierten Blick starrte ich ihn an.
Nachdem ich auf seine Hand, die noch immer um meinen Arm lag und wieder ihn angeschaut hatte, schien er zu realisieren, was er tat und ließ letztendlich wieder los.

Ich wollte nicht einmal mehr nachfragen, was das gerade sollte und machte mich auf den Weg nach draußen ohne ihn noch einmal anzuschauen. Ich fand es es ziemlich merkwürdig, doch es brachte mich auch schon wieder zum Kochen und mich mit ihm weiter auseinandersetzen wollte ich mich gerade einfach nicht.

,,Du lebst ja noch'' kam es von Nick, als ich mich draußen zu ihnen gesellte.
,,Warum sollte ich das nicht?'' entgegnete ich ihm etwas genervt, was nicht absichtlich war.
,,Naja, du und Clay zusammen beim Nachsitzen? Ich hatte damit gerechnet, dass wenigstens einer von euch den Raum mit Kampfnarben verlässt'' scherzte er.

Ich sagte darauf nichts, sondern fing an, loszulaufen.
,,Okay, war wohl ein schlechter Zeitpunkt für meine Witze'' hörte ich ihn sagen, während er uns als Letztes nachlief.

Auf dem gesamten Weg nach Hause war ich merkwürdig still, während Karl und Nick ihre Macken wieder auslebten. Mir ging die Sache vorhin einfach im Moment nicht mehr aus dem Kopf.

Die Art, wie er mich festgehalten hatte.
Die Art, wie er mich angeschaut hatte.
Als würde er etwas sagen oder fragen wollen.

So wie er mich in dem Moment für wenige Sekunden angeschaut hatte, hatte er das schon lange nicht mehr. Dieser Blick hatte sich schon fremd angefühlt. Ich konnte jedoch auch nicht leugnen, dass mein Herz angefangen hatte schneller zu schlagen, als ich ihm in die Augen mit diesem Blick geschaut hatte.

Womöglich war es einfach nur eine Reaktion auf eine Erinnerung oder die Zeiten, die es schon lange nicht mehr gegeben hatte. Sobald wir bei mir Zuhause ankamen, hatte ich auch nicht mehr daran gedacht. Meine Laune hatte sich abrupt auch gebessert, als ich keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet hatte.

Ich hatte uns nach circa einer Stunde Pizza bestellt, da vor allem Nick die ganze Zeit herum grübelte, dass er Hunger haben und sterben würde. Als es an der Haustüre dann klingelte, stand jedoch nicht der Pizzabote, sondern Clay dort.

Sofort verschlechterte sich meine Laune wieder, als ich die Türe geöffnet und ihn dort stehen gesehen hatte. Ich bemerkte, dass es am regnen und er durchnässt war, doch das war mir sowas von egal. Ich genoss diesen Anblick sogar, er hatte es verdient.

,,Endlich!'' rief Nick, der zur Türe gerannt kam und ebenfalls den Mund aufzog, als er Clay dort stehen sah. Es herrschte Stille, bis auch Karl dazukam.
,,Du bist doch gekommen'' warf er in die Runde und schien sich wirklich zu freuen.

,,Ich will ihn nicht hier haben'' entgegnete ich Karl, doch hielt meinen Blick direkt auf Clay gerichtet, der mich ebenfalls noch immer anschaute. Wieder spielte sich die Situation in der Schule vor meinen Augen ab, doch das war mir gerade egal.

,,George...'' hörte ich Karl schon flehend meinen Namen sagen.
,,Kann er denn nicht wenigstens hereinkommen? Es ist total am schütten'' fügte er hinzu.
Zwischen Clay und mir herrschte starker Blickkontakt, den ich abbrach als ich mich umdrehte und zurück in das Wohnzimmer lief.
,,Macht was ihr wollt'' hatte ich nur währenddessen von mir gegeben.


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Ob Clay nun auch wirklich dort bleiben wird? 🤔

Bad RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt