Kapitel 07: Adriana und Timothy

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„C- Coraline?", stotterte er.
„Bitte nicht!", rief Coraline verängstigt. Der andere Vater könnte einmal nach der anderen Mel rufen und ihr könnte wer weiß was zustoßen.
„Alles gut, beruhige dich, erinnerst du dich noch daran, wer dir zu deiner Zeit das erste Geisterauge gegeben hat?", fragte der andere Vater.
Coraline erinnerte sich sehr gut. „Das... warst doch du..", antwortete sie auf die Frage.
„Genau, und ich bereue gar nichts. Die andere Mutter hat in der Vergangenheit schon die Gestalt aller Mütter der Kinder angenommen, die hier gewohnt haben und die du als Geister kennengelernt hast", erklärte der andere Charlie.
„Wie kommt es, dass du dich an all das erinnerst? Während meiner Zeit bist du im Garten versunken und der ist, nachdem ich das Geisterauge hatte, komplett grau und leblos geworden", brachte Coraline auf und war ganz gespannt auf seine Antwort.
„Nun, deine andere Mutter war vor langer Zeit ein Mensch wie du. Ihr Name war Adriana und ich war ihr Ehemann, habe ihr vor dem Altar die ewige Treue geschworen. Adriana und ich haben uns gerne beim alten Brunnen aufgehalten, aber an diesem einen Tag war alles anders. Ich hatte den Deckel mit einem Stock zur Seite geschafft, sodass wir hereinsehen konnten. Das haben wir sehr gerne und sehr oft getan, der Brunnen hat immer unendlich gewirkt, wie unsere Liebe.", erklärte der andere Vater.
„Und dann..?", fragte Coraline gespannt.
„Adriana und ich haben gescherzt, sie hat mir in die Seite geknufft, ich bin auf der Brunnenkante ausgerutscht und in den alten Brunnen gefallen. So unendlich unsere Liebe war, so unendlich lange die Steine gefallen sind, die wir manchmal in den Brunnen geworfen haben, so unendlich lange kam mir der Fall vor. Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber heute weiß ich, dass ich mir an den Wänden den Kopf so stark angestoßen haben muss, dass das zu meinem Tod geführt hat", erzählte der andere Charlie.
„Es tut mir leid, aber was hat das mit der anderen Mutter zu tun?", wollte Coraline wissen.
„Nach meinem Tod war sie völlig zerbrochen und hat sich sehr allein gelassen gefühlt, auch, wenn sie nicht alleine war", sagte der andere Vater.
„Wieso, wer war denn da?", wollte Coraline wissen.
„Unser Sohn, Timothy." erklärte der andere Charlie.
„Die andere Mutter hatte ein Kind?" Coraline staunte.
„Ja, das war er.", sagte der andere Charlie und deutete auf das Bild mit dem Jungen im blauen Gewand und den Eiskugeln.
„Wie, das war er?", wollte Coraline wissen.
„Na, das war er eben. Dieses Gemälde haben wir malen lassen, als er sechs Jahre alt war", erklärte der andere Vater.
„Wie hängt das zusammen?", fragte Coraline.
„Nun, Adriana war besessen von dem Gedanken ihren Ehemann wiederzusehen, als sie dann eine Idee hatte. Sie war sich sicher, wenn sie auf die selbe Art um ihr Leben kommen würde wie ihr Ehemann käme sie zu ihm. Dann hat sie wirklich unseren Sohn eines Tages an die Hand genommen, ist mit ihm zum Brunnen gelaufen und hat ihm gesagt, dass er und Mama jetzt springen.
Timothy hat sich natürlich geweigert, aber Adriana hat ihm versprochen, dass alles gut wird und sie Papa gleich sehen werden. Mein Sohn hat dann seiner Mutter vertraut und sie haben sich an den Händen gehalten während sie in den Brunnen gesprungen sind. Die beiden haben aber die Wände nicht so hart getroffen wie ich und sind im Wasser aufgeprallt", erzählte der andere Charlie weiter.
„Und dann?", fragte Coraline, die nun wirklich neugierig war.
„Naja, sie sind beide davon nicht ums Leben gekommen", sagte der andere Vater.
Coraline staunte. „Wie geht denn das?"

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