„Nun", fuhr der andere Vater fort, „sie sind dann an einem leeren weißen Ort wieder zu sich gekommen und da war eben gar nichts. Unser Sohn hat dann nach mir gefragt und seine Mutter hat geantwortet, dass sie nicht weiß, wo ich bin. Timothy wollte nach Hause, aber was macht man als Adriana in dieser Situation? Sie wusste nicht mal genau, ob sie tot war oder nicht. Zu allem sitzt ihr dann noch Timothy im Nacken."
„Und, was hat sie dann gemacht?", fragte Coraline.
„Sie hat sich ein kleines Zuhause vorgestellt und es ist auf magische Weise erschienen, das hat sie dann aber gewaltig geschwächt. Ich glaube drei Tage lang musste sie sich davon erholen. Aber das hieß auch, dass sie in eine Welt gekommen waren, in der sie alles erschaffen kann, was sie will, es hatte nur seinen Preis. Dann ist sie auf die Idee gekommen, Puppen für unseren Sohn zu nähen. Die haben dann angefangen, im Haus rumzurennen und Timothy war begeistert, aber trotzdem wollte er zu seinem Vater. Adriana hat dann versucht, mich in Lebensgröße zu nähen, aber der Zauber hat damit nicht funktioniert. Dass unser Sohn so unbedingt nach Hause wollte, hat die andere Mutter sehr aufgeregt, sie meinte, dass unser Sohn das große Ganze nicht sehen kann und weil er nicht aufhören wollte hat sie ihm den Wunsch erfüllt. Sie hat etwas genäht, ein Tier, hat seine Seele in den Körper verbannt und hat ihn zurückgeschickt.", erzählte der andere Charlie.
„Was für ein Tier war es denn?", wollte Coraline wissen.
„Ist das so relevant?", fragte der andere Vater.
„Naja, eigentlich nicht, bin nur neugierig", gestand Coraline.
„Na gut, also, es war eine schwarze Katze. Auch in der Katzengestallt konnte man immer noch seine schönen, leuchtenden blauen Augen sehen" erklärte der andere Charlie.
Coraline zählte eins und eins zusammen und schloss, dass es die schwarze Katze Whyborns sein musste. Sie schien sich sehr gut mit der anderen Welt auszukennen und half Coraline der anderen Mutter zu entkommen.
„Aber wenn sie ihn zurückgeschickt hat, warum ist sie nicht selbst mit?", wollte Coraline wissen.
„Das kann sie nicht. Sie hat sich eine Form gestrickt, die wie ein Portal aussah, hat das an die Wand gehängt und es hat tatsächlich funktioniert. Sie ist durchgesprungen und ist dabei fast vollständig zu Staub zerfallen. Sie ist zurückgesprungen und hat sich um ihre Gliedmaßen gekümmert indem sie sie durch Nähnadeln und Ähnliches ersetzt hat. Deswegen sieht sie ohne die Kraft der Magie auch so aus, wie sie aussieht", erklärte der andere Vater.
„Aber Moment, wenn sie dich nicht stricken konnte, wie bist du dann hier?", wunderte sich Coraline.
„Naja, das, aus dem ich gemacht bin, lebt nicht mal. Ich bin ein Kürbis. Bei jedem Kind, das in den Pink Palace einzieht, nimmt sie einen Kürbis und pflanzt meine Seele in ihm ein. Ich spiele immer noch mit, weil sie diese Welt beherrscht und mir Höllenqualen zufügen kann, wenn ich es nicht tue. Ich finde es aber grauenhaft, was sie mit all den Kindern angestellt hat. Ich versuche die Kinder immer gleich am ersten Tag abzuschrecken. Erinnerst du dich an das Lied, das ich am ersten Abend für sich gesungen habe? Es waren so unendliche viele Botschaften um dich zu warnen, aber es hat scheinbar nichts geholfen. All das darf Adriana aber niemals wissen", erklärte der andere Vater.
„Aber wie...", Coraline wurde unterbrochen. Eine weibliche Stimme rief aus dem oberen Geschoss „Jonathan! Sie schläft!", und man hörte Schritte.
„Geh da hinter! Sie darf dich nicht sehen!", sagte Jonathan hastig und deutete auf die kleine Tür. Coraline warf ihm einen hilfesuchen Blick zu. Sein Tonfall wurde ernster und er meinte „Vertrau mir!"
Coraline huschte zur kleinen Tür und kroch so weit in den Tunnel, dass sie die Tür hinter sich zu ziehen konnte.
Adriana betrat den Raum und das Erste, was sie zu ihrem Ehemann sagte, war „Warum ist die Tür noch offen?", und sie ging auf die besagte Tür zu.
