Kapitel 17

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KELLY

Am nächsten Morgen hatte ich eigentlich frei und wollte ganz gemütlich frühstücken, sobald Milly in der Academy war, doch gegen acht klingelte mein Handy. Genervt stöhnend drehte ich mich in meinem Bett um und griff nach meinem Handy, um darauf zu sehen. Boden. Was wollte der denn? Der Chief hatte heute genauso frei wie ich, also wieso rief er mich an? Gab es etwa noch etwas wegen der letzten oder nächsten Schicht zu klären? Ich wusste zumindest von nichts. Ich setzte mich im Bett auf, rieb mir die Müdigkeit aus den Augen und nahm den Anruf dann an.
"Chief, was ist?", fragte ich verwirrt nach.
"Mich hat gerade ein Anruf erreicht, von Miles Howe. Er möchte wegen seinem Sohn mit uns reden", antwortete er mir. "Benny wird auch kommen, Howe will auch mit ihm wegen Milly reden. Ich dachte, es wäre gut, wenn Sie auch dabei sind, Severide." Howe? Der Chef der Feuerwehr in Chicago? Was konnte der denn von uns wollen? Und was hatte er mit Milly zu tun? Klar, sein Sohn setzte meiner Schwester zu und wenn er schon mal da war, würde ich deswegen auch mit ihm reden, aber was konnte er denn von Milly wollen? Er konnte sie schließlich nicht einfach aus der Academy werfen! Aber wenn auch Benny kommen sollte, dann war ich mir wirklich nicht sicher, was da alles laufen sollte.
"Natürlich, ich komme. Wann treffen wir uns?", fragte ich zurück und stand sofort aus dem Bett auf.
"In zwei Stunden auf der Wache", antwortete er. "Dann sehen wir uns später."
"Ja, bis dann", erwiderte ich und legte dann auf. Natürlich wollte ich bei diesem Treffen dabei sein, ich musste Milly schließlich helfen! Und wenn der Chef der Feuerwehr und Benny auf sie einschießen würden, konnte sie wirklich jede Art von Hilfe gebrauchen.

Ich hatte Milly nicht gesagt, dass ich zu diesem Treffen gehen würde, das würde sie in der Academy nur nervös machen, außerdem wollte ich ihr nichts sagen, bis ich nicht wusste, worum es genau ging. Also machte ich mich wenig später auf den Weg, um rechtzeitig bei der Wache zu sein. Auf dem ganzen Weg schon überlegte ich mir, was genau ich zu Chief Howe wegen seinem Sohn sagen wollte. Ich wusste genau, dass das nicht einfach werden würde, außerdem wusste ich ganz genau um seine Einstellung zu Frauen in der Feuerwehr. Dagegen anzukommen, würde verdammt schwer werden, erst recht, ohne Milly und mich in Schwierigkeiten zu bringen, was ich definitiv nicht wollte. Als ich zu Bodens Büro kam, klopfte ich gegen die Tür und wurde prompt reingelassen. Alle waren schon da, auch Casey, also schien ich wohl der letzte zu sein, der fehlte, obwohl ich keineswegs zu spät war.
"Hallo. Bin ich zu spät?", fragte ich dennoch höflich nach, schloss die Tür hinter mir und setzte mich dann neben Casey.
"Nein, keine Sorge. Wir waren nur schon früher da, Kelly", antwortete Dad mir.
"Ok, gut. Worum geht es?", fragte ich neugierig nach, bereit dafür, meine Schwester vor jedem hier zu verteidigen.
"Um Milly", antwortete Dad mir düster. "Sie baut wohl sehr viel Mist auf der Academy, Kelly. Ich will, dass du mit ihr redest, damit sie abbricht. Ich wusste gleich, dass sie nicht für diesen Beruf gemacht ist." Das konnte doch nicht wahr sein! Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Boden mir zuvorkam.
"Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, Benny. Hier auf der Wache benimmt sie sich immer mustergültig und so, wie sie die Sachlage schildert, wirkt es eher so, als wäre sie das Opfer in der ganzen Geschichte", wandte er ernst ein und sah dabei Chief Howe an. "Ihr Sohn setzt ihr wohl sehr zu, Chief."
"Jared versucht nur, sie an ihren zugehörigen Platz zu verweisen. Frauen haben nichts auf der Academy zu suchen!", verteidigte Chief Howe sich sofort.
"Ich glaube, über Ihre Ansichten sollten wir hier nicht diskutieren, das würde wohl zu nichts führen. Jedenfalls macht sich Milly nach Berichten, die ich erhalten habe, ebenso gut wie Ihr Sohn", versuchte Boden ihn zu beruhigen. "Und es wird bestimmt keiner etwas tun, um Milly von der Ausbildung abzuhalten, das wäre nicht fair. Ihr Sohn wird das auch so schaffen, wenn er sich anstrengt und so gut ist, wie Sie sagen."
"Ich bin trotzdem dafür, dass wir noch einmal über dieses Mädchen reden. Benny ist auch der Meinung, dass sie nichts in dieser Ausbildung zu suchen hat", wandte Howe gereizt ein.
"Sie hat da mehr zu suchen, als die Hälfte der Leute, die so eine Ausbildung anfangen!", fauchte ich gereizt, weil ich das Ganze nicht mehr hören wollte.
"Milly macht sich bisher wirklich gut, sie arbeitet gut mit und kennt sich bisher auch echt gut in der Theorie und Praxis aus. Aber das sollten nicht wir beurteilen, sondern ihr Anleiter. Gibt es sonst noch einen Grund, warum Sie uns einberufen haben, Sir?", fügte Casey schlichtend hinzu.
"Ja, definitiv", meinte der Chief. "Ich wollte Sie bitten, meinen Sohn am Wochenende zu sich auf die Wache zu nehmen, damit er ein wenig mehr Erfahrung sammeln kann. Ich gehe auch davon aus, dass er mit Sicherheit auf dem Rüstwagen fahren darf?" Dabei sah er besonders mich ernst an. Am liebsten hätte ich den Kopf geschüttelt und abgelehnt, aber leider konnte ich das wohl kaum alleine entscheiden. Es war schließlich immer noch Chief Bodens Wache, auf der er das Sagen hatte. Dieser sah mich prüfend an, ich reagierte allerdings nicht, also sah er wieder Chief Howe an.
"Es sollte definitiv möglich sein, Ihrem Sohn eine Schicht auf dieser Wache zu ermöglichen. Bei welchem Team er allerdings dabei sein kann, kann ich erst entscheiden, wenn er hier ist. Aber keine Sorge, wir werden zusehen, dass er einen sehr guten Einblick bekommt", antwortete Boden ihm schließlich. "Ich werde sehen, dass er bei so vielen verschiedenen Abteilungen wie möglich mitgehen kann."
"Das wäre sehr nett, danke. Mein Sohn wird nach der Academy nämlich direkt für die Rüstgruppe trainieren und es wäre mir wichtig, wenn Sie seiner Karriere nicht im Weg stünden", erwiderte Howe und stand auf. "Danke, dass Sie alle gekommen sind. Und Benny, sieh zu, dass du deine Tochter da rausbekommst. Sie hat auf der Academy nichts zu suchen."
"Ihr Sohn auch nicht", murmelte ich kaum hörbar, bevor ich aufstand und dann nach draußen ging. Diesen Scheiß konnte und wollte ich mir nicht anhören, ich musste Milly sagen, was hier gelaufen war. Jetzt würde sie definitiv noch mehr Beistand brauchen als zuvor.

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt