Kapitel 3

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MILLY

Sobald ich meine Schutzkleidung angezogen hatte und mit den anderen im Wagen saß, fuhr Otis los. Casey gab mir während der Fahrt die Anweisung, die potentiellen Schaulustigen fernzuhalten, ich stimmte sofort zu. Das war meistens mein Job, wenn ich mit auf die Einsätze durfte und nachdem ich mich schon einige Male auf Einsätzen verletzt hatte, war ich mit dieser Aufgabe auch vollkommen einverstanden. Ich wurde zwar ab und an dazu gerufen, wenn die Jungs bei etwas Hilfe brauchten, auch Dawson und Brett taten das, aber die meiste Zeit über half ich, indem ich beobachtete und die Schaulustigen davon abhielt, zu viele Bilder zu machen und meine Freunde bei der Arbeit zu stören. Als wir nun bei der Adresse ankamen, die uns genannt worden war, waren wir an einer Lagerhalle angekommen. Als wir ausstiegen, kam ein aufgeregter Mann nach draußen gerannt, der wirklich panisch aussah.
"Kommen Sie bitte schnell! Mein Kollege wurde von einem Gabelstapler angefahren und klemmt fest!", rief er panisch und rannte dann zurück ins Gebäude, wir folgten ihm schnell. Kaum, dass wir die Halle betreten hatten, konnten wir bereits das schmerzerfüllte Schreien eines Mannes hören. Wir bogen um die nächste Ecke und konnten einen Mann sehen, der zwischen den Gabeln des Gabelstaplers eingeklemmt war. Er war an die Wand gepinnt, während die komplette Kraft des Staplers ihn einquetschte. Kein Wunder, dass er solche Schmerzen hatte!
"Was ist passiert?", fragte Kelly nach, während wir zu dem Mann gingen.
"Jeff hatte seinen kleinen Sohn dabei und hat ihn den Wagen fahren lassen. Der Kleine hat die Kontrolle verloren und dann wurde Cole eingeklemmt", erklärte einer der Männer, während ich mich umsah, aber ich konnte den kleinen Jungen nirgends sehen. Hoffentlich hatten sie ihn weggebracht, damit er das nicht sehen musste!
"Sir, sind Sie verletzt? Bluten Sie irgendwo?", fragte Dawson nun, die mit Brett zu dem Mann ging.
"Nein, aber das Ding quetscht mich ein, ich bekomme kaum noch Luft!", antwortete er und verzog schmerzvoll das Gesicht.
"Ok, wir können Sie ins Krankenhaus bringen, aber dazu müssen wir den Gabelstapler weg bewegen. Geht das?", erwiderte Dawson, einer der Männer nickte.
"Ja, wir wollten ihn nur nicht bewegen, wir wussten nicht, ob das vielleicht schlecht gewesen wäre", antwortete er und setzte sich ans Steuer.
"Ok, lassen Sie den Wagen ganz langsam rückwärts rollen, Millimeter für Millimeter. Wir müssen den Druck vorsichtig zurücknehmen. Jungs, Milly, Kidd, helft uns dabei, den Mann zu stabilisieren, damit er nicht umkippt. Und bringt schon mal die Trage und eine Halskrause!", befahl Dawson, wir nickten und stellten uns zu ihr, um den Mann zu stabilisieren. Ganz langsam fuhr sein Kollege den Stapler zurück, sodass wir den Mann ohne Probleme befreien konnten und er tief durchatmen konnte, auch, wenn ihm seine Brust dabei deutlich wehtat. Während Brett und Dawson ihn nach draußen brachten, um ihn besser untersuchen zu können, gingen wir zurück zum Wagen, um ebenfalls zurück zu fahren, als plötzlich ein aufgeregter Arbeiter zu uns gerannt kam.
"Entschuldigung, aber hätten Sie noch eine Sekunde Zeit? Mein Sohn hat den Unfall verursacht und eigentlich habe ich ihn ins Büro gesetzt, aber jetzt kann ich ihn nirgends finden!", bat er, worauf Kelly und Casey sich ansahen.
"Fahrt ihr ruhig, wir finden den Kleinen", meinte Casey.
"Ok, aber funkt uns an, falls ihr Hilfe braucht", stimmte mein Bruder zu, bevor er mit seinem Team in den Wagen stieg. Casey teilte uns zu verschiedenen Teams zu, die verschiedene Teile der Halle durchsuchen sollten, ich würde mit Kidd gehen. Wir waren für die nordöstlichen Teilen der Halle zuständig, die vollkommen mit Regalen zugestellt waren. Während wir so durch die Gänge liefen und immer wieder nach dem kleinen Jungen namens Archie riefen, sah Kidd mich irgendwann an.
"Der arme kleine Kerl muss einen echten Schrecken bekommen haben", meinte sie, ich nickte.
"Ja, das glaube ich auch. Ich wäre genauso erschrocken, erst recht, wenn dann noch die Feuerwehr kommt", stimmte ich zu. "Aber das kriegen wir wieder hin. Archie! Bist du hier?"
"Mit Sicherheit", erwiderte Kidd und rief wieder nach dem kleinen Jungen, als ich plötzlich ein Geräusch hörte. Sofort blieb ich stehen und sah mich um.
"Archie?" Das Geräusch ertönte wieder, es klang so, als würde jemand auf dem Boden herumrutschen. Ich lief einmal um das Regal herum und sah Archie dann in der hintersten Ecke sitzen. Er hatte sich zusammengekauert und sah auf den Boden, worauf ich ihn anlächelte und mich zu ihm setzte. "Hey, Archie, da bist du ja! Wir haben schon nach dir gesucht! Ich bin Milly, möchtest du mal mit mir und meiner Kollegin nach vorne kommen? Dein Dad sucht dich schon." Der kleine Junge schüttelte den Kopf.
"Du musst dir keine Sorgen machen, dem Kollegen deines Vaters geht es gut und keiner ist dir böse", versuchte Kidd es, aber Archie reagierte gar nicht darauf. Ich sah den kleinen Jungen an.
"Hey, ich mach dir einen Vorschlag. Hast du schon mal in einem echten Feuerwehrauto gesessen? Du könntest dich bei uns reinsetzen, das wäre mit Sicherheit cool, was meinst du?", schlug ich vor, worauf Archie endlich zu mir aufsah.
"Wirklich?", fragte er verschüchtert nach, ich nickte.
"Na klar, komm", antwortete ich und stand auf, er tat es mir gleich. Ich nahm ihn an die Hand und lief mit ihm zurück nach vorne, während Kidd über Funk durchgab, dass wir Archie gefunden hatten und mit ihm nach vorne kommen würden.
"Dad ist bestimmt böse", murmelte Archie traurig, als wir fast bei den anderen angekommen waren, aber ich schüttelte den Kopf.
"Bestimmt nicht, Archie. So was kann passieren, auch, wenn es doof ist. Keiner ist dir böse, ganz sicher nicht", beruhigte ich ihn schnell. Als wir vor der Drehleiter ankamen, waren die anderen schon da, auch Archies Vater. Er rannte sofort auf seinen Sohn zu und umarmte ihn, Archie erwiderte die Umarmung und begann zu weinen.
"Tut mir leid, Dad", murmelte er schluchzend. "Ich wollte das nicht."
"Das weiß ich doch, Archie, das weiß ich doch", beruhigte sein Vater ihn und sah uns an. "Danke für Ihre Hilfe."
"Gerne doch, das ist unser Job", sagte Kidd und zwinkerte mir zu. "Und deiner wird es auch bald sein."

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt