Kapitel 5

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MILLY

Einige Tage später war es endlich soweit - mein erster Tag an der Academy begann. Ich hatte heute Morgen mit Otis in einem guten Diner gefrühstückt und nun stand ich vor den Toren des großen Gebäudes. Otis hatte mich gefahren, mir einen tollen Tag gewünscht und war dann zur Wache gefahren, weil er selbst leider Schicht hatte. Ich umklammerte meinen Rucksack und lief dann selbstsicher in das Gebäude. Ich ging zum Schalter ganz vorne, neben dem eine Reihe mit Vitrinen stand. Dort hingen alle Dienstmarken von Feuerwehrleuten, die bereits gestorben waren. So wie Shay. Ich vermisste Kellys und meine alte Freundin, die uns immer zur Seite gestanden hatte. Früher war ich öfter mal hierher gekommen, um mit der Marke zu reden, wenn ich Shays Rat gebraucht hatte. Ich wünschte mir oft, dass sie noch hier wäre und ich war froh darüber, dass sie mich zumindest jetzt sehen konnte. Zumindest fühlte es sich so an.
"Hallo", sagte ich zu der Frau am Empfang, die aufsah. "Ich bin Melissa Severide, ich bin für meinen ersten Tag an der Academy da." Die junge Frau musterte mich kurz und sah dann in ihren Computer, bevor sie lächelte und aufstand.
"Ja, ich hab dich hier. Warte, ich hol dir kurz deine Sachen und dann kannst du zur Umkleide und danach zum Hinterhof gehen. Dort werdet ihr dann eingeteilt", antwortete sie und lief dann hinter eine kleine Trennwand.
"Hey, seit wann lassen die denn die Putzfrauen bis zur Anmeldung vor? Die Stadt hat ihre Anforderungen für die Aufnahme wohl wirklich gesenkt." Verwirrt drehte ich mich zu der gehässigen, männlichen Stimme um. Ein Junge, nur wenige Jahre älter als ich, stand mit einigen anderen Jungs hinter mir und grinste mich an. Toll, was sollte das denn jetzt?
"Wenn sie dich reingelassen haben, dann ja. Die Anforderungen wurden stark gesenkt", konterte ich seinen spöttischen Kommentar, worauf ihm das Grinsen verging und er mich wütend ansah. Anscheinend hatte ihm noch nie jemand widersprochen.
"Frauen haben zuhause zu sitzen und die Klappe zu halten, also sei still", fauchte er gereizt.
"Dann mach mich nicht so blöd von der Seite an und behalt deine bescheuerten Sprüche für dich", konterte ich und drehte mich wieder zu der jungen Frau um, die mir meine Klamotten entgegenhielt. "Danke."
"Gerne. Viel Spaß", erwiderte sie lächelnd, ich nahm mir meine Sachen und lief dann auf die Umkleiden zu, um mir die Sachen anzuziehen. In der Umkleide gab es auch Spinde, wo wir unsere Rucksäcke vorerst lassen konnten, also sperrte ich ihn in einen der Spinde und sobald ich mich umgezogen hatte, lief ich nach draußen auf den Hof, wo bereits einige Leute warteten. Ich gesellte mich zu einer Gruppe von Jungs, die nett aussahen, neben ihnen stand auch ein Mädchen in meinem Alter.
"Hi. Seid ihr auch für die Ausbildung hier?", fragte ich, die anderen drehten sich zu mir um und nickten.
"Ja, klar. Wie heißt du?", fragte das Mädchen neugierig nach. "Ich bin übrigens Jane, und das sind Carter und Max."
"Freut mich, euch kennenzulernen. Ich bin Milly", erwiderte ich. "Wie seid ihr auf die Idee mit der Feuerwehr gekommen?"
"Mein Onkel arbeitet bei der Feuerwehr in Denver, er hat mich oft mitgenommen, wenn ich in den Ferien bei ihm war", antwortete Carter.
"Bei mir war's mein Bruder", meinte Max und zuckte die Schultern, Jane nickte zustimmend.
"Dito. Und bei dir, Milly?", hakte sie interessiert nach.
"Vater und Bruder. Nur mit dem Unterschied, dass mein Vater die Idee scheiße findet", antwortete ich ihr. "Aber mein Bruder unterstützt mich und das reicht mir."
"Oh oh, seht mal, wer da kommt", brummte Carter da und zeigte in Richtung der Tür, worauf wir uns alle umdrehten. Der Junge von vorhin kam mit seinen Freunden rein, worauf auch Max und Jane genervt zu stöhnen begannen.
"Nein, nicht der!", beschwerte Jane sich, ich sah meine neuen Freunde verwirrt an.
"Wer ist der Kerl?", fragte ich verwirrt nach.
"Jared Howe, sein Vater ist der Chef der Feuerwehr. Und er ist nicht gerade nett zu anderen - erst recht nicht zu Frauen. Glaub mir, wir waren auf derselben High School", antwortete Max.
"Ja, das mit seinem Charakter weiß ich schon, er hat mich bereits ziemlich blöd im Flur angemacht. Aber nicht mit mir, ich hab mich gewehrt. Der Kerl ist echt das letzte", erwiderte ich, worauf die drei mich ungläubig ansahen.
"Du hast was bitte getan?", fragte Carter ungläubig nach. "Jared wird dich fertig machen!"
"Soll er doch, so leicht gebe ich nicht nach! Ich lasse mich nicht rumkommandieren - nicht mehr. Das hab ich jetzt achtzehn Jahre lang durchmachen müssen und so ein Idiot wird das nicht mit mir tun", meinte ich und zuckte die Schultern.
"Ich glaube, du unterschätzt Jared. Der Kerl würde seine eigene Schwester für 'nen Schokoriegel verkaufen, wenn er Bock drauf hätte", wandte Max düster ein. "Leg dich nicht mit Jared an, Milly. Glaub mir, das ist es nicht wert."
"Trotzdem, so springt keiner mit mir und meinen Freunden um!", erwiderte ich stur. "Ich komme damit klar, wirklich. Dieser Idiot kann mir nichts."
"Sieh mal an, noch mehr Putzfrauen." Ich verdrehte die Augen, als Jared zu uns kam. "Die lassen ja echt jeden rein."
"Ach, sei doch ruhig, Jared", brummte Carter. "Jeder kann die Ausbildung machen, auf die er Lust hat! Also mach hier nicht so ein Theater!"
"Ich mache kein Theater, ich frage mich nur, wieso man hier Spinner, Versager und lästige Weiber reinlässt. Ihr gehört hinter den Herd, nicht in die Academy", konterte Jared, aber mir reichte das jetzt.
"Hör mal zu, solche beschissenen Sprüche kannst du dir sparen!", fuhr ich ihn gereizt an. "Wenn ich mir einen beschissenen Klugscheißer mit einem Grinsen wie ein Arsch anhören wollte, wäre ich zuhause geblieben! Also hau ab und lass uns in Ruhe!" Jared lachte, aber ich bemerkte, dass ihm mein Kommentar absolut nicht passte.
"Sagt gerade die dumme, kleine Putzfrau. Ich werde dir deinen Platz schon noch zeigen", fauchte er gereizt und schubste mich zur Seite, bevor er mit seinen Feunden an uns vorbeiging. Arschloch. Jane legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Das war lieb von dir, ehrlich, aber du hast da gerade einen großen Fehler gemacht. Jared ist verrückt, er wird dich vollkommen fertig machen!", wandte sie besorgt ein, aber ich schüttelte den Kopf.
"Mir egal, aber so kann er nicht mit anderen Menschen umgehen. Und das werde ich auch nicht zulassen, auf gar keinen Fall. Dafür bin ich nicht hierher gekommen."

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt