Kapitel 9

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MILLY

Ich hatte Avery nicht zurückgerufen und war mir auch ziemlich sicher, dass ich nicht auf sein Picknick gehen würde, ich wollte wirklich nicht mehr als nötig mit ihm zu tun haben. Casey und die anderen hatten mich gegen Abend nach Hause gefahren, damit ich nicht im Dunkeln nach Hause gehen musste. Am nächsten Morgen war ich zur Academy gegangen, bevor Kelly von seiner Schicht zurück gekommen war und saß nun im Klassenzimmer mit meinen Freunden, als Jared reinkam. Ich ignorierte ihn, schließlich wollte ich keinen Streit anfangen, aber Jared schien das wohl anders zu sehen. Er kam mit seinen Freunden direkt auf uns zu und auch, als ich versuchte, ihn zu ignorieren, machte er mehr als nur deutlich auf sich aufmerksam.
"Hey, Putzfrau", sagte er sauer, ich stöhnte genervt und drehte mich zu ihm um.
"Was willst du, Jared? Ich hab keine Lust, mich wieder mit dir zu streiten", fuhr ich ihn genervt an.
"Dann können wir das auch ja gut abkürzen", meinte er und beugte sich über den Tisch. "Also hau hier ab."
"Bitte was?", fragte ich fassungslos nach. "Wieso soll ich abhauen? Ich hab ein Recht dazu, hier zu sein!"
"Falsch, hast du nicht. Weiber haben hier nichts verloren, wenn sie nicht putzen!", zischte er mir sauer zu, aber das ließ ich mir nicht bieten. Ich stand auf, sah ihm stur in die Augen und schob ihn ein Stück zurück.
"Vielleicht hast du es noch nicht mitbekommen, aber wir sind mittlerweile im einundzwanzigsten Jahrhundert angekommen, da dürfen Frauen selber ihre Jobs aussuchen! Und ich bin mehr als nur geeignet für diesen Beruf, also hau du lieber ab! Im Gegensatz zu dir, lebe ich wenigstens im richtigen Zeitalter und hab was drauf, anstatt Daddy überall vorzuschieben und über ihn alles zu kriegen", fuhr ich ihn sauer an. Auch Jane, Carter und Max kamen jetzt zu mir.
"Sie hat vollkommen recht, Jared. Also zieh Leine, du hast kein Recht der Welt, so mit Milly oder irgendwem anders zu reden! Und dein Vater macht uns keine Angst, wir werden die Ausbildung auch schaffen, ohne, dass unsere Eltern uns durchwinken und Leute bestechen!", half Carter mir aus und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Also hau endlich ab." Jared knurrte gereizt und funkelte mich wütend an.
"Das ist noch nicht vorbei, du kleine Schlampe", fauchte er sauer, bevor er mich unsanft anrempelte und dann mit seinen Freunden zu seinem Platz ging.
"Der hat echt ein Problem", brummte Max gereizt. "Leg dich echt nicht mit ihm an, Milly. Der spinnt komplett."
"Max, Jared macht mir keine Angst. Mein Vater ist genauso, ich komme mit solchen Leuten echt gut klar. Also mach dir keine Sorgen, ich kriege das schon hin. Und unterkriegen lasse ich mich ohnehin nicht so leicht", wandte ich beruhigt ein und winkte leichtfertig ab, bevor ich mich wieder an meinen Platz setzte.
"Sei trotzdem vorsichtig, ich traue Jared echt alles zu", murmelte Jane besorgt, aber ich erwiderte nichts darauf. Was wollte Jared mir denn schon anhaben? Wenn er richtig Mist bauen wollte, würde man ihn schon zurechtweisen, da konnte auch sein Vater nichts dran ändern!

Gegen Mittag gingen wir mit unserem Anleiter Captain Brinx auf den Außenplatz. Jared hatte mich am Vormittag im Unterricht nicht mal mehr eines Blickes gewürdigt und ich war echt froh gewesen, mich nicht mehr mit ihm streiten zu müssen. Ich kam zwar gegen ihn an, das war kein Problem, aber es raubte mir dennoch Nerven, die ich lieber ins Training und in meine Ausbildung stecken wollte. Auf dem Platz sollten wir uns erstmal einige Runden warmlaufen und ein bisschen dehnen, bevor Captain Brinx verkündete, dass wir eine Runde durch die Stadt joggen würden. Ich wusste von Kelly, dass man das an der Academy öfters machte, schließlich musste man ja auch körperlich fit sein, aber im Gleichschritt mit allen anderen zu laufen, war definitiv nicht ganz so leicht, wenn Jared direkt hinter mir lief und mir ständig in die Fersen trat. Mittlerweile fühlten sich meine Fersen schon wund und schmerzend an, aber ich konnte nichts machen und deswegen tat ich so, als wäre nichts, während wir durch die Stadt joggten und ich inständig hoffte, dass wir bald zurück zur Academy kommen würden. An einer Brücke in der Innenstadt machten wir schließlich eine Pause und tranken einen Schluck, während wir auf den Fluss hinabsahen. Ich unterhielt mich gerade mit Jane, die natürlich mitbekommen hatte, wie Jared mir das Laufen erschwert hatte. Ich hatte mir einen meiner Schuhe ausgezogen, weil mir meine Ferse so wehtat und als ich nach unten sah, bemerkte ich, dass an meiner Socke Blut klebte. Na toll, Jared hatte mich zum Bluten gebracht! Wie sollte ich so den Weg zurück zur Academy schaffen? Erst recht, wenn Jared weiterhin hinter mir laufen würde! Jane sah nun ebenfalls nach unten.
"Du solltest das echt Captain Brinx melden, du blutest richtig stark!", meinte sie besorgt. "Schaffst du es so überhaupt zurück bis zur Academy? Ich hab schon bemerkt, dass du ein bisschen humpelst."
"Ich muss es zurück schaffen, ich werde Jared nämlich definitiv nicht die Befriedigung geben, jetzt einfach aufzugeben", antwortete ich ihr, als Jared zu uns kam und spöttisch lachte.
"Was ist, Kleine? Hast du etwa Schmerzen?", grinste er spöttisch, ich antwortete nicht und trank noch einen Schluck, um ihn nicht anschreien zu müssen. Lieber ignorierte ich ihn. Jane legte mir eine Hand auf die Schulter und funkelte Jared wütend an.
"Hau ab, Jared. Es reicht doch vollkommen, was du bisher angerichtet hast!", fuhr sie an, Jared zog mit seinen Freunden daraufhin nur lachend ab. Dafür kam Captain Brinx zu uns.
"Melissa? Kann ich dich mal kurz sprechen?", bat er, ich nickte. Jane sah mich ernst an und ging dann rüber zu Carter und Max, damit ich in Ruhe mit unserem Anleiter sprechen konnte.
"Natürlich, Sir. Was ist los?", fragte ich nach und versteckte meine blutende Ferse hinter meinem gesunden Fuß. Die brauchte Captain Brinx wirklich nicht zu sehen.
"Du musst deinen Fuß nicht verstecken, ich hab genau gesehen, dass er blutet. Und ich hab auch gesehen, dass Jared dir während dem Lauf gezielt in die Ferse getreten hat. Ich werde mit ihm darüber reden, das geht so nicht. Nur, dass du Bescheid weißt", erklärte er, aber ich schüttelte den Kopf.
"Danke, aber das müssen Sie nicht, Captain. Es ist alles in Ordnung", lehnte ich ab, aber er schüttelte den Kopf.
"Doch, das muss ich. So ein Verhalten wird definitiv nicht toleriert, das geht nicht", widersprach er mir sofort. "Mach dir keine Sorgen, ich werde mit Jared reden. Ganz egal, wer sein Vater ist, aber so ein Verhalten kann ich keinem Anwärter durchgehen lassen."

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt