H-B Teil 2

10. Kapitel

Ich hatte die ganze Nacht kein Augen zugekriegt. Sie war wach, ich war wach. Einmal war sie glücklicherweise für zwei Stunden eingeschlafen. Doch als sie wieder wach geworden war, hatte sie sofort wieder angefangen zu weinen. Ich konnte es nicht ertragen, sie so zu sehen. Ihr nicht helfen zu können! Wie konnte ich den Schmerz erträglicher machen? Egal was ich versuchte, sie blockte einfach ab und das machte mir Sorgen. Nichts hatte sie gegessen oder getrunken. Wollte sie etwa sterben?
Und wieso zitterte sie so? War ihr kalt? Ich nahm die Wasserflasche und versuchte es erneut. "Trink... Bitte".

"Lass mich in Ruhe...", murmelte sie.

Seufzend zog ich mein T-Shirt aus und reichte es ihr. "Dann zieh wenigstens das an und das nasse Handtuch aus. Du zitterst".

Genervt nahm sie sich das t-Shirt und schlüpfte stumm rein. Immerhin... Jetzt musste sie nur noch was zu sich nehmen. "Und jetzt trink. Dann lasse ich dich auch in ruhe, versprochen".

Sie legte ihre Hände an den Kopf. "Nein, James!" "Nur ein Schluck Wasser..." Sie sprang wütend auf. "Was verstehst du eigentlich an dem Wort 'nein', nicht?!"

Ich ballte meine Hände zu Fäusten. "Hör auf zu schreien! Ich mache mir nur Sorgen um dich!"

Sie verengte ihre rot geschwollenen Augen. "Du machst dir Sorgen? Du hast mir das doch alles angetan! Das ist alles deine schuld!" Sie kam näher. "Wärst du nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert! Ich wäre nicht gegangen! Ich wäre jetzt zuhause und womöglich, würde mein Vater jetzt noch leben! Aber du hast es kaputt gemacht, du hast alles kaputt gemacht!"

"Du kannst mich nicht einfach für den Tod deines Vaters verantwortlich machen!", verteidigte ich mich. "Er ist tot Chloe! Komm damit klar!"

Sie zuckte zusammen und schaute mich hasserfüllt an. "Verschwinde! Ich hasse dich einfach nur!"

Ich schlug wütend gegen die Wand und lief zur Tür. 'Wieso sagt sie sowas?' Alles hatte ich für diese Frauen stehen und liegen gelassen und immer wieder stieß sie mich weg! Es reichte! Ich hatte die Schnauze voll! "Du hast mir gestern gesagt das du mich liebst...", sagte ich und schlug die Tür hinter mir zu.
Wütend setzte ich mich ins Wohnzimmer und stützte meinen Kopf auf meiner Hand. Meine andere Hand lag auf meinem Oberschenkel und blutete vor sich hin. Ich verstand ihren Schmerz, aber nicht das sie so mit mir umging! Mein Blick ging zur Tür, wo Mika gerade reinschlenderte und mich verwundert ansah. Ich zwang mich zu einem Lächeln. "Na kleine, bist du also auch schon wach, hm?" Sie setzte sich neben mich und roch an meiner blutenden Hand. Seufzend zog ich sie weg. "Es ist nichts, Erik!", sagte ich und schaute ihn an. Ich hätte die Tür nicht zu knallen sollen. Seine Moralapostel Nummer brauchte ich jetzt nicht auch noch.

"Ich hole mal den Verbands Kasten", sagte er knapp und lief weg.

Genervt lehnte ich mich zurück und schloss meine Augen. Ich musste mich wohl oder übel, später bei Chloe entschuldigen. Obwohl ich die Schuld bei mir nicht sah, aber naja... Frauen.

Als Erik meine Hand hob, zuckte ich kurz vor Schmerz zusammen. "Vorsichtig!"

"Darf ich fragen was passiert ist?", fragte er und machte weiter.

Ich lachte verachtend. "Sie liebt mich, ah ne! Tut sie im nächsten Moment doch nicht! Sie hasst mich!"

"Sie muss den Verlust ihres Vaters verarbeiten. Im Moment ist jeder ein Feind für sie", versuchte er mich beruhigen. "Geben sie ihr zeit".

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, Erik... Nur ich bin ihr Feind und daran ist nur Michelle Schuld! Wie gerne würde ich dieses Miststück jetzt zerstückeln!"