Kapitel 88.

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Jungkook

Alles schmerzte. Jeder Zentimeter meines Körpers tat einfach nur weh. Meine Erkältung erledigte den Rest, nachdem Lee mich heute früh zurecht prügelte. Damit ich bloß nicht vergaß, wessen Regeln ich befolgen sollte. Also lag ich wie ein totes Walross in meinem Bett, kotzte gelegentlich in die kleine Wanne, die mir Jimin bereitgestellt hatte, oder putze meine Nase mit verschiedensten Taschentüchern. Irgendwann quillte unser Mülleimer vor lauter Tempos noch über.

"Du solltest echt hier bleiben, so schlimm wie du aussiehst" erklärte Jimin, doch das ganze erübrigte sich sowieso ziemlich schnell. Ich konnte mich kaum einen Zentimeter bewegen. Alleine das winden in meinem Bett, um von Zeit zu Zeit meine Position zu verändern, da es in einer ungemütlich wurde. Jedoch erkannte ich an Jimin mehr, das ihn an meinem Zustand besorgte.

"Du weißt, dass ich dir immer deine Zeit gebe Jungkook, aber du kannst mir nicht weiß machen, dass dieser riesige blaue Fleck auf deinem Bauch nicht von mehreren Schlägen stammt. Wieso... Wehrst du dich so dagegen, irgendwem zu erzählen, was wirklich mit dir los ist" fragte mein bester Freund besorgt und erneut senkte ich meinen Blick.

Ich hatte Angst. Angst, was Lee ihm vielleicht antat, sobald ich Jimin davon erzählte. Von all den Drohungen und seinen grausamen gewalttätigen Worten, sowie Taten. Dass er meine Schwester fast umgebracht hatte und mich Taes Herz brechen ließ. Seine Zukunft zerstörte und dadurch aufs übelste verletzte.

Jede Person der ich es erzähle, wäre in Gefahr. Lee drohte mir schon mit genug. Obwohl ich alles getan hatte, das er von mir verlangte, hörte er nicht einfach so auf. Dafür gab es für ihn zu viele Gründe. Er sehnte sich danach, sich mich zu nehmen. Am besten noch vor Taehyung, damit er dem Älteren weitere Lektionen erteilen konnte. Und ich wusste nicht einmal wieso er all diese Dinge tat. Sich entschied, ein so grausamer Mensch zu sein.

Meine Mutter war längst vergessen. Laut Lee fickten sie hin und wieder, doch er begehrte jemand anderen. Vielleicht wusste er sogar von meiner Transsexualität, doch dies bestärkte ihn sicher umso mehr in seinem Vorhaben. Seinen dreckigen Fantasien, die er an mir ausleben wollte. Er manipulierte mich emotional und sorgte dafür, dass ich keinem auch nur irgendetwas von dem, was er tat, erzählen würde. Ganz egal wie sehr ich mir wünschte, dass ich es könnte.

Aber meine Angst war riesig.

"Jimin ich... Ich kann nicht. Am Ende tut er dir das gleiche, oder noch viel schlimmere Dinge an" seufzte ich und senkte meinen Blick schmerzerfüllt und hilflos. Wohl wissend, dass sich Jimin keinesfalls einfach so abspeisen ließ. Wir waren unglaublich enge Freunde, mit einer ganz besonderen Verbindung. "Du weißt ich liebe dich, aber verdammte scheisse Jungkook, ich sehe nicht weiterhin hilflos dabei zu, wie du dich von irgendjemandem zerstören lässt"

Etwas anderes erwartete ich auch keinesfalls von Jimin. Er musste meinen Zustand schon seit längerem erkannt und wahrgenommen haben. Sagte nur nichts, weil er mir immer meine Zeit gab und darauf wartete, bis ich selbst zu ihm kam. Heulend in seine Arme fiel und über all meine Probleme und Ängste jammerte, bis wir eine ganze Nacht darüber redeten. Aber das hier war anders. Lee drohte von Anfang an damit, alle mir nahestehenden Personen zu verletzen. Und die Arten und Weisen, auf die er es tun wollte, waren unaussprechlich.

Aber irgendwann müsste ich es jemandem erzählen. Eigentlich wusste ich auch, dass Taehyung es früher oder später von mir verlangen würde. Wenn er endlich realisierte, dass er die Wahrheit verdiente. Dabei spielte es keine Rolle, wie sehr ich mich dagegen sträubte. Nicht, weil ich ihn aufgrund selbstsüchtiger Hintergründe in Unwissenheit ließ. Zum einen verdiente ich seine Vergebung in keinster Weise und ich wusste, dass mir der Ältere ohne nachzudenken verzeihen würde, wenn er erst einmal von den tatsächlichen Gründen wusste. Ganz besonders von den Dingen, die mir Lee antat, oder drohte, anzutun. Und außerdem stürzte ihn dieses Wissen am Ende nurnoch in ein weiteres Gefühlschaos. Sein momentanes reichte schon aus.

Weswegen ich es nicht noch schlimmer machen musste. Das tat ich durch unsere letzte gemeinsame Nacht eigentlich sowieso schon. Er sorgte sich um mich, sah förmlich besorgt aus, nachdem wir eine Art von Sex hatten, die zuvor in keinster Weise zu unserer Beziehung gepasst hatte und er mich fertig und erschöpft zurückließ. Und das obwohl ich seinen Hass verdiente, und es auch keinen Grund für ihn gab, sich weiter um mich zu sorgen. Dennoch tat er es.

Wahrscheinlich umso verletzender, dass ich ohne ein Wort verschwand. Nur wollte ich auch eher weniger riskieren, ihn mit meiner seltsamen Erkältung anzustecken.

Ich vermisste ihn trotzdem. Und jedes Mal wenn ich an den Älteren dachte, zerbrach mein Herz in weitere Einzelteile.

"Wer ist dieser Kerl, der dir das hier angetan hat" fragte Jimin, dieses Mal gefasster und deutlicher. Er machte ziemlich klar, dass er mit einer ausweichenden Antwort oder sogar gar keiner Antwort keinesfalls zufrieden wäre. Und wir so lange hier säßen, bis ich endlich den Mund aufmachte. Wohl wissend, dass es mir offensichtlich ungemein schwer fiel, darüber zu sprechen. Die letzten Monate behielt ich alles für mich. Lebte alleine mit dem Schmerz und sah dabei zu, wie ich Taehyung ruinierte und in ein unglaublich tiefes, dunkles Loch stieß. Voller Verzweiflung, Wut und Unsicherheit.

Ich wollte garnicht erst wissen, wie oft er seine Gefühle in Frage stellte. Oder wie oft er mich und meine Handlungen in Frage stellte. Weil es schwer sein musste einfach zu akzeptieren, dass ich ihm etwas derartiges antat. Dabei passte es nicht annähernd zu meinem Charakter. Oder dem, was ich ihm in unser gemeinsamen Zeit von mir offenbarte.

"Du bist manchmal echt unausstehlich, Jimin" beschwerte ich mich und lehnte meinen Kopf unzufrieden Seufzend gegen mein Bett. Wäre ich nicht so krank, hätte ich vielleicht weniger schnell nachgegeben. Doch mein kraftloser Körper kam sowieso gegen kaum mehr etwas an.

"Deswegen liebst du mich so sehr. Was würdest du nur ohne mich tun, mh?" Valide Frage. Ohne meinen besten Freund wäre ich sicherlich zu Hause versauert und geendet wie meine Mutter. Bestimmt outete ich mich niemals als Transsexuell und blieb in einem Körper, den ich abstoßend fand. Als lebte ich das Leben einer anderen Person, statt mir selbst. Und trat in Endeffekt in die Fußstapfen meiner Mutter. Wurde eine Hure und verkaufte meinen Körper für Geld, an andere, gewalttätige Kerle. Jimin unterstützte alles, was ich tat. Er unterstützte mich. Wir beide waren immer für den jeweils anderen da, ganz besonders in Situationen wie meine Momentan.

Deswegen wich mir Jimin ja auch kaum von der Seite.

"Der Freund meiner Mom er... Ich wusste schon lange von seinem krankhaften Interesse an mir. Eigentlich hätte ich darauf vorbereitet sein sollen, dass er von Taehyung und mir heraus fand. Was auch immer er ihm getan hat, er wollte sich an ihm rächen. Und durch mich war das unglaublich leicht." fing ich also an, doch schluckte zwischendurch schwer. Darüber zu sprechen gestaltete sich schwerer als erwartet. Ich hatte einen förmlichen Klos im Hals, abgesehen von dem ganzen Schleim durch meine Erkältung, der mir das Reden schwer machte.

Davon abgesehen musterte mein Gegenüber mich unglaublich verletzt und besorgt. Natürlich machte er sich Sorgen um meinen Zustand. Besonders lebendig sah ich gerade nicht aus. Und so fühlte ich mich auch.

"Gott Jimin er... Hätte fast meine kleine Schwester getötet. Und die Dinge... Die er mir antun würde, um Taehyung zu verletzen ich...-" "Oh Jungkook"

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I am blackkkk you guyssss

Zwar einen Tag verspätet, but I am back

Pretty Boy // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt