„Die Antwort", antwortete Jonathan.
„Sie war die ganze Zeit vor unserer Nase. Als Adriana in diese Welt kam, wurde sie zum Hüter. Die Kinder kommen durch ein Portal, das sie im Nachhinein erschaffen hat, in unsere Welt. Aber wenn du unsere Welt dieses Mal durch das erste Portal betreten hast..."
„Dann macht mich das auch zu einem Hüter?", fragte Coraline.
„Ich schätze schon, es spricht nichts dagegen, dass du Mächte über diese Welt haben solltest", erklärte Jonathan.
Coraline dachte nach. Timothy hatte ihr erklärt, wie die Mächte der anderen Welt funktionierten. Aus ihrer rechten Hand formte sie eine Faust, schloss die Augen, konzentrierte sich und stellte sich vor, was geschehen sollte. Coraline stellte sich einen Knopf vor, den sie beliebig vor ihrem geistigen Auge drehen und wenden konnte, um jede Rundung, jedes Loch, jedes noch so kleine Detail genaustens zu analysieren.
Coraline erschrak. Sie riss ihre Augen auf, als sie ein zartes Kribbeln in ihrer Faust spürte. Sie öffnete schnell ihre Faust und ihr blieb der Mund offen stehen. Sie hatte tatsächlich einen schwarzen Knopf in der Hand.
Coraline blickte zu ihrem Knopfvater. Er lächelte. Doch sein Lächeln sollte nicht lange anhalten.
Genau wie Adriana erschöpfte Coraline durch das Erschaffen von Dingen aus Licht und Luft sehr schnell und fiel zu Boden. Dies erzeugte einen lauten Knall.
Adriana, die sich gerade auf dem Sofa im Wohnzimmer erholte, wurde hellhörig.
Sie stellte sich die Frage, was ihr Mann nur getan haben könnte. Es stand für sie fest, dass das laute Geräusch eindeutig aus seinem Zimmer gekommen war, es lag direkt über dem Wohnzimmer.
Sie dachte einen Moment darüber nach, nach ihrem Mann zu rufen, verwarf jedoch diese Idee schnell wieder. Pauline würde davon aufwachen.
Sie stand auf und machte sich auf den Weg in das Zimmer des anderen Vaters.
„Was hat er nur so lautes fallen gelassen, ist sein Klavier umgekippt?", flüsterte sie vor sich hin.
Jonathan hörte die alten Treppen des Hauses laut knarzen und ihm wurde bewusst, dass die Knopfmutter kommen würde.
Er begann schneller zu atmen, wenn ihn die andere Mutter so finden würde, wäre das sein endgültiges Ende. Schlimmer noch, es wäre Coraline's Ende und Pauline hätte nicht den Mut und das Wissen der anderen Mutter zu entkommen.
Wo sollte er Coraline, deren Körper so geschwächt war, dass er gar leblos erschien, verstecken?
Jonathan sah sich hastig um. Der grüne Sessel, der Bücherschrank mit den durchsichtigen Türen, der Plattenspieler, der auf einem kleinen Tischchen stand. Einige Musikplatten auf dem Boden, das Klavier, das Kontrabass.
In einer Ecke des Raumes stand ein Tisch, der mit einer Lampe und einigen Büchern beladen war. Direkt unter den Fenstern.
„Fenster", flüsterte er während die Treppen aufhörten Geräusche von sich zu geben.
Die Fenster waren hoch. Die untere Hälfte, sechs der insgesamt zwölf Glasquadrate, ließ sich so nach oben schieben, sodass zwei mal sechs Glasquadrate übereinander lagen und der untere Teil somit frei war.
Jonathan öffnete hastig das mittlere der drei Fenster, nahm Coraline, oder viel mehr ihren regungslosen Körper, auf den Arm und stampfte geschwind zurück zu dem offenen Fenster.
Er drehte den Leib so, dass er durch das Fenster passte und ließ ihn durch das Fenster herabfallen.
Bruchteile einer Sekunde später war ein sanfter Aufprall zu hören als die Klinke der Zimmertür heruntergedrückt wurde.
„Was machst du hier, was war das?", wollte Adriana wissen.
„Was genau meinst du? Ich lüfte hier mal durch, ich weiß nicht, wann das letzte Mal war, dass ich das hier gemacht habe", antwortete ihr Ehemann.
„Ja, ich glaub auch, dass du hier lüften musst, wenn du so schwitzt", meinte Adriana.
Jonathan erschrak leicht als er von draußen ein leichtes Stöhnen hörte.
„Was war das?", wollte Adriana wissen und bewegte sich auf das geöffnete Fenster zu.