Kapitel 12

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MILLY

Averys Auftauchen hatte noch einen riesigen Streit mit Otis vom Zaun gebrochen, der so schlimm gewesen war, dass ich sogar aus der Bar abgehauen und zurück nach Hause gelaufen war. Wir hatten uns ziemlich heftig gestritten, Otis war richtig eifersüchtig gewesen und ich hatte ihn nicht beruhigen können, also war ich schließlich einfach gegangen und hatte Otis mit den anderen einfach stehen gelassen. Avery hatte mir eine SMS geschrieben, auf die ich allerdings nicht geantwortet hatte, in der Hoffnung, dass er mich endlich in Ruhe lassen würde. Wieso hatte Avery auch auftauchen müssen?! Er zerstörte mir damit meine Beziehung, verstand er das etwa nicht?! Oder machte er das mit Absicht? Aber wenn ja, warum? Ich hatte ihm doch klipp und klar gesagt, dass ich niemals wieder mit ihm zusammenkommen würde, ganz egal, was passierte! Ich liebte ihn nicht, im Moment duldete ich ihn gerade mal so, also konnte er es absolut vergessen, dass wir jemals wieder zusammenkommen würden! Wütend lief ich nun die Straße hinab und als ich schließlich in Kellys Wohnung ankam, ließ ich mich auf die Couch fallen und schrie erstmal frustriert ins Kissen. Diese verdammte Scheiße! Wie konnte Avery nur so einen Mist anstellen und dann auch noch erwarten, dass ich ihn immer noch mochte?! Jetzt konnte er es sich erst recht abschminken, dass wir jemals wieder richtige Freunde werden konnten! Jetzt musste ich nur erstmal rausfinden, wie ich Avery abschütteln und vor allem die Sache zwischen Otis und mir wieder klären konnte. Ich musste dieses Missverständnis klären und dafür sorgen, dass Otis sich nicht weiter Sorgen machte, aber ich wusste genau, dass das nicht gerade einfach werden würde. Jetzt war es aber wahrscheinlich sowieso besser, wenn wir erstmal etwas Abstand voneinander hielten und morgen dann miteinander reden würden. Nach der Academy würde ich morgen bei seiner Wohnung vorbeisehen, denn morgen hatten meine Freunde keine Schicht und würden daher zuhause sein. Und da die Bar nicht vor sechs Uhr abends öffnete, sollte Otis auch zuhause sein und sich ein wenig ausruhen. Aber das alles war Zukunftsmusik, im Moment brauchten wir jedenfalls unsere Ruhe und ich musste morgen erst einmal durch die Academy kommen, ohne Jared zu erdolchen, der mich mit Sicherheit auch wieder nerven würde. Hoffentlich konnten Jane, Max und Carter dann helfen, denn in meiner momentanen Situation war ich mir nicht sicher, ob ich das alleine hinbekam, ohne Jared direkt umzubringen. Ich löste mich langsam wieder von meinem Kissen und stand auf, um in mein Zimmer zu gehen. Ich wollte mich fertig machen und dann ins Bett gehen, ein wenig Schlaf würde mir nach heute definitiv gut tun und vielleicht sah die Welt morgen früh dann auch schon wieder ganz anders aus. Da ging draußen die Haustür auf und wenig später hörte ich Schritte, die auf mein Zimmer zukamen.
"Milly? Ist alles in Ordnung?", rief Kelly von draußen, nachdem er an meine Tür geklopft hatte.
"Ja, alles gut, ich brauche nur ein bisschen Ruhe", antwortete ich ihm.
"Kann ich reinkommen?", fragte er vorsichtig nach, ich nickte.
"Ja, wenn du unbedingt möchtest", willigte ich ein, also öffnete er die Tür und setzte sich dann mit mir auf mein Bett.
"Wie geht's dir? Otis' und dein Streit war ja gerade eben schon ziemlich heftig", fragte er besorgt nach und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich zuckte die Schultern und sah ihn unsicher an.
"Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. So sauer war Otis noch nie und ich bin teils sauer auf ihn und teils auf Avery. Er hätte nicht auftauchen sollen, was denkt er sich dabei?! Und dann schreibt er mir auch noch diese bescheuerte SMS und sagt, dass er das alles nicht wollte! Er hätte wissen müssen, dass das so ausartet! Wieso ist er in der Bar gewesen?! Es gibt doch genug andere Bars in Chicago!", antwortete ich sauer und musste mich beherrschen, um nicht laut zu werden.
"Du weißt doch, dass er sehr an dir hängt. Hast du noch mal mit ihm gesprochen, dass dir das alles zu viel ist?", wandte Kelly ruhig ein, ich schüttelte den Kopf.
"Nein, ich ignoriere ihn einfach! Versteht er denn nicht, dass er mich einfach in Ruhe lassen soll?! Was soll ich denn noch tun, damit er es kapiert?!", beschwerte ich mich sauer. Kelly lachte leise.
"Ich hasse es, dir das sagen zu müssen, aber wir Männer sind dumm. Wir brauchen ganz klare Zeichen und wenn das bedeutet, dass man uns anbrüllen muss, dann ist das so. Und ich glaube, auch Avery braucht was Deutlicheres als ignorieren, um das zu verstehen", erklärte er mir.
"Jetzt schlägst du dich auch noch auf seine Seite?", hakte ich fassungslos nach, mein großer Bruder schüttelte sofort energisch den Kopf.
"Nein, natürlich nicht! Avery hat definitiv Mist gebaut, dafür gibt es auch keine Entschuldigung, aber ich will es dir nur gesagt haben. Männer sind dumm, wir brauchen einfach viel deutlichere Zeichen. Vielleicht solltest du noch einmal mit ihm reden. Hast du morgen nach der Academy Zeit, um zu ihm zu gehen?", erwiderte er, ich schüttelte den Kopf.
"Nein, morgen will ich erst zu Otis gehen und das klären. Im Moment brauchen wir beide noch ein bisschen Abstand, aber morgen sollte es gehen, darüber zu reden", antwortete ich ihm.
"Und wenn du jetzt direkt zu Avery gehst? Dann könntet ihr das direkt klären", schlug Kelly vor, aber auch diesen Vorschlag lehnte ich ab.
"Das kann ich nicht, gerade bin ich einfach zu sauer. Vielleicht in ein paar Tagen, bis dahin ignoriere ich ihn weiterhin. Ich kann das gerade einfach nicht, sonst schlage ich Avery zu Brei", widersprach ich ihm und stand von meinem Bett auf, um mir die Haargummis aus den Haaren zu machen und mir am Spiegel die Haare aus der Stirn zu streichen. "Ich würde jetzt dann gerne ins Bett gehen, ist das in Ordnung?" Kelly stand nun ebenfalls von meinem Bett auf und nickte.
"Na klar, kein Problem. Sag Bescheid, wenn du was brauchst, ich bin noch eine Weile wach und schaue Football. Du kannst gerne auch noch rauskommen, wenn du willst", bot er an, ich lächelte ihn an.
"Danke, mach ich dann. Aber stell dich drauf ein, dass ich jetzt einfach ins Bett gehen werde", erwiderte ich. "Gute Nacht."
"Alles klar, gute Nacht", erwiderte er und lächelte mich ebenfalls an, bevor er mein Zimmer verließ. Ich seufzte. Morgen würde ich das mit Otis klären, alles andere würde warten müssen. Besonders Avery!

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt