Kapitel 1 - die Botschaft

497 10 0
                                    

Ich lebe mit meiner geschiedenen Mutter in Tokio, recht nah meiner neuen Schule, der Tōō Akademie. Sie weiß, dass ich immer noch mit ihrer Scheidung zu kämpfen habe, obwohl dies schon 5 Jahre her ist. Sie hat zwar seit einiger Zeit einen Freund, aber ich kann ihn nicht unbedingt leiden, zumal er meinen Vater nicht ersetzen kann. Ich weiß auch recht wenig über ihn. Er hat einen Sohn, der genauso wie ich Basketball spielt und in meinem Alter sein soll, aber das wars auch schon.

Ich sitze auf meinem Bett, „Schatz, kommst du mal bitte kurz!", als ich plötzlich ihre Stimme höre. „Ich komme schon.", antworte ich ihr und stehe auf. Ich gehe zu ihr ins Wohnzimmer und sehe sie, ihren Freund und einen mir noch unbekannten Jungen am Tisch sitzen. Ich setze mich neben ihn und schaue meine Mutter irritiert an. „Was möchtest du und wer ist das?", frage ich sie mit dem Finger auf den Jungen zeigend. Sie schaut ihren Freund an und dann uns. „Das ist Daiki, dein zukünftiger Stiefbruder.", erklärt sie mir und ich erstarre. „Was? Das akzeptier ich nicht!", protestieren wir gleichzeitig. Wir schauen uns nun überrascht an. „Da sind wir uns wohl einig, möchte gern Ass.", meint er und ich bin sofort angespannt. „Was hat du gesagt?", entgegne ich ihm angepisst. „Beruhigt euch bitte wieder.", versucht uns ihr Freund runterzufahren. Ich atme tief durch und lehne mich wieder in den Sessel. „Wir werden nächsten Monat heiraten. Ihr müsst beziehungsweise sollt keine Freunde oder eine Art von Geschwistern werden, aber wir bitten euch darum euch gut zu verstehen.", meint nun meine Mutter. „Wenn es weiter nichts ist.", meint mein „Bruder". „Wir werden auch herziehen Daiki.", meint sein Vater und er schaut ihn überrascht an. Bei dem Anblick seines überraschten Gesichts kann ich mir ein leises Lachen nicht verkneifen. „Und er wird bei dir im Zimmer schlafen.", fügt meine Mutter an und ich schaue sie nun überrascht an. Jetzt muss er leise Lachen, woraufhin ich finster zu ihm schaue. „Muss er in meinem Bett schlafen, oder was?", frage ich sie nun. „Nein, du weißt, dass wir noch ein Klappbett im Keller haben. Das werdet ihr gemeinsam raufholen und aufstellen." „Wir?" „Ja ihr. Ihr sollt euch besser kennenlernen und Daiki kennt sich hier noch nicht aus. Bitte tu mir den Gefallen Schatz.", bittet mich meine Mutter und Daiki kann sich ein weiteres Lachen nicht verkneifen. *Sie weiß, dass ich diesen Kosenamen hasse.* Ich seufze nun. „Wann zieht ihr her?", frage ich sie nun ruhig. „Am Wochenende. Daiki muss seine Sachen noch packen. Aber ihr könnt das Bett trotzdem schon mal hochholen.", erklärt sein Vater und ich seufze erneut. „Dann lass es uns tun. Ich habe schließlich noch was anderes vorgehabt.", meine ich und stehe auf. Ich gehe dicht gefolgt von Daiki meine Schuhe anziehen. Ich nehme den Schlüssel für den Keller und mache die Tür auf. Wir gehen nun schweigend hinunter.

„Wie heißt du eigentlich?", fragt mich nun Daiki hinter mir. „Katrin." „Katrin? Ich dachte du bist Japanerin?", fragt er irritiert. Ich drehe mich angepisst zu ihm um. „Hab ich was falsches gesagt?", fragt er nun auf unschuldig tuend. Ich wende meinen Blick auf den Boden und seufze. „Nein hast du nicht, schließlich bin ich es schon gewohnt. Ich habe wie du merkst, keinen typisch japanischen Namen, weil mein Vater damals wollte, dass ich einen Europäischen bekomme. Seitdem ich in die Schule gehe, höre ich immer dieselben Fragen. Es nervt, aber ich habe mich daran gewöhnt.", erzähle ich ihm während ich unseren Keller aufsperre. „Aha verstehe. Ich weiß nicht, ob du das auch ständig gehört hast, aber ich finde der Name passt zu dir.", meint er hörbar verlegen und ich erstarre für einen Moment. „Ach findest du? Ich finde ihn ehrlich gesagt gar nicht so schön. Ich hätte viel lieber einen Japanischen gehabt, aber das Leben ist schließlich kein Wunschkonzert.", meine ich nun. Ich betrete den Raum und versuche das Licht aufzudrehen, doch es funktioniert nicht. „Es ist immer noch kaputt.", mure ich rum. Ich suche in meinen Taschen mein Handy, doch ich finde es nicht. „Nimm meines.", meint er und hält sein Handy, mit der bereits aufgedrehten Taschenlampe über meiner Schulter, hin. Ich nehme es an, „Danke.", und leuchte in den Raum. *Wir haben echt viel Kram herunten. Wir sollten mal ausmisten. Da fällt mir ein, dass ich sie rauf holen wollte.* Ich leuchte auf die Regale und suche sie. Ich lasse Daiki einfach ungeachtet am Eingang stehen und suche weiter. „Da ist sie ja.", meine ich leise und greife hinauf. *Ich komm nicht ran. Wie habe ich sie damals da rauf bekommen?* Im nächsten Moment werde ich an der Taille hochgehoben. „Hey!" „Jetzt nimm was du suchst, damit ich dich wieder runterlassen kann.", meint er verlegen und ich tue dies. Er lässt mich wieder runter und ich puste den Staub von der Schachtel. „Was ist das?", fragt er mich nun, mit dem Kopf auf meiner Schulter. Ich merke, dass er mich immer noch hält und werde etwas rot. Doch ich will ihm nicht sagen, dass es mir unangenehm ist. „Alte Erinnerungen." „Erinnerungen?" „Ja, Erinnerungen an meine Kindheit mit meinem Vater. Daher ich jetzt auf die Oberschule ohne ihn gehe, wollte ich sie mir ansehen. Apropos auf welche gehst du eigentlich?" *Bitte nicht auf meine.* „Auf die Tōō Akademie, du?" „Auch.", antworte ich ihm etwas enttäuscht. Ich öffne nun die Schachtel und mir fällt sofort ein mir unbekannter Brief auf. Ich schaue jenen verwirrt an und nehme ihn heraus. Ich lege die Schachtel auf die Seite und öffne jenen, um ihn lesen zu können. „Was ist das?", fragt er mich interessiert. „Keine Ahnung, ich sehe ihn selbst zum 1. Mal.", meine ich. Ich erkenne sofort die Handschrift meines Vaters und lese ihn mir ganz genau durch.

Meine liebe Katrin,

Ich weiß, dass ich mich in letzter Zeit nicht gemeldet habe. Ich weiß auch nicht, ob du meine Briefe sowie diesen hier, jemals bekommen wirst. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg in deiner neuen Schule, sowie in Basketball. Ich weiß, dass du es schaffen kannst, wenn du dich nur genug anstrengst. Ich hoffe, dass du auch noch dieselbe Freude am Spielen hast wie damals, als ich es dir beigebracht habe. Ich werde demnächst mal in Tokio vorbeischauen vielleicht können wir uns dann heimlich treffen, da ich dich ja immer noch nicht sehen darf. Du kannst mich ruhig kontaktieren.

In Liebe, dein Dad

Ich falte den Brief wieder zusammen und fange an zu weinen. „Was ist los? Was steht drinnen?", fragt er besorgt. Ich drehe mich zu ihm um und weine in Daikis Shirt. Ich spüre wie er kurz erstarrt, da er dies nicht kommen sah. „Er ist von meinem Vater.", sage ich knapp und löse mich etwas von ihm. Ich wische meine Tränen aus dem Gesicht und schaue Daiki an. „Was hat er geschrieben?", fragt er nun interessiert. „Er schreibt zusammengefasst, dass er mir viel Erfolg wünscht und demnächst in Tokio ist. Er darf mich nämlich nicht sehen, aber ich wir dürfen Kontakt haben. Ich freue mich, dass ich ihn wieder sehen kann. Nur muss man das heimlich machen. Und ich hoffe, dass ich dann auch wieder mehr Spaß an Basketball spielen habe.", meine ich lächelnd. „Wieso?" „Weil ich Basketball von meinem Vater gelernt habe. Er hat mich quasi damit großgezogen. Wenn ich spiele, muss ich immer daran denken, dass ich es von ihm gelehrt bekommen habe und er mich nicht mehr spielen sehen kann. Diese Tatsache frustriert und macht dann natürlich auch weniger Spaß.", erkläre ich ihm und senke meinen Kopf in seine Brust. Er nimmt mich nun in den Arm und ich erstarre kurz. *Er ist gar nicht so schlimm, wie ich dachte.*, stelle ich gedanklich fest. „Dann freu dich darüber, dass du ihn wiedersehen kannst.", meint er und ich nicke. „Tue ich auch, aber wir müssen das Bett jetzt rauftragen. Sonst denkt meine Mutter mir beziehungsweise uns ist sonst was passiert.", meine ich und gehe zu jenem. „Ist gut.", meint er und folgt mir. Wir gehen schließlich samt Bett und Schachtel hinauf.

Verliebt in meinen Stiefbruder (Aominexoc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt