9. Kapitel

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Und da lag mein kleiner Bruder. Er saß auf dem Schoß eines Mannes und patschte mit seiner Hand in sein Gesicht. Der Mann grinste über das ganze Gesicht und als er sich umschaute, fiel sein Blick auf mich. Er erstarrte und blicke mir direkt in meine Augen. Ich erwiderte seinen Blick und schaute in schöne grüne Augen. Schöne grüne Augen eines schönen Mannes. Er war muskulös und hatte hellbraune Haut. Latino. Oh, Gott, wo war ich hier? Zwei unglaublich gut aussehende Männer innerhalb einer halben Stunde ist wirklich, unglaublich, echt...viel.

Ob er wohl deutsch sprach? Ich öffnete meinen Mund, doch er kam mir zuvor. "Hi, ich bin Piet.", stellte er sich vor. Piet also. Ich nickte. "Madeleine." Er lächelte. Sein Blick wanderte zu meinem kleinen Bruder. "Wie heißt er?", fragte er mich. "Caius.", entgegnete ich. Caius schaute mich an und ich nahm ihn in die Arme. Ich legte meine Wange an seine Wange und spürte für einen kurzen Moment mit geschlossenen Augen die Wärme, die von dem kleinen Menschen ausging. Dann schaute ich Piet an. "Sag mal, was machst du hier? Auf einer unzivilisierten Insel mit im Nirgendwo. Wäre es für dich nicht vorteilhafter jetzt in einem Vorlesesaal zu sitzen und dir etwas über das Nervensystem anzuhören?" Grinsend schaute er mich an. "Sehe ich aus wie ein Medizinstudent?", fragte Piet mich. Ich zuckte die Achseln. "Ähm, also, joa. Ja, doch." Seine Augen funkelten für einen Moment, doch so schnell wie es gekommen war, erlisch es wieder. "Glaub mir Madeleine, ich wäre auch gerne dort. Doch leider bin ich hier gefangen. Weißt du was, ich wollte wirklich einmal studieren. Aber nicht Medizin, sondern Psychologie. Aber wann wir hier wegkommen ist ungewiss. Weißt du, wie oft uns die Nerven schon beinahe zerstört haben. Die Jungs, dem Trainer und mir, wir sind hier schon verdammt lange. Viel zu lange, wenn du mich fragst. Und Malte hat mir erzählt, ihr wäret auch keine Hilfstruppe." Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. "Wie alt bist du, Piet?" "21."

Meine Augen weiteten sich. "Wie lange seid ihr schon auf der Insel?" Ich begann zu zittern. "5 Jahre, 8 Monate und 12 Tage." "Scheiße. Und wer sind die Jungs und der Trainer?" "Setzt dich hin. Ich erzähle dir alles. Malte hat dich wohl nicht in Kenntnis gesetzt." Ich ließ mich in den Sand plumpsen. Piet nahm Caius in seine Arme und bedeutete mir sitzen zu bleiben. Er stand auf und meinte, er käme gleich zurück, er gäbe Caius nur einem Freund, welcher ihm etwas zu Essen geben würde. Nickend wartete ich. Ich strich mit meiner Hand den weißen Sand glatt. Wie im Paradies. Könnte man meinen. Ich atmete tief ein und aus. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich versuchte mich zu entspannen, versuchte an etwas Schönes zu denken, an meinen letzten Geburtstag, doch meine Gedanken schwirrten zu der jetzigen Situation zurück.

Ich bemerkte gar nicht, dass Piet zurückgekehrt war und als ich meinen Blick hob, erschrak ich. Er saß vor mir im Schneidersitz und musterte mich. Aber nicht auf eine spöttische und abwertende Art und Weise, sondern so liebevoll, dass ich nur lächeln konnte. "Okay, dann erzähl mal", sagte ich mit einem unbeholfenen Lächeln. Er erwiderte es und begann zu erzählen.

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