Kapitel 12: Scheinliebe

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Coraline's Augen blitzten auf.
„Was zur-", Coraline war fassungslos, „Nein! Sie näht dir Knöpfe in deine Augen, raffst du das nicht?"
„Erzähl keinen Müll", meinte Pauline. „Sie gibt mir was ich will. Aufmerksame Eltern, das beste Essen, schöne Spiele, große Abenteuer und Emotion, bessere Freunde und vor Allem Liebe!"
„Was für Liebe, sie liebt dich nicht", regte sich Coraline auf, „sie wird dir deine Augen abnehmen, dich hinter einen Spiegel sperren und dein Leben auffressen!"
Pauline zeigte ihrer Freundin einen Vogel. Jonathan schüttelte leicht den Kopf.
„Ich meinte nicht ihre Liebe, ich meinte meine Liebe. Felix", korrigierte Pauline.
„Wer ist.. Aber nicht Felix aus der Schule?", fragte Coraline.
„Ich hab dir doch gesagt, dass ich mit dir reden wollte. Du hast mich nicht zu Wort kommen lassen, du wolltest mir nur meine Puppe wegnehmen und bist mir die ganze Zeit auf die Nerven gegangen. Die Coraline mit den Knöpfen hat mir immer zugehört, mit ihr habe ich über meine Liebe zu Felix reden können!
„Glaub mir, ich habe zu meiner Zeit drei Geisterkinder getroffen, die immer mehr wollten und dann erlaubt haben, dass Adriana ihnen die Knöpfe in die Augen näht", warnte Coraline im ernstesten Ton, den sie finden konnte.
„Was für Adriana?", fragte Pauline.
„Das ist der echte Name der anderen Mutter", sprach Jonathan, „sie war mal ein Mensch wie ihr,  aber diese Zeiten sind vorbei."
„Sie will dir nur an die Seele! Bitte, wir müssen gehen!", rief Coraline.
„Warum will sie denn meine Seele?", rief Pauline und wurde wütend.
„Ich sag's dir doch! Sie frisst dein Leben auf!", antwortete Coraline, „Glaub's mir, jedes Kind, das in diesem Haus ist, hat seine Zeit. Eine Zeit, in der sie dich immer zu ihr lockt und dir dann Knöpfe in die Augen näht. Diese Tür ist auch nur so klein, dass nur Kinder kommen können. Oder Jonathan?"
Jonathan nickte. „Nur Kinder, die kann man viel einfacher glücklich machen und mit den schönen Sachen manipulieren."
„Hört ihr euch eigentlich selber zu? Was da für ein Müll aus eurem Mund kommt?", fragte Pauline.
„Die andere Coraline.. Findest du es nicht seltsam, dass du ihr von Felix erzählst und er dann zufällig und schlagartig in dieser Welt mit Knöpfen statt Augen auftaucht?", wollte Coraline wissen, gespannt auf Pauline's Antwort.
„Naja, also...", meinte Pauline. Coraline unterbrach „Du musst doch sehen, es ist hier alles zu schön um wahr zu sein. Sie hat diese Welt in der alles besser ist, aber sie ist einzig und allein eine Falle."
Pauline wurde stutzig. Das, was Coraline erzählte ergab einen Sinn, es war ihr noch nie zuvor in ihrem Leben besser gegangen. Zu schön, um wahr zu sein.
„Was will sie mit meinen Augen?", fragte Pauline verängstigt.
„Mit den Augen lassen sich größere Dinge erschaffen, die sie sonst nicht erschaffen kann."
„Sie kann was?" Pauline erschrak, „Erkläre mehr."
Als Jonathan tief Luft holte, um Pauline von Adriana zu erzählen, hörte man eine weibliche Stimme, in der ein kleines Kratzen zu hören war, rufen.
„Pauline, wie geht es auf dem Klavier voran?"
Es flossen Pauline Schweißtröpfen über den Nacken und den Rücken.
„Oder warte, ich komme hoch und hör's mir an!"

Coraline 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt