Kapitel 8

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MILLY

"Dieser Jared klingt nach dem totalen Idioten", meinte Dawson, während ich die Spritzen durchzählte.
"Total. Sollen wir Severide sagen, dass er einschreiten soll?", erwiderte Brett, aber ich schüttelte den Kopf.
"Nein, das hat er auch schon angeboten, aber ich komme damit schon alleine klar. So ein blöder Dummschwätzer kann mir nichts", antwortete ich ihr. "Ich hab keine Angst vor Jared, da kann er machen, was er will. Benny hat mich gut abgehärtet."
"Übertreib aber nicht, wenn Jareds Vater echt der Chief ist, ja? Sonst kann er deine Karriere beenden, bevor sie begonnen hat. Und laut allem, was Herrmann mal über den Typen erzählt hat, ist der Kerl echt bescheuert und tut alles für seinen Sohn", mahnte Dawson, ich nickte.
"Schon klar, ich krieg das hin!", beruhigte ich sie schnell und winkte gelassen ab. "Ich meine, Jareds Dad hat wahrscheinlich eine Menge Macht, aber über die Schüler an der Academy kann er nicht bestimmen. Keine Sorge, ich kriege das schon geregelt, aber ich werde mich auch nicht unterkriegen lassen."
"Das klingt gut", meinte Dawson und lächelte mich an. "Wir Mädels müssen gegen Idioten wie diesen Jared schließlich zusammenhalten. Glaub mir, ich hatte mit solchen Typen auch schon zu tun."
"Wenn ich Avery überlebt habe, dann werde ich auch Jared überleben", meinte ich und zuckte die Schultern.
"Milly!" Ich drehte mich um, als Otis nach mir rief und zu mir kam.
"Was ist?", fragte ich nach und legte die Spritzen beiseite.
"Avery war gerade eben da und hat dich zu einem Picknick eingeladen, weil du nicht auf der Grillparty warst", sagte er, klang dabei aber ziemlich sauer. Verwirrt sah ich Dawson und Brett an. Wie kam Avery bitte hierher? Er sollte doch eigentlich Therapie haben oder zumindest in der Psychiatrie sein!
"Avery? Wie kommt der hierher?", fragte ich verwirrt nach.
"Er hat wohl zum ersten Mal Ausgang und wollte mit dir reden. Ich hab ihn weggeschickt", antwortete er mir düster. "Wieso kommt er her? Ich dachte, das hätte sich mit dem Typen endgültig erledigt!"
"Hat es doch auch! Und ich werde auch nicht zu diesem Picknick gehen, also kannst du dich beruhigen. Ich werde jetzt nur mal in der Klinik anrufen und nachfragen, ob er wirklich Ausgang hat", erwiderte ich und kramte mein Handy aus der Hosentasche.
"Das kann dir doch egal sein! Lass ihn einfach in Ruhe und geh bloß nicht zu diesem Picknick!", meinte er, worauf ich ihn genervt ansah.
"Bist du etwa eifersüchtig? Otis, da ist nichts zwischen Avery und mir, ehrlich nicht! Aber ich bin die einzige, die überhaupt noch richtig Kontakt zu ihm hat und ich muss mich ein bisschen um ihn kümmern! Und deswegen rufe ich jetzt in der Klinik an, aber keine Sorge, ich werde bestimmt nicht zu diesem Picknick gehen", wandte ich genervt ein und wählte dann die Nummer der Klinik. Sofort ging eine der Schwestern ran und begrüßte mich nett, als sie meine Stimme hörte.
"Hallo, Milly. Was ist los?", fragte sie nach.
"Avery ist gerade hier bei meinem Bruder auf der Feuerwache aufgetaucht und hat gesagt, dass er Ausgang hat. Ich wollte nur nachfragen, ob das stimmt", hakte ich neugierig nach.
"Ja, er hat zum ersten Mal Ausgang bekommen, sollte aber in spätestens einer halben Stunde wieder da sein. Es ist aber lieb, dass du nachfragst und so besorgt um ihn bist", erklärte sie.
"Ja, ich wollte nur sichergehen, dass das auch wirklich alles seine Richtigkeit hat. Aber wenn die Ärzte es erlaubt haben, dann ist ja alles in Ordnung, danke. Tut mir leid für die Störung, bis dann", erwiderte ich.
"Ach was, kein Problem. Bis dann", meinte sie, woraufhin ich auflegte. "Also, anscheinend hat er tatsächlich Ausgang."
"Er soll trotzdem nicht mehr herkommen! Milly, ich will nicht, dass er dir noch mal zu nahe kommt! Er hat schon genug angerichtet und ich will nicht, dass er hierher kommt und du ihn weiterhin siehst!", meinte Otis sauer.
"Ist das dein Ernst?! Otis, es gibt keinen Grund, eifersüchtig zu sein und mir zu sagen, mit wem ich mich abgeben darf, klar? Ich will auch nicht mehr als nötig mit Avery zu tun haben, also mach dir da mal keine Sorgen! Ich liebe dich, ok? Und nicht Avery! Und jetzt lass Dawson, Brett und mich hier in Ruhe arbeiten!", fuhr ich ihn an, weil ich seine Eifersucht wirklich nicht gebrauchen konnte. Ich konnte verstehen, dass er es nicht toll fand, wenn Avery herkam, das tat ich ja auch nicht, aber deswegen musste er nicht so tun, als hätte ich ihn betrogen! Otis holte tief Luft und seufzte.
"Tut mir leid, so war das nicht gemeint. Ich will nur nicht, dass Avery dir noch mal wehtut", wandte er nun ruhiger ein, woraufhin ich auch tief durchatmete und zu ihm ging, um ihn zu küssen.
"Schon gut, das weiß ich. Tut mir leid, ich hab auch überreagiert. Ich glaube, Avery ist einfach noch ein zu hartes Thema. Vergiss ihn einfach, ok? Wie gesagt, da ist nichts zwischen uns und ich werde nicht mehr Zeit als zwingend nötig mit ihm verbringen, versprochen", beruhigte ich ihn und küsste ihn wieder, er erwiderte meinen Kuss.
"Ja, schon gut, mir tut's ja auch leid", erwiderte er und drückte mich kurz an sich. "Mach hier ruhig weiter, ich hab ja auch noch ein paar Sachen zu tun. Ruf mich einfach, wenn du etwas brauchst, ja?"
"Na klar, mach ich, versprochen", stimmte ich zu, bevor ich ihn zurück in die Wache gehen ließ.
"Wenigstens hat sich das geklärt, aber Otis' Eifersucht ist ja echt heftig. Ich wusste nicht, dass das bei ihm so eskalieren kann - besonders bei so einer eigentlichen Kleinigkeit", meinte Brett, während wir mit der Inventur fortfuhren.
"Na ja, Avery ist eben ein brisantes Thema", wandte ich ein und zuckte die Schultern. "Ich kann ihn ja verstehen, Avery hat ja auch ziemlich viel Scheiße gebaut. Trotzdem hasse ich diese Eifersucht, hoffentlich hat sich das jetzt ein für alle Mal erledigt. Vielleicht versteht Avery endlich, dass ich kein Interesse an ihm habe, wenn ich nicht zu diesem Picknick komme. Das habe ich zwar schon bei der Grillparty gehofft, aber noch gebe ich nicht auf. Irgendwann wird er den Wink mit dem Zaunpfahl ja wohl verstehen, oder?"

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt