Motley Crew | Hyunlix

Kapitel 1 - Therefore I Am

Wieder blätterte ich eine Seite um und musste erneut ein Stöhnen unterbinden. Koreanisch zu lernen war anstrengend, aber ich wurde immer besser. Dank diesem Lernbuch und meinen verrückten Bandmembers.

Ich starrte die neue Seite an und sah mittlerweile nur noch unzusammenhängende Striche auf weissem Hintergrund.

Es reichte.

Mit einem Knall schloss ich das Buch und pfefferte es beiseite. Für heute hatte ich genug gelernt.

Ich schmiss mich auf mein Bett und stopfte meine Kopfhörer rein. Ich brauchte jetzt unbedingt Musik.

Eine Weile liess ich die Musik auf mich wirken. Sie war beruhigend, doch wurde meine Ruhe kurzerhand durch einen Riesenradau gestört.

*Was ist denn da los?*

Mit einem lauten Seufzer erhob ich mich und machte mich auf den Weg, die Quelle der Unruhe zu finden und schon bald wurde ich fündig.

Alle waren im kleinen, gemeinsamen Wohnzimmer versammelt und völlig aus dem Häuschen. Sämtliche Blicke und Hände waren auf eine Person im Raum gerichtet.

Hyunjin.

*Was hat er denn jetzt schon wieder?*

Innerlich verdrehte ich die Augen. Er war halt der heimliche Liebling. Irgendwie.

«Was ist denn hier los, Leute?», fragte ich schliesslich und schaute Bang Chan an, in der Hoffnung er würde es mir erzählen, doch sofort setzte jemand anderes an. Han natürlich:

«Du wirst es nicht glauben!! Hyunjin ist dabei!!!», schrie er, hüpfte auf und ab und wedelte mit den Arme als wäre er ein Huhn, das versucht zu fliegen.

«Bei was dabei?», fragte ich verwirrt und konnte mir keinen Reim auf seine Aussage machen.

Hyunjin trat vor und lächelte mich an. Dabei wurden seine Augen zu kleinen halbmondartigen Schlitzen.

«Ich darf als «Artist of the Month» performen.», sagte er schliesslich.

«Waa...!», entfuhr es mir und meine Kinnlade knallte gefühlt bis auf den Boden.

*Er?! Bei AOTM?! Aber! Warum?! Ich?!!*

Sofort ging das Geklatsche und Gepfeife weiter und keiner schenkte meiner verrutschten Miene Aufmerksamkeit. Zu meinem Glück.

Ich wusste, es war falsch so zu denken, doch irgendwo tief drin stahl sich etwas Dunkles an meine Oberfläche und konnte sich nicht für ihn freuen. Im Gegenteil, ich wünschte mir so sehr, ich hätte diese Möglichkeit gehabt, doch nun wurde sie ihm zuteil.

Schliesslich merkte auch keiner, dass ich mich davonstahl und mich wieder auf meinem Bett der Musik widmete. Nur dieses Mal war sie nicht mehr so harmonisch und beruhigend wie vorhin. Ich brauchte etwas, das meine Gefühle ausdrückte.

I'm not your friend or anything, damn

You think that you're the man

*Freu dich doch für ihn! Aber... Ich möchte so gerne beweisen, dass ich das auch kann... Der kann wahrscheinlich alles und kriegt alles... Neeein, er hatte eine harte Zeit, er verdient das! ABER ICH VERDIENE DAS AUCH!*

Hastig schüttelte ich den Kopf. Was für Gedanken... Normalerweile war ich nicht so, doch heute war nicht mein Tag. Die Aufnahme funktionierte nicht, das Training lief scheisse und irgendwie zwickte mein Rücken.

Völlig in meiner Musik und meinem Selbstmitleid versunken, bemerkte ich nicht, dass Bang Chan in unser Zimmer trat.

Erschrocken blickte ich auf, als er auf meine Schulter tippte.

«Felix? Alles in Ordnung? Du warst so schnell wieder weg?», fragte er besorgt.

«Ja, ja. Alles in Ordnung ich bin nur müde vom Lernen und habe etwas Kopfschmerzen, da war der Lärm nicht vorteilhaft.», versuchte ich mich rauszureden, was allem Anschein nach auch geklappte hatte.

Schulterzuckend drehte mein Hyung sich um, schnappte sich seinen Laptop und verschwand.

*Pfuuu! Das war knapp. Wie kann ich mich nur so benehmen? Ich sollte mich für ihn freuen! Stattdessen sitze ich hier und blase Trübsal wie ein 2 jähriges Kind, dass seine Süssigkeiten nicht gekriegt hat...Aber...*

Es half alles nichts. Nicht heute. Heute wollte ich mich einmal mies fühlen. Heute gab ich mir die Erlaubnis, neidisch zu sein. Aber morgen musste ich wieder der Sunshine sein, der ich war.

An dem Abend verlor ich mich deshalb noch in weiteren eher unglücklichen Songs und ging früh zu Bett. Ich musste das Gefühl wegschlafen.

Morgen würde die Welt wieder ein bisschen besser aussehen.

Hoffte ich jedenfalls.

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Hey Leute! Kleiner Nachtrag: Die Titel sind Songtitel, fühlt euch also dazu genötigt, den jeweiligen Song zu hören ;-)

Ich weiss, das erste Kapitel ist nicht so spannend, aber irgendwo muss man anfangen. 

Tschüssikovski :3