Kapitel 20

70 4 0
                                    

KELLY

"Hey, Severide, können wir kurz reden?" Ich drehte mich um, als ich schon beinahe aus der Wache gelaufen war. Ich wollte eigentlich direkt zu Jared fahren und ihm ordentlich die Meinung geigen und dass Otis mich jetzt aufhielt, störte mich.
"Was?!", fragte ich gereizter als beabsichtigt. Ich seufzte. "Tut mir leid, das sollte nicht so klingen. Ich muss jetzt sofort zu Jared und dem mal ordentlich sagen, was Sache ist."
"Ich weiß, ich will mitkommen", erwiderte er. Verwirrt sah ich ihn an.
"Du willst mitkommen?", fragte ich verwirrt nach.
"Ja, will ich. Milly ist meine Freundin und ich werde nicht weiter nur dabei zusehen, wie dieser Idiot ihr wehtut - ganz egal, was Milly sagt", antwortete er selbstsicher. "Also, ich komme mit."
"Na gut, dann komm mit", willigte ich ein. "Aber wir gehen gleich, ich sage dem Chief Bescheid. Und Milly erfährt nichts, klar?"
"Natürlich nicht", stimmte er schnell zu, also sagte ich dem Chief Bescheid, dass Otis und ich schnell etwas erledigen mussten und nur wenige Minuten später waren wir auf dem Weg zu Jareds Haus. Ich wusste, wo sein Vater wohnte, Benny war schließlich gut mit ihm befreundet und als Kind war ich öfters dabei gewesen, wenn Benny und Chief Howe sich getroffen hatten. Jetzt musste ich nur noch hoffen, dass Jared auch zuhause war. Sein Vater war mit Sicherheit im Büro, denn wo sonst sollte er sein?
Zehn Minuten später hielten wir vor dem großen Einfamilienhaus in der Innenstadt. Obwohl das Licht überall aus war, war ich mir sicher, dass Jared zuhause war, denn in der Küche konnte ich einen Schatten sehen und leise Töpfe klappern hören. Zusammen mit Otis ging ich auf die Tür zu und klopfte energisch gegen die Tür.
"Was willst du Jared eigentlich sagen, Lieutenant?", fragte er. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung, aber ich würde Jared auf jeden Fall klarmachen, dass er keinen Fuß mehr in die Nähe meiner Schwester setzen würde, wenn er sich nicht bald besserte.
"Ergibt sich dann", antwortete ich deswegen nur knapp, als uns auch schon die Tür von Jared geöffnet wurde.
"Lieutenant? Was wollen Sie hier?", fragte er perplex nach.
"Über Milly reden", antwortete ich ihm ernst, er verdrehte die Augen.
"Hören Sie, ich kann echt nichts dafür, dass Milly so blöd ist und stolpert", wandte er sofort gereizt ein. "Ich hab es Captain Brinx auch schon gesagt, ich bin nicht dran schuld."
"Wer's glaubt wird selig", brummte Otis hinter mir gereizt.
"Sie ist nicht einfach so gestolpert, mehrere Leute haben bestätigt, dass du daran schuld bist und sie manipuliert hast", fuhr ich ihn an, ohne zu wissen, ob das überhaupt wirklich stimmte.
"Keine Ahnung, was die gesehen haben, aber ich kann nichts für die Unfähigkeit Ihrer Schwester", erwiderte Jared sauer. "Und jetzt verschwinden Sie von unserem Grundstück, bevor ich die Kops rufe." Wütend knallte er uns die Tür vor der Nase zu, ich blinzelte verwirrt. Der Kerl hatte sie wirklich nicht mehr alle. Und gebracht hatte es uns leider auch nichts. Na ganz toll, geholfen hatten wir Milly damit definitiv nicht. Aber so leicht würde ich noch nicht aufgeben, vielleicht kam ich dieses Mal bei seinem Vater weiter. Das würde ich allerdings nicht mehr heute machen, ich konnte schließlich nicht ewig auf der Wache fehlen. Ich würde es morgen versuchen, wenn ich sowieso freihatte. Also drehte ich mich zu Otis um.
"Ok, das war nicht sehr hilfreich. Ich probiere es morgen bei Jareds Vater noch einmal. Willst du mitkommen?", meinte ich und lief mit ihm zurück zu meinem Auto.
"Ja, klar, mach ich", stimmte er schnell zu. "Aber wie erklären wir Milly, dass wir ständig abhauen? Sie wird uns umbringen, wenn sie rausfindet, dass wir mit Jareds Vater reden."
"Sie muss davon ja nichts wissen, sie soll sich erstmal ausruhen", wandte ich ein. "Und so wie ich sie kenne, werden wir sie sowieso nicht davon abhalten können, morgen wieder zur Academy zu gehen. Vormittags haben wir also genug Zeit, um das ungestört zu erledigen."

Gegen Abend saß ich mit Milly auf der Couch. Ich hatte ihr Abendessen gemacht und jetzt knabberten wir gemeinsam Popcorn, während wir uns einen Horrorfilm ansahen. Schon als Kinder hatten wir uns ständig Horrorfilme angesehen und heute hatten wir uns vorgenommen, das mal wieder zu tun, um Milly von ihrem beschissenen Tag abzulenken. Eigentlich hätte ich noch arbeiten müssen, aber Boden hatte darauf bestanden, dass ich mich etwas um meine kleine Schwester kümmerte, bevor noch etwas passierte, also war ich abends nach Hause gegangen. Gerade, als wir an einer recht gruseligen Stelle im Film angekommen waren, klingelte es an der Tür und Milly zuckte erschrocken zusammen. Ich musste lachen und stand auf.
"Was ist? Hast du jetzt schon Angst vor Türen, du Schisser?", neckte ich sie, worauf sie lachend ein Kissen nach mir warf.
"Sehr witzig, du Komiker. Mach schon die Tür auf, ich halte solange den Film an", erwiderte sie und pausierte den Film, während ich zur Tür ging, um sie zu öffnen. Doch kaum, dass ich die Tür geöffnet hatte, stürmte jemand an mir vorbei in die Wohnung.
"Milly, Scott hat mir erzählt, dass du dich verletzt hast! Ist alles gut bei dir?" Perplex sah ich Avery nach, der mit einem riesigen Teddy und Blumen zu meiner Schwester stürmte. Wie kam der denn hierher? Und wie hatte er erfahren, dass Milly sich verletzt hatte?
"Avery?! Was zum Teufel machst du hier?", fragte meine Schwester verwirrt nach, während sie unter Blumen und dem riesigen Teddy begraben wurde.
"Scott war vorhin spazieren und hat gesehen, dass du auf Krücken gelaufen bist. Ich musste also direkt herkommen! Was ist passiert?!", fragte Avery besorgt nach, während ich die Tür schloss. Milly kämpfte sich derweil wieder an die Oberfläche und schob Averys tausend Geschenke auf die Seite.
"Mensch, Avery, du sollst doch nicht einfach herkommen! Es ist nichts schlimmes, ehrlich nicht, ich bin nur beim Training umgeknickt", erklärte sie ihm. "Du musst nicht so einen Aufwind machen, es geht mir gut! Ich kann laufen und mich normal verhalten, ich sterbe nicht! Du übertreibst!"
"Ich mache mir doch nur Sorgen um dich! Und du bist quasi alleine, dein Freund ist ja nicht einmal da!", wandte Avery vollkommen überbesorgt ein.
"Er arbeitet! Verdammt, Avery! Geh nach Hause, Kelly ist ja da! Und er geht auch erst wieder, wenn ich im Bett bin, so ist das abgesprochen! Du kannst gehen, es geht mir gut!", wehrte sie stur ab.
"Aber Milly, ich...", begann er, doch sie schüttelte den Kopf und unterbrach ihn.
"Nein, Avery, geh bitte. Es ist lieb, dass du dir Sorgen machst, aber ich bin ganz gut versorgt. Danke für deine Fürsorge, aber mir geht's gut", wiederholte sie, worauf ich Avery von der Couch hochzog.
"Gehst du dann bitte? Milly will dich nicht hierhaben und ich kann mich auch nicht daran erinnern, dich hereingebeten zu haben", erwiderte ich ernst, er seufzte und nickte.
"Ja, sorry, ich mache mir nur Sorgen. Kannst du mir morgen schreiben, wie es dir geht, Milly? Sonst mache ich mir Sorgen", bat er, sie nickte.
"Mach ich, wenn du dann beruhigt bist. Danke für die Geschenke, Avery. Gute Nacht", sagte sie ruhig, er nickte.
"Gute Nacht." Er verließ die Wohnung wieder, während ich nur ungläubig den Kopf schüttelte. Dieser Kerl hatte echt einen an der Klatsche! Den würde Milly nie wieder losbekommen, wenn sie nicht deutlicher wurde! Von alleine würde Avery wahrscheinlich nie verstehen, dass er einfach nicht erwünscht war.

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt