Kapitel 10

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MILLY

Jared hatte von Captain Brinx ordentlich eine eingehuft bekommen und ihm wurde sogar gedroht, beim nächsten Fehltritt für einige Tage von der Academy verwiesen zu werden - und das direkt am zweiten Tag in der Ausbildung. Meine Freunde und ich hatten das recht amüsant gefunden und auch, als ich abends im Molly's aushalf und den anderen alles erzählte, fingen sie an zu lachen. Besonders Dawson, Brett und Kidd lachten sich beinahe kaputt und fanden es toll, wie ich ihn fertig gemacht hatte. Mein Fuß tat zwar immer noch weh, aber ich wollte heute Abend trotzdem ein bisschen in der Bar aushelfen und lief deswegen immer wieder mit Getränken von Tisch zu Tisch und nahm Bestellungen auf. Trotzdem baten Otis und Herrmann mich nach einiger Zeit mich einfach an die Bar zu setzen, damit ich meinen Fuß noch ein wenig schonen konnte. Morgen würde ich schließlich wieder Training haben, da musste ich fit sein und konnte es mir wirklich nicht leisten, mit einem zerschundenen Fuß aufzutauchen. Also ließ ich mich dazu breitschlagen mich an die Bar zu setzen und mir ein Kühlpack auf die Ferse zu legen, die mir das mit Sicherheit danken würde.
"Bist du dir wirklich sicher, dass du dich so mit Jared anlegen willst? Er scheint mir ein echt unangenehmer Zeitgenosse zu sein", fragte Otis besorgt nach, als er gerade keinen Drink mixen musste. Cruz und Mouch saßen neben mir und sahen mich neugierig an, als könnten sie es kaum erwarten, meine Antwort dazu zu hören. Auch Herrmann sah nun zu mir auf.
"Was soll ich denn sonst machen? Ich werde mir mit Sicherheit nicht einfach alles gefallen lassen und erst recht nicht von einem Kerl, der nichts auf dem Kasten hat und immer nur seinen Vater vorschickt, wenn er was will!", antwortete ich ihm und zuckte die Schultern. "Außerdem braucht er auch mal einen Denkzettel, sonst denkt er wirklich noch, dass er mit so einem Verhalten im Leben durchkommt!"
"Milly, du willst Jared echt nicht zum Feind haben, glaub mir. Sonst kriegst du es mit seinem Vater zu tun und das kann echt gefährlich werden. Und nicht nur für deine Karriere", mahnte Herrmann, aber ich winkte gelassen ab.
"Ach was, der kann mir nichts! Außerdem steht Captain Brinx auch hinter mir und er hat mir versprochen, dass er Jared nicht mit diesem Verhalten durchkommen lassen wird", wehrte ich wieder leichthin ab. "Ich hab die Schnauze voll davon, dass mir immer wieder Leute sagen wollen, wie mein Leben zu laufen hat! Erst Benny, dann Avery und jetzt Jared! Nein, das lasse ich nicht auf mir sitzen."
"Na gut, aber sag nicht, dass wir dich nicht gewarnt hätten", murmelte Herrmann knapp, bevor er sich einem Kunden an der Bar zuwandte.
"Du musst es letztendlich selbst wissen, aber ich stimme Herrmann zu. Jareds Vater ist nicht gerade entspannt, glaub mir. Aber es ist deine Sache", meinte Mouch.
"Danke, wenigstens du verstehst es, Mouch", erwiderte ich. "Aber ihr müsst euch keine Sorgen machen, wirklich nicht. Das schaffe ich schon." Otis wollte gerade etwas erwidern, als die Tür hinter mir aufging und ihm sein Gesicht beinahe schon abzustürzen schien. Er wirkte ziemlich sauer und als ich mich umdrehte, um zu sehen, wer da die Bar betreten hatte, konnte ich kaum glauben, Avery und Scott zu sehen. Was machten die beiden denn hier?! Avery hatte doch erst Ausgang gehabt und in Bars durfte er dann bestimmt nicht gehen! Außerdem hatte ich gedacht, dass er keinen Kontakt mehr mit Scott hatte, aber anscheinend hatten sich die beiden Jungs wohl wieder in Verbindung gesetzt. Ich wusste nicht so recht, was ich davon halten oder wie ich reagieren sollte, aber Otis kam mir zuvor. Er zerrte mich vom Hocker weg in die Küche, wo er mich auf einen Stuhl drückte und mir dann das Kühlpack in die Hand legte.
"Hier, du kannst auch hier hinten deine Ferse weiter verarzten. Soll ich dir noch ein Pflaster holen? Verband? Irgendwas?", fragte er nach, worauf ich ihn verwirrt ansah.
"Was? Nein, es geht schon. Wieso übertreibst du jetzt so? Ich meine, ich bin ja auch nicht begeistert davon, dass Avery und Scott hier sind, aber wieso zerrst du mich deswegen sofort nach hinten?", hakte ich perplex nach.
"Weil ich nicht will, dass Avery weiterhin in deiner Nähe ist! Ich hab einfach keinen Bock drauf, dass er dich ständig anmacht und jetzt auch noch seinen blöden Kumpel mitbringt!", antwortete er sauer, ich verdrehte die Augen.
"Otis, deine Eifersucht ist echt total unbegründet! Ich will nichts von Avery und ich werde auch auf keins seiner Feste gehen, ja? Also musst du dir keine Gedanken machen, wirklich nicht. Also lass mich nur machen, in Ordnung? Das wird schon", versuchte ich ihn zu beruhigen und stand auf. "Darf ich dann wieder an die Bar? Meine Cola wartet, außerdem wollte ich Cruz noch in einer Runde Rommé schlagen." Noch bevor Otis antworten konnte, ging ich bereits wieder nach draußen und setzte mich zurück an meinen Platz. Cruz mischte bereits die Karten und gerade als ich mich ihm widmen wollte, kamen Avery und Scott auf mich zu.
"Hi, Milly", sagte Avery und lächelte mich an, während er mich musterte. "Oh, was ist mit deinem Fuß passiert?"
"Nichts, bin bloß hingefallen", wich ich aus. "Was machst du hier? Ich glaube nicht, dass du bei deinem Ausgang in Bars gehen solltest."
"Ich wollte dich nur sehen und Scott war so nett, mich zu begleiten, damit ich einen Zeugen habe, der bestätigen kann, dass ich nichts angestellt habe", antwortete er mir und lächelte mich immer noch an.
"Hey! Hau ab! Ich hab dir schon mehrfach gesagt, dass du meiner Freundin nicht zu nahe kommen sollst!" Otis kam plötzlich wütend zwischen uns und schubste Avery grob zurück.
"Otis!" Ich sprang von meinem Stuhl auf und schob ihn zurück, während uns die ganze Bar anstarrte. "Hör auf, verdammt! Lass Avery in Ruhe! Er will nichts Böses von mir und ich nicht von ihm, klar? Geh zurück in die Küche, ich regele das!" Otis stöhnte genervt, doch ging dann zurück in die Küche. Ich sah Avery und Scott an.
"Es ist besser, wenn ihr verschwindet", meinte ich.
"So leicht gebe ich nicht auf, Milly. Du bist meine Freundin und ich will Zeit mit dir verbringen", erwiderte Avery und sah mich ernst an. "Und dein Freund wird mich davon nicht abhalten. Glaub mir, ich will nichts Böses von dir, ich will nur Zeit mit dir verbringen. Das ist alles, was ich will. Ganz egal, was dein blöder Freund denkt."

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt