Mi. 22.02.2023

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„Oh, Scheiße." mit diesen Worten schreckt Anette von der Couch auf und sucht panisch nach ihrem Smartphone.
„Wo bist du? Das kann doch nicht sein!" ärgert sie sich.
„Ah, da!" freut sie sich und zieht es unter einem Stapel Wäsche, der sich auf der Couch angesammelt hat, hervor.
Sie öffnet den Chatverlauf mit ihrem Dom.
Nichts? Wirklich? Er wollte mir doch später eine Aufgabe mitteilen.
Das meinte er zumindest heute Mittag als wir geschrieben haben. Komisch.
Anette sieht auf die Uhr und stellt fest, dass es bereits halb 12 ist.
„Soll ich ihn jetzt noch anschreiben? Ich will ihn nicht wecken.... aber auch keine Strafe bekommen, wenn ich nicht nachfrage. Ahhhhhh!" sie zerbricht sich den Kopf und blickt erneut auf die Uhr.
Sie tippt zaghaft auf ihr Handy und formt eine Frage.
„Tief durchatmen. Es wird schon nicht zu einer Strafe kommen! Er hört sein Handy nachts eh nie. Oder? Wird er dadurch vielleicht doch wach nur hat er es mir noch nie gesagt? Fuck..." sie denkt laut nach.
Was, wenn er morgen nicht ausgeschlafen ist, weil ich ihn jetzt wecke? Wenn er nicht geweckt wird und morgen dann erst die Frage liest und dann genervt in den Tag startet weil ich mich nicht früher gemeldet habe?
Aber wenn ich es gar nicht anspreche und er morgen früh erst recht genervt ist, weil er keine Nachricht am Handy hat?
Ach, ist doch, egal wie, alles Scheiße!
Sie lässt den Arm sinken und das Handy gleitet auf die Couch.
„Was soll ich tun?" murmelt sie verzweifelt und blickt wieder auf die Uhr.
Es ist bereits 10 vor 12.
„Je länger ich das hinauszögere, umso schlimmer mache ich es doch, oder? Oder ist es umgekehrt? Argh! Schnauze Kopf, du hast jetzt Pause!" schimpft sie und nimmt das Handy wieder in die Hand.
Sie liest über ihre Nachricht, zögert kurz und drückt letztendlich doch auf den Senden Knopf.
Anette atmet tief aus und sinkt in die Couch.
Wie kann so eine banale Sache, soviel Kraft rauben?
Warum bin ich so?
Das ist doch nicht normal, eh!
Ping.
Ihr Handy lenkt sie ab.
Blitzschnell greift sie hin, entsperrt es und liest die Nachricht von Ralf.
>Hey, ganz ruhig. Du hast dich überhaupt nicht falsch verhalten, im Gegenteil. Ich habe die Verantwortung, dass ich dir rechtzeitig eine Aufgabe zukommen lasse und dass ich diese Aufgabe so auslege, dass du sie auch umsetzen kannst und dich dabei im Rahmen deiner Limits wohl fühlst (sofern es nichts ist, was dich aus deiner Komfortzone locken soll und selbst dann gibt es immer noch gewisse Grenzen, die eingehalten werden müssen) Das ist meine Aufgabe und wenn sich jemand entschuldigt, dann bin das ich! Ich habe es verpennt, dir eine Aufgabe mitzuteilen, daher ist es auch mein Problem, wenn ich heute kein Bild von dir bekomme oder mich an deinem Leid erfreuen kann. Daher hier nochmal klar und deutlich: Sorry für die fehlende Aufgabe! Bitte, Bitte nimm dir sowas nie zu Herzen und schon gar nicht als Fehler auf dich, denn dafür kannst du definitiv nichts und es wird auch niemals eine Strafe von mir oder Fiona geben, wenn wir dir eine Aufgabe erteilen, die zu schwer ist/war, oder wir etwas vergessen haben. Wenn ich nicht konkret genug war bei der Aufgabe, dann ist das mein Pech, nicht deines. Ich hoffe dir geht's gut, auch ohne Aufgabe und bitte mach dir jetzt keinen Kopf mehr deswegen (und auch in Zukunft nicht mehr wegen so einer Situation). Schlaf gut und schöne Grüße von Fiona.<
„Puuh." stößt Anette aus und lässt das Handy in den Schoß sinken.
„Warum kommen mir immer wieder diese Selbstzweifel? Es gibt mit ihm und Fiona absolut keinen Grund dafür. Habe ich doch schon mehrfach erfahren dürfen. Mensch, Anette!" sie schüttelt den Kopf und schmunzelt beim Gedanken an ihre lange, im Nachhinein komplett sinnbefreite, innere Diskussion, die sie vorhin durchlebt hatte.


F(ill)bruarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt