Kapitel 95.

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Taehyung

Er sah so friedlich aus. Obwohl in seinem Kopf alles mögliche vorgehen musste, was für seine vielen, schlaflosen Nächte sorgte, schaffte es zumindest meine Nähe, dass er ein wenig zu Ruhe kam. Etwas, das ich durchaus gut nachvollziehen konnte. Selbst zu der Zeit, wo ich die Wahrheit nicht kannte, vermisste den Jüngeren. Wie könnte ich auch nicht, nachdem er dafür sorgte, dass ich mich Hals über Kopf in ihn verliebte.

Wovon ich Anfangs in keinster Weise ausging. Ich genoss mein ausgelassenes Sex Leben mit verschiedensten Menschen und ganz besonders keine Bindung. Nicht, dass ich niemals eine ernsthafte Beziehung wollte, ganz im Gegenteil sogar. Jedoch traf es mich mit Jungkook unglaublich schnell. Erst verletzte ich meine Prinzipchen für ihn und entschied mich für eine exklusive Freundschaft plus Beziehung, wenn man sie denn so nennen könnte, um mich ziemlich schnell zu verlieben. Bis es viel mehr als das wurde.

Weswegen mich sein Betrug umso mehr traf. Und auch jetzt vergaß ich es nicht einfach. In meinem Kopf herrschte ein ziemliches Chaos, ganz egal wie sehr ich seine Nähe genoss. Er hatte mich verletzt, ohne mir einen Grund dafür zu nennen. Zwar wusste ich jetzt warum, aber der Schmerz verging leider nicht einfachso. Wir beide bräuchten nach diesen zwei sehr ereignisreichen Tagen definitiv erst einmal eine Pause, um alles zu verarbeiten. Sowohl er, als auch ich.

Doch vorerst... Genoss ich. Nachdem ich seine Nähe viel zu lange vermissen musste und unser Hate Sex das Ganze umso schlimmer machte, da ich ihn berühren durfte, meinen Hass jedoch ziemlich genau zu spüren bekam, war es angenehm. Die angenehme Ruhe zwischen uns und sein etwas beruhigter Zustand, nachdem ihn das zuvor deutlich auflöste. Vielleicht hatte ich auch zu viel gefordert, nachdem mich erneut meine Wut gegenüber diesem Lee übermannte.

Mit meinen Emotionen sollte ich ehrlich ein wenig besser umgehen. Denn so schnell wie sie kamen, und so intensiv sie sich äußerten, desto schneller änderten sie sich. Ich musste Jungkook nur ein paar Minuten ansehen und verlor mich vollkommen in seiner unglaublichen Schönheit. Diesen hübschen braunen Locken, seinem makellosen Gesicht und dieser unglaublich sanften und eleganten Ausstrahlung. Er sah ehrlich aus wie ein schlafender Engel.

Und keiner, dafür sorgte ich persönlich, würde ihm jemals wieder etwas antun oder ihn mir nehmen. Natürlich war er kein Objekt, doch Lee hatte uns sehr offensichtlich und erfolgreich auseinander gebracht, um Jungkook für sich zu haben. Und seine Machtfantasien an dem Jüngeren auszuleben.

Sein Leben musste hart gewesen sein. Keiner, weder ich, noch sein bester Freund oder sogar seine Schwester konnten wissen, wie schwer die letzten Wochen für ihn aussahen. Dauerhaft unter Lees Drohungen und Macht leben zu müssen, in dem Wissen, dass er alles und jeden verletzen könnte und würde, musste eine dauerhafte Belastung und Angst sein. Und dieser... War er ganz alleine ausgesetzt. Gerade dieser Gedanke machte mich am wütensten. Ganz besonders auf mich selbst.

Ich hätte niemals auf die Worte anderer, sondern auf mein Gefühl hören sollen. Nur war es dafür definitiv zu spät, der Zug war schon lange abgefahren.

Aber ein weiteres Mal passierte mir dies mit ziemlicher Sicherheit nicht. Ich ließ diesen perfekten Jungen, dabei spielte seine Vergangenheit keine Rolle, keinesfalls mehr gehen.

"Es tut mir leid, was ich dir angetan habe" hauchte ich leise, während ich neben dem Jüngeren am Bettrand saß und verträumt durch seine weichen Haare fuhr. Er roch immernoch nach seinem angenehmen Shampoo, irgendetwas blumiges, aber definitiv nicht zu intensiv. Sein Gesicht blieb entspannt und sein warmer Körper nahm langsam wieder eine etwas normalere Temperatur an, nachdem dieser endlich seine verdiente Ruhe bekam. Und als er meine Worte wahrnahm, öffnete er wieder ganz langsam und verschlafen seine großen Rehaugen.

Pretty Boy // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt