›9‹

468 40 8
                                    

Während Danny sanft mit seinen Fingerspitzen meinen Rücken auf und ab streicht, liege ich in seinen Armen und genieße einfach die Tatsache, dass ich nicht alleine bin.

Er hat mich vorhin beruhigen können, mich danach einfach im Arm gehalten, während ich weiterhin still geweint habe.

Ich hatte schon lange keinen solchen Zusammenbruch mehr, doch vermisst habe ich es bei aller Liebe nicht.

"Alles verheilt?", fragt er mich mit ruhiger Stimme und fährt weiterhin beruhigend an meinem Rücken auf und ab.

"Schätze schon", murmel ich mit brüchiger Stimme vom ganzen weinen.

"Ich sitze zwar noch gerne weitere Stunden mit dir in diesem Flur, aber dort unten sitzen einige Leute auf heißen Kohlen, die unbedingt wissen wollen, wie es dir geht. Außerdem solltest du etwas essen", erklärt er und stoppt nicht eine Sekunde lang in seiner Bewegung.

Er mag zwar recht damit behalten, doch ich möchte nicht zu ihnen gehen.

Sie haben mich belogen, mir wichtige Dinge vorenthalten und mich vollkommen an der Nase herumgeführt.

Mit Danny ist es irgendwie anders.

Auch, wenn er einem nicht alles erzählt, würde er jemandem niemals ins Gesicht lügen.

Eine Frage und er schenkt dir die blanke Wahrheit.

Ob dir diese Antwort gefällt oder nicht, ist natürlich zu bedenken, doch niemals würde er lügen, was mich irgendwie sicher fühlen lässt.

"Ich habe ihnen zwar gesagt, dass sie unten bleiben sollen, aber halt du mal einen besorgten Alpha auf, der sich um sein Mädchen sorgt", scherzt er, was mich etwas zum Lächeln bringt.

"Die Sache mit der Markierung, Lilo", beginnt er nun jedoch, weshalb ich ziemlich verwirrt zu ihm und in sein Gesicht blicke.

"Er wird dir wahrscheinlich gesagt haben, dass er ein schlechter Mensch ist und dass du ihn hassen wirst, je mehr du über ihn herausfindest, doch das ist wahrscheinlich alles nur seine Angst", erklärt er und streicht weiterhin mit sanften Bewegungen meinen Rücken auf und ab.

"Nicht einmal die Angst vor dem Tod, ist damit zu vergleichen, sich davor zu fürchten, seine Mate zu verlieren, Lilo. Damit sage ich nicht, dass er keine Geheimnisse mehr hat, die dich erschrecken oder sogar abschrecken könnten, aber auch nicht, dass es so ist. Derrick liebt dich und will dich nicht verlieren. Wenn ihr es angeht, werdet ihr es zusammen durchstehen, weil ihr stark seid. Ihr dürft die Chance aber nicht unversucht lassen."
Ich weiß, dass er recht hat und ich weiß auch, dass wir uns dem gemeinsam gegenüber stellen müssen, doch wie macht man das jemandem klar, der fest davon überzeugt ist, bereits verloren zu haben?

Danny löst sich sanft von mir, stellt sich hin und lächelt mich an.

"Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Ich warte unten bei den anderen, bis du so weit bist", sagt er, ehe er sich zur Treppe dreht und einige Schritte geht.

"Danny?", halte ich ihn auf und schon dreht er sich zu mir um, nur um dann die Hände in die Hosentaschen seiner Jeans zu schieben.

"Als Micah mich damals hierher gebracht hat, warst du der Zweite, der mich einfach so akzeptiert und angenommen hat, obwohl ich im Sommer mit einem dicken Mantel vor dir stand. Du bist immer da, wenn ich dich brauche, bringst mich zum Lachen und bist immer ehrlich zu mir. Heute hast du mich als einziger erkannt, während andere mich abgestoßen haben. Du bist mein bester Freund und um diesen Teil zu erfüllen, muss ich nicht deine beste Freundin sein. Ich möchte einfach nur, dass du weißt, wie viel mir das bedeutet", sage ich und sehe kurz auf meine Finger, ehe ich wieder zu ihm sehe und ein kleines Lächeln erkenne.

"Du bist auch meine beste Freundin, Lilo. Ich habe dich heute erkannt, weil ich gespürt habe, dass du es bist. Außerdem sind diese Augen kaum zu verwechseln", lacht er auf und versucht diese Sache, welche er gemeistert hat, einfach mit einem kleinen Scherz niederzumachen, obwohl es etwas Großes ist.

Ich betrachte ihn genau, weiß dabei natürlich auch sofort, dass man ihn kaum ein zweites Mal finden wird und bin sofort dankbar darüber, ihn getroffen zu haben.

"Danke", sage ich noch und lasse so viel Dankbarkeit und Liebe in dieses eine Wort fließen, wie es mir möglich ist.

Wieder lächelt er.

"Ich warte unten", sagt er und geht dann einfach die Treppen hinunter.

Ich bleibe noch einen Moment hier sitzen, denke darüber nach und folge ihm dann jedoch nach unten.

Als ich das Wohnzimmer betrete, halten alle sofort in ihren Gesprächen inne und blicken mich besorgt an, weshalb ich mich instinktiv unwohl fühle.

Im nächsten Moment hängen drei Männer an mir und ziehen mich in eine feste Umarmung.

Ich hingegen kralle meine Finger sofort in das Shirt der Person, die links von mir steht.

Es verspricht mir Sicherheit und Geborgenheit.

"Noch geht es mir gut, aber wenn ihr so weiter macht, kann ich das nicht mehr behaupten", scherze ich, weshalb die drei sich von mir lösen, was mir endlich erlaubt sie alle genauer zu betrachten.

Direkt vor mir steht Micah, der mich unfassbar besorgt und gleichzeitig wütend betrachtet, während links von mir Derrick und rechts von mir Nael stehen.

"Wer hat dir denn Bescheid gegeben?", frage ich grimmig und sehe ihn auch dementsprechend an, ohne meine Finger von Derricks Shirt zu lösen, da es mir noch immer eine gewisse Sicherheit verspricht.

"Das war ich", gibt Davina bedrückt zu und traut sich dabei nicht, mich anzusehen.

Ich nicke, sehe dann auf und wünsche mir sofort, ich hätte es nicht getan.

"Was hattest du überhaupt in der Stadt zu suchen? Du weißt doch, dass du den Wald nicht einfach so verlassen sollst", tadelt Micah mich sofort streng, weshalb ich einen ernsten Blick zu Nael werfe, der mich aber schon fast flehend betrachtet, ihm nichts davon zu erzählen.

"Ich habe Nael nur einen Besuch abgestattet und dann war dieser Kerl auch schon da", sage ich und lüge dabei tatsächlich nicht.

Stattdessen lasse ich jedoch die wichtigen Informationen aus, was nicht gerade besser ist.

"Setz dich erstmal hin. Ich hole dir etwas zu essen und dann erzählst du uns alles etwas genauer", kommt es von Aeryn, die an mir vorbeigeht und mir dabei sanft über den Arm streicht.

"Macht mal Platz", knurrt Derrick plötzlich und stellt sich direkt vor mich, ehe er seine Hände an meine Wangen legt und meinen Kopf sanft in seine Richtung dreht, sodass ich ihm direkt in die Augen sehen muss.

"Wirklich alles verheilt?", fragt er und betrachtet mich aufmerksam, als ich nicke.

"Wirklich", versichere ich ihm dann noch einmal genau und erwidere seinen Kuss, als er sich plötzlich zu mir herunter lehnt und seine Lippen sanft auf meine drückt.

Ihn scheint es kaum zu interessieren, dass uns Leute umgeben, die uns dabei sehen können.

Als er sich wieder von mir löst, sieht er mir noch einmal in die Augen, dreht sich dann um und zieht mich an der Hand zum Sofa.

Gerade, als ich mich jedoch darauf setzen wollte, greift er wieder nach meiner Hand, macht auf sich aufmerksam und tippt auf sein Bein, als ich ihn ansehe.

Unbeholfen und gleichzeitig beschämt sehe ich mich um, entdecke dann aber, dass es niemanden zu interessieren scheint, also gebe ich nach, lasse mich auf seinem Schoß nieder und genieße dabei einfach seine Nähe, die mich so sehr beruhigt.

The Alpha GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt