Jungkook
Nach einem warmen Bad, da es draußen solangsam wieder etwas kühler wurde, zumindest Nachts, ging es mir ein wenig besser. Jimin saß jede Sekunde lang neben mir, damit ich mich bloß nicht in der Badewanne versuchte, zu ertränken oder irgendeinen scheiss anstellte. Er verließ unser Studentenzimmer erst, als mein Bauch vor Hunger grummelte und auch seiner sich beschwerte. Keiner von uns beiden hatte besonders Lust darauf zu kochen, also verließ mich der Schwarzhaarige für eine kurze Weile. Schien jedoch schneller als erwartet mit dem Essen zurückzukommen.
Was auch ehrlich gut so war. Ich bekam den ganzen Tag schon nichts herunter und kotzte fast, wenn ich daran dachte. Solangsam wurde es aber ehrlich Zeit, deswegen ging ich sofort an die Tür, als es klopfte. Ein wenig verwundert war ich dabei schon, denn eigentlich besaß Jimin einen Schlüssel. Bei ihm konnte ich mir jedoch sehr gut vorstellen, dass er ihn mal wieder hier liegen ließ oder vergaß, ihn in seiner Hosentasche gelagert zu haben.
Statt Jimin stand eine andere Person vor mir. Eine Person, die ich hätte erwarten sollen. Und eigentlich tat ich das auch. Nur erwartete ich ihn keinesfalls so schnell und vorallem plötzlich hier. Und als ich in seine Augen sah, stockte mir erneut der Atem.
Taehyung sah verletzt und enttäuscht aus. Sein sonst zufriedener Blick mit einem breiten Lächeln, welches man kaum aus seinem Gesicht bekam, blieb dunkel und gesenkt. Das hier hatte ich getan. Ich stahl ihm sein Lächeln. Ich nahm ihm so viel. Womöglich konnte er niemals wieder einer Person vollkommen vertrauen. Alles aufgrund von meinem hinterhältigen Verhalten. Wenn er nur wüsste, wie sehr ich mich selbst dafür schämte.
Und trotzdem würde ich die Wahrheit für mich behalten. Ganz egal was er gleich sagte. Ihn anzulügen, damit er mich weiter hassen konnte, war das beste. Für ihn und mich. Ich war ein Wrack und mein Leben ein reiner Scherbenhaufen. Lee hatte gerade erst mit seiner Folter an mir begonnen. Das letzte was jemand in meinem Umfeld brauchte, war mich und meine Probleme.
"Du... Kannst rein kommen, wenn du nicht weiter im Gang herum stehen... Möchtest" sprach ich mit vielen Pausen, während ich meine Arme angespannt vor der Brust verschränkte und meine Finger in meine Oberarme bohrte. Verzweifelt und unsicher beschreibte meine aktuelle Lage ziemlich gut. Außerdem wusste ich kaum, was ich sagen sollte. Eigentlich bot ich ihm aus purer Höflichkeit an, hereinzukommen. Tief in mir würde ich den Älteren am liebsten wegschicken. Ich war hierfür in keinster Weise bereit. Ihn anzusehen stellte das schwerste und schmerzhafteste dar, das ich jemals tun musste.
Und doch nahm er das Angebot an. Obwohl er sicher meinen angespannten Zustand erkannte, trat er in das kleine Studentenzimmer ein, schloss die Tür hinter sich und seufzte tief. Ähnlich wie ich schaffte er es nur schwer, meinen Blick zu erwidern.
"Wieso, Jungkook. Ich wünschte ich wüsste... Welchen Grund du hattest, mich zu verletzen. Was ich getan habe, dass ich das verdient habe" fing er an und sofort zog sich meine Brust schmerzhaft zusammen. Er klang so unglaublich tief verletzt, denn das war er auch. Seine Worte fühlten sich an wie schwere Gewichte, die auf meine Brust gepresst wurden. Wie Steine in meinem Herzen. Und ich wusste, dass alles, was ich heute sagen würde, das ganze schlimmer machte. Jedes Wort aus meinem Mund war ein weiterer Stich in Taehyungs Herz.
Als rammte ich immer und immer wieder mit einem scharfen Messer in seine Brust, riss es aus dieser und zerpflückte es in Einzelteile.
"Und du hast keine Ahnung... Wie scheisse es ist, dass ich dich hasse und trotzdem nicht glaube, was mir alle erzählen." Oh doch. Ich kannte Taehyung. Gerade wünschte ich mir, dass ich ihn garnicht erst kennenlernte. Weil er dann niemals durch all diese Scheisse müsste.
"Ich will es von dir hören. Und ich will wissen... Wieso" verlangte er etwas, dass ich ihm nicht geben konnte. Zumindest nicht die Wahrheit. Also senkte ich meinen Blick, getroffen und verletzt, sah verzweifelt zur Seite und hoffte, meine Tränengefüllten Augen vor ihm verstecken zu können. Ich sollte es ihm nicht noch schwerer machen. Außerdem gab es hier nur eine Person die jedes Recht dazu hatte, Tränen zu verlieren. Und das war in keinem Fall ich. Sondern ganz alleine der Ältere vor mir.
