Herrin der Bestien

Teil 10

„Victor! Was machst du denn hier?", fragte ich ungläubig und starrte meinen Menschennachbarn an. „Ich bin dir gefolgt, weil ich geahnt habe, dass du irgendwas mit der Herrin der Bestien zu tun hast. Und ich hatte Recht, nicht wahr?" „Du darfst hier nicht sein. Du bist ein Mensch", stellte ich klar, während meine Leutnants sich hinter mir aufstellten. Die restlichen Bestien zogen sich zurück und bildeten einen Kreis um uns. Victor lächelte tapfer, aber ich konnte sehen, dass er Angst hatte. „Diese Bestien greifen mich doch nicht ohne deinen Befehl an, oder?" Ein gequälter Ausdruck trat auf mein Gesicht, weil ich unweigerlich an den letzten Menschen denken musste, der in meiner Anwesenheit hier gewesen war. Ich zog mein Jagdmesser und Victor zuckte zusammen. „Entweder du gehst freiwillig oder", ich hob das Messer, „wir zwingen dich dazu. Du hast die Wahl." Victor blickte mir fest in die Augen. „Ich will hierbleiben." Lykaon knurrte und trat drohend vor. Ich hob die Hand und erklärte Victor: „Du hast zwei Möglichkeiten, wenn du hierbleiben willst. Erstens, Cabaro bringt dich ins Verlies. Zweitens, du wirst ein Schattenwesen." Victor zögerte. „Ich möchte ein Schattenwesen werden." Ich warf Cabaro einen Blick zu. Die Löwenbestie trat vor und brummte: „Komm mit. Bringen wir die Zeremonie hinter uns." Während die beiden davongingen, blickte ich die versammelten Bestien scharf an. „Worauf wartet ihr noch? Zurück auf eure Posten!"

„Was meinst du? Wird Victor ein Schattenwesen wie Felix oder bleibt er auf meiner Seite?", fragte ich in Gedanken versunken. Lykaon knurrte. „Ich habe keine Ahnung, Herrin. Hoffen wir, dass er bei uns bleibt." Ich schwieg und dachte nach. „Wir müssen einen Plan machen, falls Felix hierher kommen sollte. Ich will ihm unser Schloss nicht kampflos überlassen." Ich packte mein Messer und stellte mir vor, wie ich es Felix an die Kehle presste, während er um Gnade winselte. „Herrin?", riss mich Lykaon wieder in die Wirklichkeit zurück. „Was?" „Die Sonne geht bald auf, Herrin. Und der Menschenjunge scheint die Zeremonie hinter sich gebracht zu haben." „Alles klar, danke, Lykaon", sagte ich und blickte Victor entgegen. „Nun? Kommst du mit in die Menschenwelt?", fragte ich ihn kühl. Victor blinzelte entrüstet. „Wo denkst du hin? Natürlich komme ich mit!"