Taehyung
Wut. Wut war gerade definitiv eines der vielen Gefühle in mir, aber fast das präsenteste. Auf mich selbst, den Jüngeren aber ganz besonders den Kerl, welcher ihm das antat. Dieser riesige blaue Fleck in der Mitte seines Bauches deutete mehrere und intensive Schläge an. Wie sein sowieso schon geschwächter Körper das ganze aushielt blieb mir ein Rätsel. Dass er noch so vor mir saß, wach und aufmerksam, war ein Wunder.
Und ich hatte dazu beigetragen. Zwar entschied sich Jungkook dazu, mich all diese Dinge mit ihm tun zu lassen, dennoch hätte ich ihn niemals so grob und hart berührt, wüsste ich von seinem fragilen Situation. Eigentlich zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. Es passierte und keiner konnte daran etwas ändern. Viel mehr machte mich deswegen die anderen Schandmale an seinem Körper wütend. Diejenigen, für welche ich nicht zuständig gewesen war, sondern ein anderer Mann.
Jedoch erzählte mir Jungkook offensichtliche Lügen, um den wahren Grund zu verheimlichen. Anscheinend hielt er doch unglaublich wenig von mir und lügte lieber weiter, statt mich zu behandeln, wie ich es verdiente. Oder es hatte andere Gründe, die ich nicht greifen konnte. Wie auch. Das wichtigste in seinem jungen Leben verheimlichte mir der Jüngere. Zeigte mir nie die unglaublich dunklen Seiten an seinem Leben.
Dafür ließ er sie mich jetzt erkennen. Wenn auch nur zum Teil und ein wenig unfreiwillig. Ich erkannte offensichtlich wie unangenehm es war, mir diesen Anblick zu offenbaren. Eigentlich sollte ich garnicht hier sein und mich nicht so intensiv um ihn kümmern, nachdem er mich verletzt und angelogen hatte. Doch ich wollte hier sein. Ich wollte bei Jungkook sein. Und ich musste endlich die ganze Wahrheit wissen. Weiterhin in dieser Unwissenheit zu leben, trieb mich in den Wahnsinn.
Weil ich immernoch nicht glauben konnte, dass er all das freiwillig tat.
Seine vielen Verletzungen sprachen Bände. Er selbst fügte sich diese ganz bestimmt nicht zu, außerdem musste die andere Person stark und grob gewesen sein, denn der große blaue Fleck an seinem Bauch reichte weit und zierte seinen halben Oberkörper. Ein Zeichen für mehrere Schläge für die die jeweils andere Person eine Menge Kraft aufwandte und ausholte.
Die Schmerzen, welche Jungkook aushalten musste, gepaart mit seiner starken Erkältung, mussten immens sein. Jedoch versuchte er auch dies zu verheimlichen und so gut wie möglich zu verstecken, wie schlecht es ihm eigentlich ging. All das sorgte für ein seltsames Gefühl in mir. Ich machte mir nicht mehr nur sorgen. Ich hatte förmlich Angst um den Zustand des Jüngeren, was er merken musste. Schon seitdem ich hier war ging er mir so gut es ging aus dem Weg. Beantwortete kaum eine meiner Fragen und wich jedes Mal aufs Neue meinem Blick aus.
Ich brauchte eine Antwort. Anders hielt ich das hier keinesfalls mehr lange aus.
"Wer hat dir das angetan" sprach ich verletzt und ein wenig verloren, da ich mich genauso fühlte. Nachdem ich eine Weile damit beschäftigt war, seinen Körper zu säubern, schaffte ich dies keine weitere Sekunde mehr. Meinen Körper lehnte ich ein wenig zurück, mein Atem stockte leicht und mein Blick wurde verletzter. Wie könnte mich sein Anblick auch nicht beeinflussen, ganz egal, was alles zwischen uns passiert war.
Meine Gefühle für ihn blieben die Gleichen. Keinen Tag hörte ich auf, an Jungkook zu denken oder mir Sorgen zu machen, keine Sekunde lang waren mir meine starken Gefühle für ihn nicht bewusst. Dann weiter in Unwissenheit gelassen zu werden, fühlte sich bedrückend und unglaublich beschissen an. Ich wollte endlich antworten. Ich wollte endlich Klarheit und etwas Licht in meine vielen dunklen Gedanken.
"Was verheimlichst du mir, Jungkook" fragte ich zusätzlich und sah tief in die Augen des Jüngeren. Seine musterten mich traurig, blickten hilfesuchend in mein Gesicht und auch sein Atem wurde unregelmäßiger und gebrochen. Der Gedanke daran überforderte ihn und ließ ihn noch fragiler wirken, als er mir sowieso schon vorkam.
Was hieß vorkam. Es war kaum zu übersehen, dass er in keinster Weise gesund aussah. Im Gegenteil. Seine Haut war blass, sein Gesicht und Körper dünn und seine Muskeln kaum mehr vorhanden, da er keine Zeit oder Kraft dazu hatte, diese beizubehalten. An manchen Stellen erkannte man seine Knochen deutlich hervorstehen und seine Augen sahen erschöpft aus. Und er fragte sich, wieso ich hier war. Momentan sollte ihn am besten niemand alleine und unbeobachtet lassen. Ganz besonders wegen dem, was er mir verheimlichte.
Den Grund, wieso sein Körper so zugerichtet war. Abgesehen von den Markierungen welche ich auf ihm hinterließ.
"Tae... Nicht" hauchte er bloß, doch ich seufzte unzufrieden. Wieso redete er nicht mit mir. Wieso empfand er es als bessere Wahl, mich weiter mit Unwissenheit zu quälen? "Wieso nicht? Findest du nicht, dass ich die Wahrheit verdiene, nach all dem, was du mir angetan hast?"
Ich hasste diese Anschuldigung. Und auf der anderen Seite konnte ich meine Gefühle gegenüber seinem Verrat natürlich nicht leugnen. Er stürzte mich in eine Abwärtsspirale und ließ mich an allem zweifeln. Vorallem an mir selbst, außerdem war ich mir sicher, niemals wieder jemandem vertrauen zu können. Ihm über den Weg zu Laufen war ein Stich ins Herz und jede Erinnerung an unsere wunderschönen und unvergesslichen Momente brannte, als würde man auf eine Verbrennungswunde drücken.
"Natürlich tust du das. Du verdienst noch viel mehr als die Wahrheit" Und doch verheimlichte er sie mir weiter. Sagte mir nicht einmal die Wahrheit über seine tiefe Wunde an seinem Bauch, oder den anderen Anzeichen mehrerer Schläge an ihm.
Ich fühlte mich machtlos, verwirrt und unglaublich durcheinander. Etwas Wut spielte bei den ganzen auch mit. Nicht auf Jungkook. Zumindest nicht ausschließlich.
"Dann sag mir, wer dir das angetan hat. Und warum er es getan hat" dabei klang ich keinesfalls als stellte ich ihm eine Frage. Eher verlangte ich es, weil ich mich keine Sekunde länger anlügen oder mit Halbwahrheiten, beziehungsweise gar keinen Antworten zufrieden gab.
"Taehyung ich... Ich will dir nicht weiter weh tun" schluchzte er leise, weswegen ich wieder näher an ihn heran rutschte. Er befand sich in einem sehr vulnerablen Zustand, vollkommen entblößt in seiner Badewanne, zur Hälfte gefüllt mit warmen Wasser, mit seinem schwachen Körper, kaum in der Lage, sich selbst zu helfen.
"Dann sag mir die Wahrheit" hauchte ich sanft, mit einer Hand liebevoll an seiner Wange. Ich vermisste ihn. Jungkook bloß anzusehen ließ mein Herz schmelzen, weswegen es umso schrecklicher war, ihn so sehen zu müssen. Am Rande seiner Kräfte, krank und schwach. Deswegen genoss er es wohl auf der einen Seite, dass ich hier war, jedoch machte ich es uns beiden in keinster Weise einfach.
Das zwischen uns brauchte endlich Klarheit. Und das wusste Jungkook, dennoch erkannte und verstand ich natürlich, wie schwer es ihm fiel, darüber zu sprechen. Womöglich wusste noch nicht einmal sein bester Freund wirklich davon. Es dann gerade mir zu erzählen, eine Person, die wohl am meisten darunter gelitten hatte, klang genauso hart, wie es für Jungkook in diesem Moment sein musste.
"Kannst du mir... Hier raus helfen?" sofort nickte ich. Verständlicherweise fand es der Jüngere angenehmer, zumindest den Ort zu wechseln, anstatt weiterhin als einziger entblößt zu sein und in seiner Badewanne zu sitzen.
Also half ich ihm und ließ ihn keine Sekunde los.
Das würde ich nie wieder.
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Thank god finallyyyyyy
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Pretty Boy // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓
Fanfiction𝐽𝑢𝑛𝑔𝑘𝑜𝑜𝑘 war noch nie besonders beliebt gewesen. Schon seit er klein war und mehr über sich selbst und wer er war heraus fand, lebte er damit, der Außenseiter zu sein. Dennoch weckte er das Interesse des beliebtesten und berüchtigtsten Stude...