"Ich habe es für das Geld getan. Jemand hat mir... Eine große Summe angeboten und ich habe sie angenommen. Im Gegenzug musste ich dein Kunstwerk zerstören. Deswegen... Und nur deswegen". Dabei schluckte ich schwer. Diese Worte auszusprechen war eine echte Herausforderung. Weil ich lügte und das leider nicht so besonders gut konnte. Normalerweise. Jimin fand ziemlich schnell heraus, wenn ich ihn anlog. Wir kannten uns auch schon viele Jahre und uns verband eine innige Freundschaft. Ich wünschte ich hätte die Chance bekommen, Taehyung so kennen zu lernen. Alles über den Älteren zu wissen, weil ich den Schwarzhaarigen liebte. Auf eine etwas andere Art als meinen besten Freund.
Deswegen tat ich das hier, egal wie sehr es schmerzte, ihm diese Worte vor den Kopf zu werfen. Es wäre besser, wenn ich ihn anlog. Für ihn und seine Gefühle. Ich konnte und sollte den Älteren nicht weiter verwirren. Das war er sicher schon genug.
"Also lag... Mein Vater wirklich richtig. Obwohl ich dich vor ihm verteidigt habe, weil ich niemals... Erwartet hatte, dass du zu so etwas fähig wärst, war ich wohl zu gutgläubig. Für diesen Auftritt verdienst du ehrlich einen Oscar, Jungkook" kam es wütend aus ihm, während er tief seufzte und verletzt zur Seite blickte.
"Und warum spielst du mir auch noch vor... Mich zu lieben? Wieso gestehst du mir gestern deine Gefühle, obwohl du zu dem Zeitpunkt sicher schon wusstest, was du tun würdest? Ich kann einfach nicht verstehen warum... Ich das hier verdient habe." Natürlich. Er verdiente es ja auch nicht. Und mein Geständnis gestern bereute ich, jedoch hatte ich es einfach nicht verhindern können. Durch diesen innigen Moment, den wir teilten und all die vielen Gefühle die durch meinen Körper strömten, passierte es einfach. Ich sprach aus, was ich für mich behalten wollte. Weil es Taehyung im Endeffekt bloß durcheinander brachte und ich das zu verantworten hatte.
Also stand ich da und sagte nichts. Seinen Blick erwiderte ich schon seit einer Weile nicht mehr, da ich es in keinster Weise aushielt. Es war schwach und störte mich selbst, trotzdem war der Schmerz, den ich spürte, sobald ich ihn ansah, viel zu stark.
"Es spielt... Keine Rolle mehr, was ich gesagt habe. Du solltest gehen, Taehyung. Bitte... Geh einfach" flehte ich förmlich in der Hoffnung, er erwartete keine weiteren Antworten oder Erklärungen. Denn die hatte ich nicht und das bemerkte der Ältere. Dieser ließ mich sehr deutlich seine Wut spüren, seinen Hass und diesen unglaublichen Schmerz, den ich ihm zufügte. Alleine meine Anwesenheit musste ihm unbeschreibliches antun. Gefühle in ihm auslösen, die schmerzhafter kaum sein konnten. Und ich war der Grund.
Das zu verarbeiten war unmöglich. Deswegen bekam ich auch kein Wort mehr aus mir, sondern schluckte schwer und drehte mich von Taehyung weg. Ich zerstörte diesen perfekten Kerl und nahm ihm jedes Vertrauen in alle die ihm nahe standen. Oder kommen würden.
Etwas, das ich mir sicher niemals verzeihen konnte. Jedoch hatte ich es lieber so, als all die anderen Drohungen von dem Freund meiner Mutter. Worte, die ich niemals wiederholte. Und froh war, dass es hier ein Ende fand. Ganz egal wie sehr Taehyung meine Tat verletzte, alles andere würde andere Narben hinterlassen. Tiefere, die keiner von uns wohl jemals richtig verarbeiten konnte.
Lieber lebte ich mit der Gewissheit von Taes jetzigem Schmerz als dem, welcher Lee ihm zugefügt hätte.
Und ohne ein Wort folgte Taehyung meiner Bitte. Er ging, mit geballten Fäusten und einem angespannten Kiefer, sowie einem gebrochenen Herzen. Gebrochen von mir. Einer Person der er vertraut und die er vor seinem Vater verteidigt hatte.
Ohne zu wissen, welche Schatten mir folgten.
~
Well that uhmmm
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Pretty Boy // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓
Fanfiction𝐽𝑢𝑛𝑔𝑘𝑜𝑜𝑘 war noch nie besonders beliebt gewesen. Schon seit er klein war und mehr über sich selbst und wer er war heraus fand, lebte er damit, der Außenseiter zu sein. Dennoch weckte er das Interesse des beliebtesten und berüchtigtsten Stude...