Kapitel 15

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*Apache*

Das Video zu Komet war im Kasten und jetzt fehlte nur noch der Schnitt dazu, aber dies  wurde von professionellen Leuten erledigt.  Wir checkten von unserem Hotel aus und fuhren in Richtung Heimat.  Ich hatte mich nach hinten auf die Rückbank mit Emilia gesetzt,  da mir noch immer der Kopf brummte von der Aufnahme in der Bar. Der Schnaps war aber auch gut. Vielleicht aber auch nur vielleicht habe ich die Flasche nach dem Videodreh allein geleert. Emilia lehnte ihren Kopf an meine Schulter und schloss ihre Augen. Hakan saß am Steuer und fuhr in Richtung Heimat,  Johannes saß als Beifahrer und suchte auf Spotify die besten Songs heraus.  "Lass erstmal Emilia Heimfahren,  Abi." Hakan nickte und wir fuhren von der Autobahn in Richtung Heimat.
Wir erreichten den Parkplatz, wo Emilia wohnte. Emilia und ich stiegen beide aus dem Wagen aus. "Ich komme gleich wieder." Sagte ich und schloss die Tür von meinen Wagen. Wir erreichten ihre Eingangstür und ich umgriff mit meinen Armen von hinten ihre Hüfte. Vorsichtig legte ich meinen Kopf auf ihre Schulter.  Emilia öffnete ihren Briefkasten und ein Stapel an Briefen kam uns entgegen.  Sie schaute sich jeden Umschlag an und bei einem war sie sehr nervös.  Mit schwarzen Buchstaben stand auf dem Umschlag "Arbeitsamt Mannheim" .  Arbeitsamt?  Ich sah Emilia verwirrt an. "Was war das für ein Brief? " fragte ich sie, ließ aber nicht von ihr ab. Sie zuckte nur mit den Schultern: "Keine Ahnung schau ich mir daheim genauer an." Ich hatte das Gefühl,  sie sprach da nicht ganz die Wahrheit.  Ich ließ es mir nicht anmerken,  hoffte, dass sie es mir früh genug erzählen wird. Ich nickte und löste mich von ihr. Ich gab ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen und verabschiedete mich von ihr: "Wir sehen uns dann nächste Woche,  guck, dass du das mit der Arbeit klären kannst, für den Urlaub mit Miami."
Ich drehte mich von ihr weg und ging zurück zu meinen Wagen. Dort warteten noch immer Hakan und Johannes auf mich. "Wie geht es dir, Kleiner? Meinst du, du könntest selber nach Hause fahren. Ansonsten kannst du eine Nacht bei mir schlafen.  Dein Neffe wird sich bestimmt freuen, Onkel Apache wieder zu sehen. " sagte Hakan und zündete sich eine Zigarette an. Johannes griff ebenfalls in die Packung und sagte: "Ich kann dich auch nach Hause fahren und dir morgen oder Übermorgen den Wagen wieder bringen. " Ich schüttelte dankend den Kopf, merkte dabei aber, wie noch immer mein Schädel brummte. "Danke Bro, aber ich glaube, ich penn' dann doch lieber bei meinem Bruder.  Morgen sollte ich meinen leichten Kater überstanden haben." Hakan sah über den Rückspiegel zu mir und nickte.
Auf der Fahrt zu der Wohnungr
von Johannes,  dachte ich an die Situation von Emilia zurück.  Was verheimlicht sie mir? Wieso wirkte sie so nervös bei diesem einen Brief.  "Sagt mal, ab wann bekommt man Post vom Arbeitsamt von Mannheim?" fragte ich und blickte dabei aus dem Fenster.  "Eigentlich,  dann, wenn du finanziell oder von der Jobsuche Hilfe brauchst. Wieso fragst du?" Sagte Johannes und drehte sich leicht zu mir um. Wir fuhren gerade auf einen freien Parkplatz vor dem Zuhause von Johannes. "Nur so." Sagte ich. Johannes zuckte mit den Schultern und stieg aus dem Wagen aus. Ich tat es ihm gleich, so wie mein Bruder.  Wir stellten uns neben das Auto und zündeten eine Zigarette an. "Komet wird definitiv etwas anderes für die Fans." Sagte Hakan und ließ die Asche auf den Boden fallen.  Johannes nickte und ich blies den Rauch in den Himmel.  Es waren die geilsten 5 Tage,  seit langem. Solche Erlebnisse hat man nur, wenn man Musik macht.  Aber etwas lag mir quer im Magen und das war definitiv nicht der Alkohol.  Emilia bereitet mir Sorgen. Was verheimlicht sie vor mir? Johannes blies den Rauch aus seinem Mund und zerdrückte die Zigarette am Boden. Auch Hakan tat es ihm gleich. Ich hingegen schnippte die noch qualmende Zigarette in Richtung Straße. Johannes verabschiedete sich von uns und ging zu seiner Wohnung. Hakan und ich setzten uns wieder in den  Wagen, diesmal aber saß ich als Beifahrer. 
Der Motor wurde gestartet und ich blickte aus dem Fenster.  Was ist mit Emilia?  Warum vertraut sie mir nicht? Habe ich  in den letzten Tagen etwas getan, dass man mir nicht vertrauen kann? Weiß sie wirklich nicht, was in dem Umschlag war? Ich seufzte hörbar und nahm nur unbewusst die Umgebung wahr. "Was ist los, Volkan.  Seitdem du dich von Emilia verabschiedet hast, bist du so nachdenklich?" Hakans Stimme klang besorgt, ich sah zu ihm, sein Blick war auf die Straße gerichtet, aber ich konnte an seiner Mimik erkennen,  dass er nicht nur so klang.  "Ach alles gut." log ich und wir verließen gerade Mannheim, aus dem Großstadt Jungle wurde eine gemütliche Landstraße.  Hakan schüttelte mit dem Kopf: "Ich kenne dich gut genug, dass ich merke, dass nichts gut ist." Ich seufzte wieder, und ich merkte, je mehr ich an diesen verdammten Brief dachte, desto schwerer wurde mein Herz. "Abi,  ich kann dir nichts vormachen. Ich weiß nicht, was Emilia mir verheimlicht.  Als ich mich von ihr verabschiedet habe, hatte sie einen Brief in der Hand, dieser war eindeutig vom Arbeitsamt. Sie selbst war, nachdem sie den Brief so sah, so nervös und versteckte den wieder unter den anderen Briefen. Ich habe sie auch auf diesen angesprochen,  aber sie sagte, sie wüsste nicht, was das für ein Brief sei. Was verheimlicht sie mir? Ist so wenig Vertrauen da?" Sagte ich und bei jedem gesprochenen Wort merkte ich, dass der Stein in meinem Herzen schwerer wurde. Hakan legte seine Hand auf meinen Arm: " Ich glaube nicht, dass sie es mit Absicht macht. Ich denke eher, sie will dich nicht hineinziehen. Gib ihr die Zeit, die sie braucht.  Sie wird es dir früher oder später sagen.  Aber setzte sie nicht über Druck."
Nach einiger Zeit erreichten wir ein kleines Einfamilienhaus, auf dem Parkplatz stand der weiße Van von Hakan. In schwarzen Buchstaben stand an der Seite Federmusik und das Logo , eine Feder, war davor. Hakan brachte den Motor zum Stillstand und wir stiegen aus. " Vielleicht hilft etwas Ablenkung. Karim wird sich bestimmt freuen seinen Onkel zu sehen." Ich nickte und wir gingen gemeinsam in das Haus.
Aus der Küche kam uns schon ein Geruch vom Essen entgegen.  Beim Eintreten der Küche wurde der Geruch intensiver. Hakan umarmte von hinten seine Freundin, die gerade am Herd stand und etwas verrührte. "Hey Schatz, wie geht es dir?" Mein Bruder gab ihr einen Kuss auf die Wange, seine Freundin hatte schwarze Haare und haselnussbraune Augen. Sie war Türkin und ihr Name ist Nesrin. Nesrin kicherte: "Mir geht es gut. Wann wolltest du sagen, dass Volkan hier ist? " Nesrin drehte sich von meinem Bruder weg und kam auf mich zu. Sie war kleiner als Emilia und ging mir knapp unterhalb der Brust. Ich umarmte sie, musste mich aber dafür bücken. "Hey Nesrin, schön dich wieder zu sehen." "Ich hoffe dich stört es nicht, wenn er über Nacht bleibt.  In Hamburg hat er etwas zu tief ins Glas geschaut und müsste seinen Kater auskurieren." Sagte Hakan und schlug mir auf den Rücken.  Nesrin schüttelte den Kopf: " Nein alles gut, es ist ja nicht das erste mal, dass dein Bruder hier ausnüchtert." Nesrin drehte sich wieder zu ihrem Topf und rührte weiter: "Geht nur ins Wohnzimmer, Karim ist zu still, nicht dass er wieder mist baut." Hakan lachte und wir gingen in das Wohnzimmer.  In diesem hangen Bilder von Karim, in jedem Lebensalter.  Okay er ist 3, da sind es noch nicht so viele. Auf dem Teppich vor dem Fernseher saß Karim.  Er hatte schwarze Haare, braune Augen und sah einfach aus wie mein Bruder, als er in diesem Alter war. "Baba." Sagte Karim, als er Hakan sah und versuchte auf sein Beinchen aufzustehen, um zu ihm zu wackeln. Kurz vor seinem Ziel verlor er die Kraft und sank in die Arme von Hakan zusammen. Ohne viel Kraft wurde Karim hochgehoben und bekam einen dicken Kuss von ihm auf die Wange.  Karim verzog sein Gesicht und rieb sich mit seiner Hand an der Stelle, wo er geküsst wurde. Ich lachte leise und streichelte ihm über den Kopf. "Wie sehr wünsche ich mir auch Kinder." Sagte ich und blickte zu meinem Bruder, dieser legte seine Hand auf meinen Arm: "Du wirst auch Kinder bekommen." Karim drehte seinen Kopf zu mir und als er mich sah, streckte er seine Arme zu mir. Hakan reichte mir seinen Sohn und ich nahm ihn vorsichtig in meine Arme.  Karim griff in meine Haare und zog daran. Es tat schon weh, aber ich versuchte ihm nicht zu zeigen, dass er mir weh tut. Immer wieder griff er eine Strähne und zog daran.
"Es gibt Essen. Karim, amcanın saçını çekmeyi bırak. (Karim hör auf an den Haaren von deinem Onkel zu ziehen. )" sagte Nesrin, die gerade einen Topf auf den Tisch stellte. Karim sah seine Mutter, ließ meine Haare los  und wollte von meinen Armen runter. Ich ließ ihn auch und wie zu seinem Vater wackelte er auch so zu seiner Mutter. Nesrin setzte ihren Sohn in den Kinderstuhl neben den Esstisch und gab ihm sein Essen. Es war ein Stück Brot mit Sucuk und Gurke und Karotte. Alles in mundgerechte Stücke geschnitten. Auch unser Essen sah sehr lecker aus, es war eine türkischen Hackfleisch Suppe mit Kichererbsen. Nicht das was ich gerne esse, aber ich hatte echt Hunger.  Hakan küsste seinen Sohn auf den Kopf und setzte sich neben Nesrin. Ich setzte mich gegenüber von den beiden, neben dem Stuhl von Karim. Karim blickte zu mir und hörte sofort auf zu essen, mit seinen mit Butter glänzenden Fingern wollte er in meine Haare greifen.  Ich lächelte zu ihm und packte meine Haare in einen nicht gerade perfekten Dutt, Hauptsache ich hatte nicht gleich Butter Haare.
Nach dem Essen setzten wir uns ins Wohnzimmer auf die Couch. "Wie war es eigentlich in Hamburg? " fragte Nesrin, nachdem sie Karim zu Bett gebracht hatte. Hakan streckte sich und antwortete dabei: " Erfolgreich, Der neue Song ist im Kasten und das Video findet jetzt seinen letzten Schnitt. " Nesrin lächelte und setzte sich eng an Hakan. Dieser legte seinen  Arm um ihre Hüfte. Die beiden sahen so glücklich aus und während ich die beiden so sah, dachte ich an Emilia. Ich dachte an ihre schöne blauen Augen, die einem direkt in die Seele blickten. Aber dann überkam mir ein anderes Gefühl, das ich seit heute mit mir trage. Dieser gewaltige Stein im Herzen. "Wisst ihr, ich gehe ins Bett. Meine Kopfschmerzen werden doch etwas stärker. "sagte ich und stand von der Couch auf. Nesrin sah mich verwirrt an, nickte aber nur.  Hakan stand ebenfalls auf  und ging auf mich zu. Er nahm mich ohne Worte in dem Arm und ich genoss diese Umarmung.  Ich spürte, wie Tränen sich in meinen Augen sammelten und ich drückte mich enger an meinen Bruder.  Auch dieser schloss sich enger an mich. Als wir uns langsam lösten, spürte ich die Hand von Hakan an meiner Wange, fast schon flüsternd sprach er zu mir:" Volkan,  gib Emilia Zeit, kümmer dich lieber um Flug und Hotel für Mimia. Denk aber dran, Nesrin und Karim kommen auch mit." Ich nickte und ging in das Gästezimmer. Ich kuschelte mich in mein Bett und merkte, dass es nicht ganz so gelogen war,  mit den Kopfschmerzen. Mein Schädel schmerzte doch sehr. Trotz der Schmerzen versuchte ich, Schlaf zu finden. 

Baby gib mir 2 Minuten (-Apache207)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt