Teil 4

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„Das ist es."

Bei Felix' Worten jagte ein kalter Schauer über meinen Rücken. Mein Instinkt schrie mir zu, dass ich das hier nicht durfte. Trotzdem lief ich immer weiter auf die alte Ruine zu, mit der Gewissheit, dass etwas Ungeplantes passieren würde. Bald passierten wir den riesigen, moosbedeckten Torbogen, wo ein Bär auf den Hinterpfoten hätte hindurchgehen können. Ich schluckte, Angst kroch in mir hoch. Immer noch unentdeckt erreichten Felix und ich den verfallenen Eingang des ersten Gebäudes. Doch kaum als ich den ersten Schritt durch den Eingang gemacht hatte, ertönte irgendwo über mir einen tiefes Brüllen. Ich erstarrte. „Was war das?", fragte Felix mit quietschender Stimme. „Ich weiß es nicht", murmelte ich wachsam und schaute mich um. Plötzlich fiel von oben ein riesiges Etwas herunter und landete vor uns. Felix schrie auf vor Schreck und stolperte nach hinten. Ich jedoch trat nur ein paar Schritte zurück. „Mia, pass auf!", rief Felix hinter mir. Ich sprang zur Seite. Trotzdem fuhren messerscharfe Krallen über meine Seite. Schmerzgepeinigt schrie ich auf. Die Bestie vor mir hielt inne und brummte seinem Kumpan etwas zu. Dieser zuckte zusammen und zog sich zurück. Die erste Bestie, mit einem Wolfskopf und schwarzem Fell, blickte mich aus glühend roten Augen an. Felix trat von hinten an mich heran und stützte mich, während ich die Hand auf meine Seite presste. „Herrin", knurrte die Bestie und neigte den Kopf. „Was?" Ich war verwirrt. „Ihr seid meine Herrin, Herrin des Mondes und der Bestien." Die Bestie wandte den Kopf zum dunkler werdenden Himmel. Ich schrak zusammen. Felix schaute mich an, als ich mir die Hände auf die Augen presste.

„Es ist Zeit", flüsterte ich und spürte schon, wie alle Erinnerungen zurückkehrten.

„Lykaon, bring Felix hier weg. Felix, du musste mir vertrauen. Verschwinde!", rief ich panisch, weil ich wusste, dass meine Haut bleicher, meine blonden Haare schwarz wie die Nacht und meine blauen Augen silbern wie der Mond wurden. Felix blickte mich aus großen Augen an. „Wer bist du, Mia?", flüsterte er.

Herrin der BestienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt